Jeder zweite Neuwagen stammt von Emil Frey oder Amag
Auf ihre Autos fährt die Schweiz ab

Amag-Gründer Walter Haefner (†101) und Emil Frey (†96) waren Pioniere, wie es sie heute kaum noch gibt. Sie bauten die beiden erfolgreichsten Schweizer Autodynastien auf.
Publiziert: 15.02.2018 um 23:52 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 16:21 Uhr
Timothy Pfannkuchen

Der Autohandel läuft dieses Jahr auf Hochtouren. Die guten Wirtschaftsaussichten lassen die Verkaufszahlen nach oben schnellen: 21'680 Autos kauften Herr und Frau Schweizer im ersten Monat des Jahres. Gut 11 Prozent mehr als noch im Januar 2017. Diese Zahlen freuen die Autokonzerne, aber auch bei zwei Firmen hierzulande sorgt die Auto-Kauflust für klingende Kassen. 

Im ersten Monat dieses Jahres ist zwar der VW Golf wieder das meistverkaufte Auto in der Schweiz. Aber im vergangenen Jahr wurde der König erstmals seit über 40 Jahren vom Skoda Octavia entthront. Auf der Teppichetage der Amag im Zürcher Seefeld wird das kaum für Stirnrunzeln sorgen. Denn: Der Octavia kommt ebenfalls aus dem VW-Konzern – und wird von der Amag importiert.

So wird die Amag, die VW, Skoda, Seat und Audi importiert, auch dieses Jahr der bedeutendste Autoverkäufer bleiben. Und vor der Emil-Frey-Gruppe über die Ziellinie brausen. Emil Frey importiert Jaguar, Kia, Land Rover, Lexus, Mitsubishi, Subaru, Suzuki, und Toyota. Seit dem vergangenen Jahr ist Emil Frey der grösste Autohändler Europas. Was für ein Trostpflaster!ß

Dynastie mit Benzin im Blut: Walter Frey vor einem Porträt seines Vaters Emil Frey.
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Weit mehr als nur Autos

Die beiden Giganten verkaufen in der Schweiz jedes zweite Auto. Gegen aussen geben sie sich als sympathische KMU. In Tat und Wahrheit sind sie Milliardenfirmen, deren Besitzer weit mehr als nur Autos verkaufen. Im Zürcher Messeparkhaus beim Hallenstadion etwa parkiert man bei der Amag. Das 4-Sterne-Hotel Bad Horn am Bodensee gehört Emil Frey.

Amag-Gründer Walter Haefner (†101) und Emil Frey (†96) wagten viel, als das Importieren von Autos eine Goldgrube war. Die Auto-Imperien wurden auch später stetig grösser, weil ihre Erben auch in Zeiten schrumpfender Margen die Nerven nicht verloren, sondern ausbauten.

Im öffentlichen Auftritt unterscheiden sich die beiden Firmen. Bei der Schweizer Nummer 1 Amag zeigt man gerne, wer man ist. Zahlen bekommen Journalisten frei Haus geliefert. CEO Morten Hannesbo (55) hat nichts gegen Öffentlichkeit und erklärt beispielsweise schon mal im BLICK die Umrüstung des ersten Schweizer Schummeldiesels.

«Mein Vater hatte kein Benzin im Blut»

Martin Haefner (63), Sohn von Walter Haefner, bleibt dagegen im Hintergrund. Der Boss der Amag-Mutter Careal ist Mathematiklehrer. Sein Vermögen wird von der Bilanz auf neun Milliarden Franken geschätzt. Er hält es wie sein Vater: Lieber klotzen statt protzen. Schon Walter Haefner trat nur öffentlich auf, wenn der Rennstallbesitzer seine geliebten Vollblüter präsentierte oder grosszügig Geld spendete. Die Haefners sind Kaufleute, keine Autoliebhaber. «Mein Vater hatte kein Benzin im Blut», sagt Martin Haefner.

Ganz anders bei Emil Frey. Er importierte erst britische Motorräder, später Marken wie Jaguar, weil er die Fahrzeuge liebte. Auch als er schon dick im Geschäft war, gab er «Mechaniker» als Beruf an – mit Stolz. Sohn Walter Frey (74) fuhr Autorennen. Eine Passion, die er mit seinem Sohn Lorenz Frey (27) teilt. Dieser ist Teamchef und Fahrer im Emil-Frey-Racing-Team. Als alt SVP-Nationalrat und ZSC-Lions-Präsident steht Walter Frey in der Öffentlichkeit. Im Geschäft bleibt er lieber im Hintergrund und setzt auf enge Vertraute wie CEO Gerhard Schürmann (57).

Grösster Autohändler Europas

Was 1924 mit Emil Freys Werkstatt im Zürcher Kreis 6 begann, baute der Sohn zum Imperium aus. Die meist mit Toyota assoziierte Emil Frey ist zum diverse Marken betreuenden Garagen-Riesen geworden. Er ist der grösste Schweizer BMW-Händler und importiert in sechs Ländern Autos des PSA-Konzerns (Peugeot, Citroën, DS). Eben, der grösste Autohändler Europas.

Wer genaue Zahlen will, der beisst auf Granit. Emil Frey hat nicht einmal eine Medienstelle. Ab und an gewährt Walter Frey, laut «Bilanz» zwei Milliarden Franken schwer, ausgewählten Medien ein Interview. Sonst mag er es diskret. Wie Amag-Eigner Martin Haefner. Zwei Schweizer Unternehmer alter Schule halt.

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