Fahrleistung, Nutzung, Kosten
Welcher Antrieb passt zu mir?

Verschiedene Antriebssysteme, so weit das Auge reicht. Kein Wunder ist es eine schwierige Entscheidung zwischen Benziner, Stromer, Hybrid und Co. Diese Fragen sollte sich jeder bei der Suche nach dem perfekten Auto stellen.
Publiziert: 12.07.2019 um 00:05 Uhr
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Aktualisiert: 12.07.2023 um 18:16 Uhr
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Andreas FaustLeitung Auto & Mobilität

Autokauf ist kompliziert geworden. Wer sich heute ein neues oder gebrauchtes Auto kaufen will, muss sich intensiv über konventionelle und alternative Antriebe informieren. Beide können Sinn machen: Denn ein Modell rechnet sich nur dann für Umwelt und Geldbeutel, wenn es auch zum persönlichen Mobilitätsprofil passt.

Jahresfahrleistung, Wohnsituation, Nutzungsverhalten – all das muss man sich ehrlich anschauen, abwägen und dabei sicher Kompromisse eingehen. Denn den einen idealen Antrieb gibt es nur für die wenigsten Kunden. Diese Gedanken erleichtern die richtige Antriebswahl.

Wie weit fahre ich im Jahr?

Schweizerinnen und Schweizer fahren im Schnitt knapp 13'500 Kilometer pro Jahr. Aber für uns ist viel wichtiger: Wie weit fährt jeder Einzelne? Ganz ehrlich: Wenn man nicht im Einöddorf ohne ÖV lebt, macht ein Auto unter 5000 Kilometer pro Jahr keinen Sinn – ÖV ist günstiger.

Wer sich heute ein neues oder gebrauchtes Auto kaufen will, muss sich intensiv über konventionelle und alternative Antriebe informieren.
Foto: Thomas Meier
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Zwischen 5000 und 10'000 Kilometer punktet am ehesten ein günstiger Benziner. Auf der nächsten Stufe zwischen 10'000 und 15'000 Kilometer kämen Benzin, Gas oder Hybride zum Zug – oder auch günstige Stromer. Plug-in-Hybride machen aufgrund des teuren Doppel-Antriebs erst über 15'000 Kilometer Sinn. Genauso der Diesel – aber mit über 20'000 Kilometer pro Jahr kommt man an ihm definitiv nicht mehr vorbei.

Wie nutze ich mein Auto?

Nur Kurzstrecken in der Stadt? Ganz klar ÖV. Wer ab und an in die Agglomeration muss, kommt mit Benzin oder Strom zurecht. Gas ist nur empfehlenswert, wenn man eine Zapfsäule in der Nähe hat und wenig ins Ausland fährt – dort sind Gastankstellen eine Seltenheit. Für häufige Langstrecken und kilometerfressende Aussendienstler bleibt der Diesel die Ideallösung: Keine lästigen Ladestopps, geringer Verbrauch und hohe Reichweiten sprechen für ihn.

Wo kann ich tanken?

Generell: Je näher die Tank- oder Ladestelle, desto besser. Für Gas sollte man sie in der Nähe haben, sonst gehen Geld- und CO₂-Ersparnis für die Wege zur Zapfsäule drauf. Deshalb lassen wir auch Wasserstoff noch aussen vor – eine Lösung für die Zukunft, aber nicht für heute bei nur zwei Tankstellen in der Schweiz.

Auch für Stromer kann das Laden zum Problem werden. Ideal: Im eigenen Haus lässt sich eine Wallbox installieren. Aber Mieterinnen im Block müssen mit dem Vermieter über die nötigen Installationen in der Tiefgarage verhandeln. Und bei Laternenparkern wirds ganz schwierig, mit vertretbarem Aufwand Strom ins Auto zu bringen.

Wie viel kann ich monatlich ausgeben?

Laut TCS lässt sich unter 350 Franken pro Monat kein Auto finanzieren. Stromer sind günstig bei Fahrtkosten und Unterhalt wegen des geringeren Serviceaufwandes, aber man muss sie sich erst mal leisten können. Kleine Modelle mit Benziner und Gasantrieb sind meist am günstigsten – bei Hybriden muss man genau rechnen, ob die Ersparnis den höheren Kaufpreis wirklich ausgleicht.

Wie gross muss mein Auto sein?

Familien fahren Kombi oder Van. Aber ganz ehrlich: Wie oft nutzt man denn tatsächlich den ganzen Platz? Viel einsparen an Geld und CO₂ lässt sich generell, wenn man das Auto für die 344 Alltage im Jahr ausrichtet – und nicht für jene 21 Ferientage, an denen man es voll belädt.

Nicht jeder Antrieb ist in allen Kategorien lieferbar. Diesel beim Kleinwagen sterben aufgrund der höheren Motorenkosten aus, Kombis und Limousinen gibts bei den Stromern zwar immer häufiger, da spielt dann die Preisfrage wieder mit. Aus dem Gasauto-Markt haben sich viele zurückgezogen – neben Kleinwagen gibts dennoch einige Kompaktmodelle, Kombis, Limousinen und mit dem Seat Arona einen kleinen SUV.

Kann ich hinter meiner Entscheidung stehen?

Was bin ich – Umweltfreund, Technikfreak, Sparfuchs? Oder ist mir mein Image egal? Dieselfahrer mögen ökologischer unterwegs sein, als viele denken, aber werden sich trotzdem ab und zu für den vermeintlichen «Stinker» rechtfertigen müssen.

Fahrer früher Hybride wurden als «Ökos» verlacht – auch wenn man an der Tankstelle zuletzt lacht, muss man das aushalten können. Genauso wie die panischen Blicke, wenn man Gas tankt – und alle anderen völlig unbegründet befürchten, dass gleich die Zapfsäule in die Luft fliegt.

Neues Auto oder Occasionsfahrzeug?

Als Letztes noch die Frage: Neu oder gebraucht? Das hängt nicht nur vom Budget ab, sondern auch von der Auswahl. Bei Gasfahrzeugen ist der Occasionsmarkt klein. Ebenso noch etwas dünn gesät Stromern, diese sind im Occasionsbereich aber immer mehr vertreten.

Bei gebrauchten Dieselmodellen ist die Auswahl nach aktueller Abgasnorm Euro 6d oder 6d-Temp ebenfalls noch knapp. Plug-in-Hybride gibt es erst seit knapp zehn Jahren und mittlerweile fast zu viel Auswahl. Sie sind aber als Gebrauchte mit aktuellem Antrieb, aber hohem Wertverlust nach den ersten Jahren besonders attraktive Occasionen.

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