CEO Thomas Schäfer stellt neue Strategie vor
Skoda ziehts in die Ferne

Neuer Chef mit immer noch ambitionierten Zielen: Skoda will bis 2030 mit günstigeren Modellen und mehr Elektrifizierung unter die Top Fünf des europäischen Automarktes.
Publiziert: 30.06.2021 um 16:22 Uhr
Andreas Faust und Wolfgang Gomoll

Edlere Interieurs, mehr Technik, pralle Ausstattung: Unter Ex-Chef Bernhard Maier (61) rückten die Modelle von Skoda denen der Konzern-Schwestermarke VW in jeder Hinsicht auf die Pelle. Doch dann musste Maier im letzten Juli plötzlich seinen Stuhl räumen – und Nachfolger Thomas Schäfer (51) treibt den tschechischen Autobauer jetzt in Richtung neuer Weiden.

«Skoda Next Level 2030» heisst die Strategie, mit der Skoda wachsen, neue Märkte entdecken und nachhaltiger und effizienter werden soll. Die Nummer fünf auf dem europäischen Automarkt mit jährlich 1,5 Millionen Fahrzeugen soll die 126-jährige Marke bis 2030 werden – hoher Anspruch, aber nicht unwahrscheinlich, wenn man ihre Marktanteile in Osteuropa oder auch bei uns anschaut.

In die Breite statt nach oben

Hoch hinaus wollte einst auch Maier, aber Schäfer sieht einen anderen Weg. Zurück zu den Wurzeln soll Skoda, mit erschwinglichen Einstiegsmodellen, egal ob elektrifiziert oder nicht. Eine radikale Kurskorrektur zu Modellen wie den Superb, die dem VW Passat sowohl technisch als auch von der Wertigkeit gefährlich nahekamen und Käufer anlockte, die sonst zu dem Wolfsburger Modell gegriffen hätten. Bei VW nahm man diese Premium-Offensive mit zunehmendem Unwillen zur Kenntnis. Aber warum ausgerechnet jetzt eine neue Strategie, wo die Folgen von Corona und des aktuellen Halbleiter-Mangels noch kaum abzuschätzen sind? «Jetzt ist genau der richtige Zeitpunkt. Während Corona hat sich das Bewusstsein unserer Gesellschaft massiv in Richtung Nachhaltigkeit gedreht», sagt Schäfer.

Skoda ziehts in die Ferne: Günstigere Autos, mehr Digitalisierung und höhere Effizienz – so will Skoda-CEO Thomas Schäfer (51) seine Marke ins Jahr 2030 führen.
Foto: Zvg
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Neu setzt Skoda daher auf Elektrifizierung in Europa. Bis 2030 will Skoda mindestens drei weitere vollelektrische Modelle auf den Markt bringen, die in Grösse und Preis unterhalb des Enyaq iV angesiedelt werden. Damit dürften Skoda-Ableger der ab 2025 geplanten VW-Ministromer gemeint sein und wohl auch ein Skoda-Pendant zum ID.3. «Aber keiner wird so klein wie unser aktueller Citigo», schränkt Schäfer ein. Auch am Schweizer und europäischen Bestseller wird die Elektrifizierung nicht vorbeigehen: «Der Octavia wird elektrisch», sagt der Skoda-CEO.

Jeder zweite ein Stromer

Mit diesen Modellen im Rücken soll in neun Jahren mindestens jeder zweite verkaufte Skoda in Europa über batterieelektrischen Antrieb verfügen. Andere planen aber mit deutlich mehr. Neue Start-ups à la Tesla könnten gleich elektrisch durchstarten, aber: «Wir müssen an unsere Händler und die preissensiblen Kunden denken», sagt Schäfer. Deshalb sei bei Skoda Transformation statt Revolution angesagt.

Draufzahlen, um die E-Auto-Quote zu steigern und den CO2-Flottenausstoss zu drücken, will Schäfer dabei keinesfalls. Acht Prozent Umsatzrendite lautet das Ziel, trotz Ausbau des Angebots in aufstrebenden und preissensiblen Märkten wie Indien oder Nordafrika. In Indien soll der Skoda Kushaq für Gewinne sorgen, ehe er in weiteren Schwellenmärkten ausgerollt wird. Auch Südostasien steht für Skoda auf der Agenda.

Effizienter und kostenbewusster

Dieses Engagement in Schwellenländern zeigt aber auch: Skoda muss effizienter und kostenbewusster werden, wenn sich die Kunden dort auch einen Skoda leisten können sollen. Die Komplexität der Modelle soll um 40 Prozent reduziert sowie die Ausstattungs- und Optionenvielfalt ausgedünnt werden.

Und schliesslich soll die Marke auch digitaler werden. Bis 2030 sollen Skoda-Modelle diejenigen mit der besten Bedienung sein, mit Powerpass soll eine gemeinsame Nutzerkarte für 110'000 europäische Ladesäulen lanciert werden und Schäfer will den Online-Verkauf in virtuellen Rund-um-die-Uhr-Showrooms starten.

Noch kein Verbrenner-Ende absehbar

Andere Marken haben sich schon aufs Ende für den Verbrenner festgelegt. VW als Hauptmarke im Konzern steuert voll Richtung E-Mobilität. Doch Schäfer bleibt zurückhaltend: In Schwellenländern fehle noch jegliche Ladeinfrastruktur; dort gehe es nicht ohne den Verbrenner – auch im Hinblick auf die Anschaffungskosten eines Autos. Selbst für die in Europa auf dem absteigenden Ast befindlichen Erdgas-Fahrzeuge sieht Schäfer bei Nutzfahrzeugen und in Schwellenländern noch grosses Potenzial.

Bei VW ist der Elektrokurs inzwischen so umfassend, dass man sogar die Entwicklung des einstigen Markenretters der tschechischen Schwester überlässt. Die neue Generation – und damit wohl die letzte – des Erfolgsmodells VW Passat wird gemeinsam mit der des Superb von Skoda verantwortet. So lässt sich die Konkurrenzsituation zwischen Superb und Passat geschmeidig auflösen.


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