Günstiger, sicherer, umweltfreundlicher?
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Was bringen uns Roboterautos?Günstiger, sicherer, besser für die Umwelt

Britische Studie untersucht vier Einflussgrössen
So parat sind wir fürs autonome Fahren

Die einen versetzt es in Panik, andere träumen davon: Autonome Autos könnten in zehn Jahren zur Normalität werden. In der Schweiz gäbe es keine schlechten Bedingungen dafür, wie ein globales Ranking zeigt.
Publiziert: 06.04.2022 um 13:33 Uhr
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Aktualisiert: 07.04.2022 um 16:27 Uhr
Andreas Faust

Alle grossen Autokonzerne forschen derzeit am autonomen Fahren. Sich selbst steuernde Autos sollen den Verkehr künftig sicherer, effizienter, ökologischer und günstiger machen. Weil sie als geteilte Fahrzeuge, die man einfach wie ein Taxi anhält, auch das Auto als persönlichen Besitz überflüssig machen könnten.

Dafür müssen allerdings einige Voraussetzungen gegeben sein: Eine optimale Mobilfunk-Abdeckung beispielsweise, damit die künstliche Intelligenz in den Fahrzeugen auf Karten- und Staudaten zurückgreifen kann und die Fahrzeuge im Nahbereich auch untereinander kommunizieren können. Es braucht eine Strasseninfrastruktur, die von den Sensoren der Autos leicht verstanden werden kann. Und es braucht die rechtlichen Möglichkeiten: Denn noch ist es in der Schweiz nicht erlaubt, ohne Hände am Steuer unterwegs zu sein.

Versicherer haben grosses Interesse

Wie fit sind nun Länder weltweit für die Einführung des autonomen Fahrens? Das hat das britische Versicherungsportal Confused untersucht. Denn: Gerade Versicherer sind interessiert an der Thematik. Sinkende Unfallzahlen würden weniger Schadensregulierungen bedeuten. Gleichzeitig muss aber künftig auch geklärt sein, wer bei einem Unfall mit autonomen Autos – so unwahrscheinlich diese auch sein mögen – für den Schaden eintritt.

Foto: zVg
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Stufenweise autonom

Beim automatisierten Fahren unterscheidet man fünf Level:

Level 1 bezeichnet Fahren mit Assistenzsystemen wie Spurhalter oder adaptiver Tempomat. Diese Technik wird heute schon in vielen Kleinwagen angeboten.

Auf Level 2 agieren diese Systeme in eng definierten Situationen teilautomatisiert – im Stau bremst der adaptive Tempomat zum Beispiel zum Stillstand und fährt automatisch an, wenns vorne weitergeht. Auf diesem Stand sind heute schon viele Fahrzeuge.

Auf Level 3 steuert sich das Auto zeitweilig selbst, hält zum Beispiel Tempo und Spur auf der Autobahn. Wichtig bis zu diesem Level: Der Fahrer muss die Hände am Steuer haben und jederzeit eingreifen können.

Auf Level 4 fährt das Auto selbst, kann aber den Fahrer je nach Situation auffordern, wieder das Steuer zu übernehmen.

Erst auf Level 5 agiert das Auto vollautomatisiert – die Passagiere haben mangels Lenkrad und Pedalen keine Eingriffsmöglichkeiten.

Beim automatisierten Fahren unterscheidet man fünf Level:

Level 1 bezeichnet Fahren mit Assistenzsystemen wie Spurhalter oder adaptiver Tempomat. Diese Technik wird heute schon in vielen Kleinwagen angeboten.

Auf Level 2 agieren diese Systeme in eng definierten Situationen teilautomatisiert – im Stau bremst der adaptive Tempomat zum Beispiel zum Stillstand und fährt automatisch an, wenns vorne weitergeht. Auf diesem Stand sind heute schon viele Fahrzeuge.

Auf Level 3 steuert sich das Auto zeitweilig selbst, hält zum Beispiel Tempo und Spur auf der Autobahn. Wichtig bis zu diesem Level: Der Fahrer muss die Hände am Steuer haben und jederzeit eingreifen können.

Auf Level 4 fährt das Auto selbst, kann aber den Fahrer je nach Situation auffordern, wieder das Steuer zu übernehmen.

Erst auf Level 5 agiert das Auto vollautomatisiert – die Passagiere haben mangels Lenkrad und Pedalen keine Eingriffsmöglichkeiten.

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Confused hat dafür einen Koeffizienten kreiert, um die Länder vergleichen zu können. Dabei wurden vier Kategorien von Einflussfaktoren gebildet und dann zum Gesamtergebnis zusammengefasst. Unter 30 Staaten schafften es die USA – wenig überraschend – auf Platz 1. Dort sind seit einigen Jahren bereits erste Shuttle-Services mit autonomen Autos – und einem menschlichen Fahrer zur Sicherheit – im Versuchsbetrieb und wurden bereits viele Millionen Testkilometer mit solchen Fahrzeugen abgespult. Und wo landet die Schweiz?

1. Politik und Gesetzgebung

Sind autonome Autos im Testbetrieb oder gar als kommerzieller Service schon erlaubt? Hier liegt die Schweiz am Ende des Rankings. Denn derzeit ist bei uns weder das eine noch das andere gesetzlich möglich. Vorne liegen zum Beispiel Japan und Deutschland. In Deutschland sollen noch in diesem Jahr die ersten sich selbst steuernden Autos in den Testbetrieb gehen. Die Schweiz dürfte bald aufholen: In der Neufassung des Strassenverkehrsgesetzes soll auch autonomes Fahren geregelt werden.

2. Technologie und Innovation

Hier gibts drei Einflussfaktoren: Die Anzahl der Hauptquartiere von Tech-Giganten, die Zahl der einschlägigen Patente und der Investitionen ins autonome Fahren. Vorne liegen klar die USA mit 50 wichtigen IT-Konzernen im Land. Aber vor allem bei den Patenten macht es die Schweiz nicht schlecht: Mit 3110 Patenten zu autonomer Mobilität liegt sie knapp hinter Israel mit seinen zahlreichen Tech-Start-ups. Wohl auch dank der Forschung beispielsweise an der ETH.

3. Infrastruktur

Absolute Voraussetzung fürs tatsächlich vollautonome Fahren sind elektrische Autoantriebe – nur dann können die Autos einfach gesteuert werden und sich selbsttätig auch wieder aufladen. Damit sich E-Mobilität durchsetzen kann, brauchts öffentliche Ladesäulen. Mit 907 Ladesäulen pro Million Einwohner liegt die Schweiz hinter den Elektro-Boomländern (dank enormer staatlicher Förderung) Norwegen, Niederlande und Schweden auf Platz vier unter den 30 Ländern!

Entscheidend ist ausserdem ein gut ausgebautes Strassennetz: Denn das autonome Fahren wird sich zunächst vor allem auf Autobahnen durchsetzen. Ausserdem braucht es klar bauliche Abgrenzungen, damit die Fahrzeugsensoren Strassen und Hindernisse sicher erkennen können. Die Schweiz steht dabei auf dem Treppchen – nur in den Niederlanden ist das Strassennetz besser ausgebaut.

4. Akzeptanz bei der Bevölkerung

Hier kommt der Knackpunkt: Ohne Vertrauen der Nutzer in autonome Fahrzeuge werden sich diese nur schwer durchsetzen. Weil noch niemand tatsächliche Alltagserfahrung mit solchen Fahrzeugen hat, ist es auch schwierig, nach der Zustimmung zum autonomen Fahren zu fragen: Wie sollen es die Befragten einschätzen können? Confused hat daher als Indikator die Zahl der Google-Suchen zu autonomen Fahrzeugen untersucht – also das Interesse am Thema. Ernüchternd: Die Suchanfragen und damit das Interesse haben von 2020 auf 2021 in der Schweiz um 12,2 Prozent abgenommen. Nur Dänemark, Estland und Portugal sind noch gleichgültiger gegenüber selbstfahrenden Autos.

Insgesamt schafft es die Schweiz auf den zehnten Platz unter 30 untersuchten Ländern. Wenn sich autonomes Fahren in der Schweiz durchsetzen soll, braucht es aber offensichtlich vor allem bei der Akzeptanz einige Anstrengungen. Das zeigt auch eine Umfage unter Blick-Userinnen im letzten Jahr: 67 Prozent der Befragten konnten sich nicht vorstellen, jemals Vertrauen in autonome Autos zu fassen.

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