Neuer Honda Civic Type R im Blick-Test
Radikaler wirds nicht!

Sportwagen-Fans aufgepasst: Honda hat die sechste Generation des kultigen Civic Type R auf den Markt gebracht. Das bedeutet: mehr Leistung, mehr Aggressivität, mehr Fahrspass. Im Blick-Test muss der radikale Kompaktsportler zeigen, was in ihm steckt.
Publiziert: 29.05.2023 um 05:05 Uhr
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Aktualisiert: 30.05.2023 um 12:24 Uhr
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Lorenzo FulviRedaktor Auto&Mobilität

In Zeiten von Downsizing und Elektro-Antrieben frohlocken wahre Petrolheads bei Autos wie dem neuen Civic Type R von Honda. Mit aggressivem Look, knackigem Schaltgetriebe und mehr Leistung denn je soll die Neuauflage an eine lange Tradition von Rennsport inspirierter Fahrzeuge der Japaner anknüpfen.

Vor der Fahrt

Hier ist Spektakel garantiert: Der stärkste Vierzylindermotor in einem Fronttriebler kombiniert mit einem manuellen Sechsganggetriebe treffen auf ein Fahrzeug mit Mega-Spoiler am Heckdeckel und fettem Lufteinlass auf der Haube. Der überarbeitete Zweiliter-VTEC-Turbomotor leistet 329 PS (242 kW) und schickt ein Drehmoment von 420 Newtonmeter an die vorderen 19-Zöller. Wir nehmen Platz im feuerroten Testwagen und stellen sogleich fest: Die gleichfarbigen Sportsitze sind bequemer, als sie aussehen und so tief positioniert, dass wir das Gefühl haben, fast auf dem Asphalt zu hocken.

Auf der Strasse

Nach den ersten Kilometern staunen wir: Der Type R fährt sich auf «Comfort» ganz zivil und ohne jeglichen Krawall. Das ändert sich, wenn wir via Schalter an der Mittelkonsole den Sportmodus aktivieren: Die Lenkung wird straffer, die Dämpfer härter, der Auspuff lauter und die Gaspedalkennlinie schärfer. Radikal wirds dann nach dem Druck auf den +R-Schalter: Der Kompaktsportler stellt im Trackmodus alle Komponenten auf Angriff! In nur 5,4 Sekunden jagt der Type R auf Tempo 100, klebt in Kurven förmlich auf dem Asphalt und kommt selbst auf feuchter Fahrbahn nie ins Rutschen. Bei allzu unsensiblem Gasfuss scharrt der Aggro-Honda hier und da mit den Vorderschlappen, bringt seine Leistung sonst aber prima auf die Strasse. Mit diesem Civic ist Fahrspass garantiert!

Honda hat die sechste Generation des Kultsportlers Civic Type R auf den Markt gebracht. Im Test muss der Honda beweisen, was in ihm steckt.
Foto: Lorenzo Fulvi
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Honda Civic Type R

Antrieb 2,0-l-R4-Turbobenziner, 329 PS (242 kW), 420 Nm@2200–4400/min, 6-Gang-Schaltgetriebe, Vorderradantrieb
Fahrleistungen 0 bis 100 km/h in 5,4 s, Spitze 275 km/h (elektronisch abgeriegelt)
Masse L/B/H 4,59/1,89/1,40 m, Leergewicht 1429 kg, Kofferraum 410 l
Umwelt Verbrauch Werk/Test 8,2/9,7 l /100 km, 186/220 g/km CO₂-Ausstoss lokal, Energieeffizienz F
Preis ab 58'090 Franken, Testwagen inkl. Optionen 64'034 Franken (Basismodell Civic e:HEV ab 35'990 Franken)

Antrieb 2,0-l-R4-Turbobenziner, 329 PS (242 kW), 420 Nm@2200–4400/min, 6-Gang-Schaltgetriebe, Vorderradantrieb
Fahrleistungen 0 bis 100 km/h in 5,4 s, Spitze 275 km/h (elektronisch abgeriegelt)
Masse L/B/H 4,59/1,89/1,40 m, Leergewicht 1429 kg, Kofferraum 410 l
Umwelt Verbrauch Werk/Test 8,2/9,7 l /100 km, 186/220 g/km CO₂-Ausstoss lokal, Energieeffizienz F
Preis ab 58'090 Franken, Testwagen inkl. Optionen 64'034 Franken (Basismodell Civic e:HEV ab 35'990 Franken)

Mehr

Das war super

Trotz des angegrauten, aber dafür intuitiven Infotainmentsystems bieten die beiden Displays im Cockpit viele nützliche Infos. Performance-Daten können in Echtzeit in unterschiedlichen Layouts abgerufen werden – perfekt für den Einsatz auf der Rennstrecke. Für die wochenendliche Passfahrt brauchts die Anzeigen allerdings nicht zwingend. Was es hingegen braucht, ist ein knackiges und schnell reagierendes Getriebe – hier kann der Type R definitiv punkten – auch dank Schaltpunktanzeige im Kombiinstrument. Erstaunlich ist zudem das Platzangebot selbst auf den hinteren Plätzen. Mehr als zwei Personen passen allerdings nicht in den Fond – schade.

Das war schwach

Der Ottopartikelfilter schluckt nicht nur 1 PS – ausserhalb Europas stehen beim Type R 330 PS im Datenblatt – sondern auch Sound. Das Fauchen, Brüllen und Ballern des Vorgängers ist passé – die Nachbarn werden es danken. Auch der Verbrauch ist nicht der Brüller – im Gegenteil: 9,7 l/100 km sind für einen Vierzylinder ziemlich happig. Happig ist auch der Preis unseres Testwagens, der mit Optionen auf stolze 64'000 Franken kommt. Viel Geld für einen Kompaktsportler, der auch punkto Verarbeitung nicht restlos überzeugen kann und für den Fans obendrein aktuell eine lange Wartezeit einplanen müssen!

Das bleibt

Der Civic Type R ist eine waschechte Fahrspassmaschine mit saustarkem Zweilitermotor, die den Spagat zwischen Alltags- und Rennbolide dennoch erstaunlich gut meistert. Dies liegt vor allem am hervorragend abgestimmten Fahrwerk, das zwar straff, aber nicht radikal bockig daherkommt. Doch sowohl beim Preis als auch an der Zapfsäule müssen Käuferinnen und Käufer genügend Budget einplanen – wer es sparsamer will, muss auf den zivilen Civic mit Hybridantrieb ausweichen.

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