Töffmesse Intermot Köln
Leistungsjäger und Klassik-Surfer

Während einige Modelle nächstes Jahr verschwinden, werden an der heute in Köln zu Ende gehenden Intermot neue Motorräder gefeiert. Die Töffmesse zeigt: Es geht weiter mit der Retro-Welle – und 2017 starten zwei lang erwartete Supersportler.
Publiziert: 10.10.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 10:05 Uhr
Brigitte Burri

Bei den Motorrädern werden nächstes Jahr ABS Pflicht und die Regeln für Emissionen verschärft. Technisch bedeuten die neuen Euro4-Vorschriften viel Aufwand für die Hersteller; was einerseits zu einer gewissen Bereinigung in den verschiedenen Modellpaletten führt, andererseits aber auch für innovative und spannende Zweiräder quer durch alle Sparten sorgt.

Aufrüsten an der Supersport-Front

Rechtzeitig zum 25. Geburtstag der Fireblade-Modellreihe präsentiert Honda die neuste Version: die CBR 1000 RR Fireblade SP-1. Mehr Leistung, weniger Gewicht und bessere Fahrbarkeit standen im Pflichtenheft der neuen «Feuerklinge», die mit 195 Kilo (vollgetankt; -15 kg) und einer Leistung von 192 PS (plus 11 PS) ihrem Piloten auch neue Erfahrungen punkto Handling und Kontrolle bieten soll.

Hondas Fireblade mit mehr Leistung (192 PS) und weniger Gewicht (195 kg).
Foto: Werk

Herzstück aller technischen Bemühungen ist ein Fünfachsen-Gyrosensor, der die Bordelektronik laufend mit präzisen Infos zum Fahrzustand versorgt. Daran docken verschiedene elektronische Assistenzsysteme wie Traktionskontrolle, Kurven-ABS, Stoppie-Kontrolle, Schaltassistent, Motorbremsmoment-Kontrolle sowie das semiaktive Fahrwerk an. Der SP-1 zur Seite steht die exklusive SP-2, eine speziell für Renneinsätze aufgelegte, zulassungsfähige Fireblade-Version, die sich durch überarbeitete Motorinnereien und Marchesini-Schmiederäder von der SP-1 unterscheidet und zudem mit speziellen Racing-Komponenten aufgerüstet werden kann.

Retro mit Wow-Effekt: Die Triumph Street Cup mit drehmomentstarkem 900-ccm-Motor.
Foto: Brigitte Burri

Suzuki tritt 2017 mit der komplett überarbeiteten und bereits im letzten Jahr als Prototyp gezeigten GSX-R 1000 an und will mit ihr die Supersport-Krone zurückerobern. Mit 203 Kilo und gegen 200 PS stark (exakte Daten sind noch nicht bekannt) sowie einem umfangreichen Elektronikpaket mit vielen Racing-Features macht Suzuki Ernst mit der Attacke.

Letztes Jahr noch ein Prototyp, will Suzuki mit der GSX-R 1000 zurück auf den Supersport-Thron.
Foto: Brigitte Burri

Der GSX-R 1000 steht die Variante GSX-R 1000 R zur Seite, die mit besonders hochwertigen Fahrwerkskomponenten den sportlichen Anspruch weiter ausbaut.

BMW hat seinen Supersportler S 1000 RR wie auch das Naked-Bike S 1000 R und das Crossover-Modell S 1000 XR im Rahmen der Euro4-Umrüstung einer sanften Modellpflege unterzogen.

Bei Kawasaki doppelt man nur ein Jahr nach Lancierung der kompressoraufgeladenen Supersportler H2 (200 PS) und H2R (310 PS) mit mehr Elektronik und hochwertigem Öhlins-TTX-Federbein nach, dazu kommt die limitierte H2-Carbon-Version.

Das Supersport-Flaggschiff von Kawasaki, die ZX-10R, kommt neu als RR-Variante (200 PS) und entspricht im Wesentlichen der Standard-ABS-Ausführung, verzichtet jedoch konsequent auf alltagstaugliche Ausstattung und erhält neu Schmiederäder. Der Vierzylinder hat ein verstärktes Kurbelgehäuse und neu beschichtete Stössel für noch grössere Belastbarkeit erhalten.

Rückkehr der Sporttourer

Um beim Thema Sport zu bleiben: Ducati besinnt sich auf seine tourensportliche Tradition und präsentiert die 210 Kilo schwere Ducati SuperSport mit 937 ccm grossem und 113 PS starkem V2-Vierventiler. Damit soll jeder Töfffahrer an jedem Tag und auf jeder Strasse Spass haben, versprechen die Italiener.

Die Ducati SuperSport verspricht Spass im Alltag.
Foto: Werk

Die Variante SuperSport S wartet mit einem voll einstellbaren Öhlins-Fahrwerk auf, hat den Quickshifter bereits installiert und wird serienmässig inklusive Soziussitzabdeckung geliefert. Der Kawasaki-Sporttourer Z 1000 SX (142 PS) kommt nächstes Jahr im scharfen Ninja-Look und sieht entsprechend sportlicher aus. Neue Assistenzprogramme liefern durch verbesserte Sensorik auch eine Art Kurven-ABS.

Goldene Mittelklasse

Stadtflitzer, Alltagstauglichkeit und sportliche Ambitionen, dies alles wird den Bikes der Mittelklasse zugeschrieben. Mit Spannung erwartet wurde deshalb die Enthüllung der Neuinterpretation der ER-6f von Kawasaki. Die Ninja 650 ist ein schmuckes und schon optisch ein sehr sympathisches Bike, das 193 Kilo wiegt und dessen 649-ccm-Reihenzweizylinder um die 70 PS liefert. Mit der niedrigen Sitzhöhe von 790 mm dürfte die Ninja 650 viele Fahrer und Fahrerinnen ansprechen.

Die Kawasaki Ninja 650 punktet mit niedriger Sitzhöhe.
Foto: Werk

Interessant auch die neue GSX-S 750 (112 PS), mit der Suzuki seine sportlichen Nakeds erweitert und die GSR 750 ablöst. Der Reihenvierzylinder stammt aus dem 750er-Supersportler der Marke und findet in der GSX-S 750 eine neue, clean und aggressiv gestylte Heimat. Zur Ausstattung gehört u.a. eine in drei Stufen einstellbare und abschaltbare Traktionskontrolle.

Retro ist Tr(i)umph

Diverse Hersteller haben den Zeitgeist erkannt und setzen weiter auf die im Absatzmarkt erfolgreiche Retro-Welle. So generiert BMW vom luftgekühlten 1170-ccm-Boxer-Modell R nineT mit 110 PS zwei weitere Derivate: R nineT Pure und R nineT Racer. Während letztere ganz im Design der 1970er-Jahre mit klassischer Halbschalenverkleidung und sportlich-kurzen Stummellenkern antritt, ist die Pure sehr schlicht und schnörkellos gehalten – eine ideale Umbaubasis.

Stummellenker, Halbschalenverkleidung: Das Retro-Bike Rnine T Racer von BMW.
Foto: Werk

Auch die Briten von Triumph stellen ihrer im letzten Jahr präsentierten Bonneville Street Twin mit 900er-Twin (55 PS) zwei neue Schwestern zur Seite: die Street Cup und die T100/T100 Black. Sie sollen mit dem kurzen Radstand und der niedrigen Sitzhöhe vor allem Einsteiger ansprechen, denen die 1200er-Bonnevilles zu schwer sind. Die Street Cup ist ein Hingucker in Custom-Optik: auf dem sportlich tief platzierten Lenker trägt der Twin Lenkerendspiegel, und der Soziussitz verschwindet unter einer abnehmbaren Abdeckung mit Nummerntafeln.

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