Töffmesse EICMA in Mailand
Von hip bis ultraheiss

An der gestern in Mailand zu Ende gegangenen EICMA wurde die zweite Tranche der Töff-Neuheiten für 2017 enthüllt. Während die europäischen Hersteller fürstlich angerichtet haben, hielten sich die Japaner zurück. Mit Ausnahme von Kawasaki...
Publiziert: 14.11.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 17:32 Uhr
Daniele Carrozza

Traditionsgemäss ist die Töffmesse EICMA in Mailand ein von den italienischen Herstellern theatralisch inszeniertes Heimspiel. Heuer traf dies allerdings nur auf Ducati zu.

So hatten die Roten, die sich Anfang Oktober an der Kölner Intermot noch zurückgehalten hatten, gleich sechs Modellneuheiten am Start. Die Neoklassik-Linie Scrambler erhielt mit der Café Racer und der Desert Sled gleich doppelten Familienzuwachs.

Die konstruktive Basis ist wie bei allen Scramblern der gutmütige, luft-öl-gekühlte und von einem Stahlgitterrohrrahmen umarmte Zweiventil-V2 mit 803 ccm und 75 PS.

120 PS, scharfes Design, rund 10'000 Franken: die Kawasaki Z900 dürfte heiss begehrt werden.
Foto: Daniele Carrozza / Werk
Mit der Café Racer hat Ducati bereits sechs Scrambler im Sortiment.
Foto: Daniele Carrozza / Werk

Die Peripherie zeichnet hier allerdings einen schnittig-sportlichen Café Racer mit viel Vintage-Flair sowie einen Heritage-Offroader mit Stilelementen, wie sie aus den ersten Abenteuer-Enduros der späten Siebzigerjahre bekannt sind.

Tatsächlich könnte die Desert Sled – wie frech – glatt als Neuinterpretation der legendären XT 500 von Yamaha durchgehen. Beide neuen Scrambler gibts ab März ab je 12'890 Franken.

Im Adventure-Touring-Segment runden die Italiener ihre Multistrada-Familie mit einer 937-ccm-Motorisierung nach unten ab. Einen stärkeren Motor (150 PS) mit Euro4-Homologation erhielt das zudem kompakter gezeichnete Power-Naked-Bike Monster 1200, wobei hier auch diverse Komponenten aus dem Topmodell Monster 1200 R übernommen wurden.

Den Einstig in die Naked-Welt markiert bei Ducati neu die Monster 797. Sie rollt mit dem umgänglichen Scrambler-Twin an und wird ab März für 9990 Franken zu haben sein.

Was für ein Geschoss! Die Panigale 1299 Superleggera von Ducati zählt zu den EICMA-Highlights.
Foto: eicma.it

Die Krönung war aber klar die auf 500 Stück limitierte Panigale 1299 Superleggera. Die feurige und superleichte Primadonna (fahrfertig nur 167 kg) kommt – für jene, die sich den 90'000 Franken teuren Spass leisten können – mit technischen Leckerbissen wie einem Monocoque und Rädern aus Kohlenfasern, MotoGP-Elektronik und einer Akrapovic-Auspuffanlage aus der Superbike-WM.

Der Hightech-V2 mit 1285 ccm drückt satte 215 PS ab und ist damit der mit Abstand stärkste Serien-Zweizylinder auf dem Markt – Euro4 inklusive!

Italien sonst eher verhalten

Zur Piaggio-Gruppe: Bei Aprilia gabs das Naked-Bike Shiver und die Supermoto Dorsoduro in überarbeiteter Form zu sehen. Neu ist primär der auf 900 ccm vergrösserte Zweizylinder-Vierventiler. Die Motorisierungen mit 750 und 1200 ccm werden nicht in Euro4 überführt.

Piaggo will 2017 den Kult-Scooter Vespa mit Elektroantrieb auf die Strasse schicken.
Foto: Daniele Carrozza / Werk

Konzernschwester Moto Guzzi hat die bis auf einige Kolorierungen optisch unveränderten V7-Neoklassiker auf Euro4 umgerüstet. Und Vespa? Dass die Oberitaliener ihren Kult-Scooter nach exakt 70 Jahren Bauzeit nun erstmals mit Elektromotor anbieten werden, sorgt weltweit für grosses Aufsehen. Die Vespa Elettrica befindet sich noch im Konzept-Stadium, soll aber im zweiten Halbjahr 2017 in den Verkauf kommen.

Bleibt MV Agusta. Bei der finanziell angeschlagenen Manufaktur war bis auf einige frische Farbvarianten erwartungsgemäss nichts Neues zu entdecken.

Japan? Kawasaki!

Honda und Suzuki hatten ihr Pulver bereits in Köln verschossen und zeigten in Mailand daher nichts Weltbewegendes. Nur der geländefähige Honda-Roller X-ADV (745 ccm, 55 PS, ab März für ca. 12'000 Fr.), der auch mit Reise- und Allrounder-Qualitäten glänzen soll, zog bei Honda die Blicke auf sich.

Yamaha bietet seinen Grossroller TMax neu mit Euro4 und in drei Ausstattungsvarianten an. Zudem wurde eine spannende Offroader-Studie namens T7 enthüllt. Spätestens Ende 2018 soll der vom Zweizylinder des Bestseller-Naked-Bikes MT-07 befeuerte Geländetöff anrollen.

Die Z650 steht ab Januar 2017 beim Kawasaki-Händler.
Foto: Werk

Mit der Z900 und der Z650 feierten bei Kawasaki gleich zwei Bestseller-verdächtige Naked-Bikes ihre Premieren. Die aggressiv gezeichnete Z900 mit 948 ccm und 125 PS aus vier Zylindern kommt genau zum richtigen Zeitpunkt und wird ab Februar die bei uns bis heute hervorragend verkaufte Z800 ablösen. Die Neue ist nicht nur stärker, sondern auch deutlich leichter. Der Einsatz eines Stahlgitterrohrrahmens in Kombination mit einer neuen Leichtmetallschwinge führte zu einer beträchtlichen Gewichtseinsparung von knapp 20 Kilo.

Etwa gleichviel abgespeckt hat dank ähnlichen Eingriffen die Nachfolgerin des Mittelklasse-Naked-Bikes ER-6n. Die Z650 (ab Januar) wiegt 187 Kilo und kommt mit dem knapp geschnittenen Kleidchen deutlich frecher und frischer daher. Der Reihenzweizylinder mit 649 ccm wurde im Wesentlichen vom Vormodell übernommen, erhielt jedoch eine Antihopping-Kupplung und etwas mehr Drehmoment. Preislich dürften die beiden Neuen im Bereich der Vorgängermodelle zu liegen kommen.

Europa lässt es krachen

Vielversprechende Bikes wurden auch von Triumph, BMW und KTM gezeigt. Bei den Briten gabs neben der lange erwarteten neuen Street Scrambler die Bobber zu sehen.

Bestückt mit Solosattel und dem 1200er-Twin lässt die Bobber von Triumph die Nachkriegszeit aufleben.
Foto: Werk

Ein genial verarbeitetes Bike im Stile der aufs Minimum reduzierten Umbauten der Nachkriegszeit. Die Bobber trägt den neuen 1200er-Twin in sich und kommt mit Finessen wie einem mehrfach verstellbaren Solositz, Starrrahmen-Optik und vielerorts sauber im Rahmen verlegten Kabelsträngen.

Bei der BMW R nineT Urban G/S werden Erinnerungen an die erste GS wach.
Foto: Daniele Carrozza / Werk

BMW erweitert seine Vintage-Linie um die R nineT Urban G/S, welche die Gene der legendären R 80 G/S aus dem Jahre 1980 aufnimmt.

Eindrücklich ist auch das Neuheiten-Feuerwerk, das die Österreicher von KTM abgebrannt haben. In Mailand drehte sich alles um die heissen Naked-Bikes der Orangen.

An der EICMA enthüllt: Die KTM 790 Duke.
Foto: Daniele Carrozza / Werk

Neben Updates der 125 und der 390 Duke sowie einer Neuauflage der bärenstarken 1290 Super Duke R, wurde ein scharfer Prototyp namens 790 Duke vorgestellt. Highlights sind der LC8c genannte Reihen-Zweizylinder mit vermutlich 800 ccm, konsequenter Leichtbau mit Komponenten aus dem 3D-Drucker sowie das fortschrittlichste, was es an Elektronik gibt. Das kantige «Hooligan-Bike» wird für 2018 erwartet.

«TÖFF»

Die nächste Ausgabe 12/2016 des monatlich erscheinenden Schweizer Fachtitels «TÖFF» bringt eine 10-Seiten-Strecke zu den EICMA-Modellneuheiten. Zudem einen Fahrbericht des runderneuerten Sporttourers Kawasaki Z 1000 SX sowie einen Vergleich zwischen den Mittelklasse-Allroundern Yamaha Tracer 700 und Kawasaki Versys 650. Im Rahmen der «TÖFF»-Leserwahl 2017 wird es zudem die hier beschriebene neue Ducati Scrambler Café Racer zu gewinnen geben. Ab 23. November am Kiosk.

Die nächste Ausgabe 12/2016 des monatlich erscheinenden Schweizer Fachtitels «TÖFF» bringt eine 10-Seiten-Strecke zu den EICMA-Modellneuheiten. Zudem einen Fahrbericht des runderneuerten Sporttourers Kawasaki Z 1000 SX sowie einen Vergleich zwischen den Mittelklasse-Allroundern Yamaha Tracer 700 und Kawasaki Versys 650. Im Rahmen der «TÖFF»-Leserwahl 2017 wird es zudem die hier beschriebene neue Ducati Scrambler Café Racer zu gewinnen geben. Ab 23. November am Kiosk.

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