Töff-Abenteuer
Schweizer Grizzly alleine durch Sibirien

In 37 Tagen allein mit einer Victory-Cruiser von Bern nach Wladiwostok – und anschliessend zurück zur Swiss-Moto! Urs Pedraita (49) alias Grisu Grizzly schaffte diesen Marathon bei Schnee, Eis und Temperaturen von bis zu minus 37 Grad. Und der Zürcher plant bereits das nächste Abenteuer.
Publiziert: 17.02.2014 um 13:03 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 19:31 Uhr
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Von Raoul Schwinnen

Verrückt! Alleine schon die 14 400 Kilometer vom Berner Bundesplatz zur Russki-Schrägseilbrücke in Wladiwostok sind im Winter eine Herausforderung. Urs Pedraita alias Grisu Grizzly bewältigte die über weite Teile schneebedeckte Strecke bei Temperaturen von bis zu minus 37 Grad aber nicht etwa mit einer geländetauglichen Enduro-Maschine und einem riesigen Begleittross, sondern mutterseelenallein mit einer 1700-ccm-Cruiser Victory Cross Country! Nach genau 37 Tagen, 7 Stunden und 41 Minuten hatte der Zürcher Abenteurer sein Ziel in Wladiwostock erreicht – und damit als erster Mensch alleine auf zwei Rädern im Winter die sibirische Taiga durchquert. Bevor Urs Pedraita nach seiner Rückkehr in die Schweiz zur Swiss-Moto fährt, machte er für ein Exklusiv-Interview beim SonntagsBlick Halt.

Warum wählten Sie für Ihr Abenteuer ausgerechnet eine komfortable Cruiser?
Urs Pedraita:
(grinst) Ich mags halt gerne gemütlich. Spass bei Seite. Einerseits war dies natürlich eine besondere Herausforderung. Andererseits war mitentscheidend, dass der 1,7-Liter-Motor der Victory Cross Country vom Konzept her ein Automotor ist und daher unterwegs von jedem Mechaniker repariert werden kann.

Waren Sie unterwegs auf solche Hilfe angewiesen?
Zum Glück nur einmal. Als mir rund 100 Kilometer vor Novisibirsk ein Simmering beim Schaltgehäuse kaputt ging und die Maschine Öl verlor. Ein Trucker half weiter und in der Stadt konnte ich den Defekt beheben lassen.

Was änderten Sie für den Wintermarathon an Ihrer Maschine ab?
Fast nichts. Ausser Stollenreifen und Spikes – und deshalb auch Spezialfelgen – war alles original. Natürlich gönnte ich mir eine Griff- und Sitzheizung.

Dennoch setzte Ihnen die Kälte zu?
Ja, Kälte und Einsamkeit. Ich hatte zwar Wetterglück und fuhr auf den rund 9000 Kilometern auf Schnee und Eis meist vor den Schneestürmen her. Dennoch waren die gut 2200 Kilometer durch die Einsamkeit der sibirischen Taiga, wo jedes Jahr hunderte Menschen erfrieren, schon sehr brutal.

Stösst man da auch an seine physischen Grenzen?
An die physischen und die psychischen. Ich hatte einige Male Angst und hätte am liebsten aufgegeben. Nur: Einfach Umdrehen konnte ich ja auch nicht. Und so biss ich mich halt durch. Glücklicherweise hatte ich praktisch immer Handy-Empfang. Und wenn du nach zehnstündiger, einsamer Fahrt bei minus 37 Grad mit undichtem Helm und Erfrierungen am Kopf im Dunkeln plötzlich ein Licht einer primitiven Hütte ausmachst, kommt dir das wie das Paradies auf Erden vor. Schätzen lernte ich die Hilfsbereitschaft der Einheimischen und der wenigen Trucker, die ebenfalls auf der einsamen Strasse unterwegs waren. Obwohl kaum einer englisch spricht, erhielt ich überall Unterstützung.

Wie schützt man sich auf dem Töff gegen die sibirische Kälte?
Nicht mit normaler Töffkleidung. Ich wählte eine arktische, hochalpine Ausrüstung und trug in der Taiga bis zu sieben Schichten übereinander. Dennoch versuchte ich mich auf dem Töff während der Fahrt kaum zu bewegen, um so etwas Wärme zu speichern.

Wurden Sie unterwegs nie aufgehalten?
Doch, oft sogar. Die Armee stoppte mich jeweils, um in erster Linie meinen Töff zu bestaunen. Die Polizei dagegen wollte immer meine Dokumente sehen und mich dann für irgend eine Lappalie büssen. Ich antwortete dann jeweils, ich werde die Busse direkt an Putin entrichten – dann liessen sie mich meist unbehelligt ziehen. Jeder Stopp bedeutete für mich aber wieder ein neuerlicher Kälteschub und war auch deshalb unangenehm.

Am Ziel wurden Sie aber wie ein Held empfangen.
Stimmt. Da praktisch jeder Russe im Auto eine Go-Pro-Kamera mitführt, damit er bei einem allfälligen Unfall der Versicherung gegenüber seine Unschuld beweisen kann, kursierten plötzlich viele Filmchen von mir auf Youtube. Und dies wiederum machte die russischen Medien auf mich aufmerksam. Es entstand ein richtiger Hype. Bei meiner Ankunft in Wladiwostock standen die Leute am Strassenrand Spalier und jubelten mir zu. Das war schon sehr speziell.

Nun sind Sie wieder zurück und von Donnerstag bis Sonntag an der Swiss-Moto. Starten Sie danach Ihr nächstes Abenteuer?
Ja, ich möchte die schnellste Erdumrundung schaffen und den von Nick Sanders mit einer Yamaha R1 aufgestellten Weltrekord von 19 Tagen und 3 Stunden unterbieten. Die Planung läuft bereits auf Hochtouren und das eben erfolgreich abgeschlossene Abenteuer hilft uns natürlich weiter, da diese Etappe bestimmt eine Schlüsselpassage wird.

Was kosten solche Abenteuer?
Da ich nun ein grösseres Team im Rücken habe, sind mehr Budget und Sponsoren nötig. Das Sibirien-Projekt kostete alles in allem rund 10 000 Franken. Die neue Herausforderung dürfte einen sechsstelligen Betrag verschlingen.

Wann und mit welchem Töff gehts los?
Ich will am 1. August 2014 starten. Beim Töff ist noch nichts entschieden. Warum nicht mit einer vom US-Tuner verstärkten Victory?

Swiss-Moto 2014

An der 11. Swiss-Moto in der Messe Zürich sind vom 20. bis 23. Februar 2014 die wichtigsten Töff-Neuheiten der Saison 2014 zu bestaunen. Hier ein kleiner Überblick:

BMW R nineT, BMW R 1200 RT, BMW S 1000 R, BMW C evolution, Ducati Monster 1200/S, Ducati 1199 Superleggera, Honda CB 650 F, Honda VFR 800 F, Honda VTX 1300, Honda F6C, Indian Chief, Kawasaki Z1000, KTM 1290 Super Duke R, KTM R 125/390, MV Agusta Rivale 800, MV Agusta Brutale 800 Dragster, Suzuki V-Strom 1000, Triumph Thunderbird LT/Commander, Yamaha MT-09, Yamaha MT-07, Yamaha XV 950/R, Vespa 125 Primavera

Öffnungszeiten:
DO 10 - 21 Uhr, FR 10 - 22 Uhr, SA 9 - 19 Uhr, SO 9 18 Uhr

Eintrittspreise:
Erwachsene: 22 Fr. (Abendticket ab 18 Uhr: 12 Fr.)
Kinder/Studenten: 12 Fr.
Familenticket: 47 Fr.

An der 11. Swiss-Moto in der Messe Zürich sind vom 20. bis 23. Februar 2014 die wichtigsten Töff-Neuheiten der Saison 2014 zu bestaunen. Hier ein kleiner Überblick:

BMW R nineT, BMW R 1200 RT, BMW S 1000 R, BMW C evolution, Ducati Monster 1200/S, Ducati 1199 Superleggera, Honda CB 650 F, Honda VFR 800 F, Honda VTX 1300, Honda F6C, Indian Chief, Kawasaki Z1000, KTM 1290 Super Duke R, KTM R 125/390, MV Agusta Rivale 800, MV Agusta Brutale 800 Dragster, Suzuki V-Strom 1000, Triumph Thunderbird LT/Commander, Yamaha MT-09, Yamaha MT-07, Yamaha XV 950/R, Vespa 125 Primavera

Öffnungszeiten:
DO 10 - 21 Uhr, FR 10 - 22 Uhr, SA 9 - 19 Uhr, SO 9 18 Uhr

Eintrittspreise:
Erwachsene: 22 Fr. (Abendticket ab 18 Uhr: 12 Fr.)
Kinder/Studenten: 12 Fr.
Familenticket: 47 Fr.

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