Indian-Comeback
Indianer auf Kriegspfad

Die US-Marke Indian ist zurück und reitet eine Frontal-Attacke auf Harley-Davidson – mit tollen Modellen und einem bärenstarken 1,8-Liter-V2-Motor aus der Schweiz.
Publiziert: 28.10.2013 um 12:03 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2018 um 07:06 Uhr
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Von Jean-Pierre Fassbauer (Text) und Barry Hathaway (Fotos)

Die älteste und einst grösste US-Töffmarke, Indian, wurde 1901 gegründet – musste aber als Folge der boomenden Automobilisierung 1962 den Konkurs anmelden. Diverse Versuche, die Traditionsmarke wieder zu beleben, scheiterten kläglich. Erst unter Regie des US-Konzerns Polaris gibt Indian jetzt nach über 50 Jahren ein beeindruckendes Comeback. Massgeblich an dieser erfolgversprechenden Wiedergeburt beteiligt ist auch ein Schweizer Unternehmen. Wurde doch der luftgekühlte «Thunder-Stroke-Motor» von der Firma Swissauto aus Burgdorf BE entwickelt.

Indian tritt zum Comeback mit drei Modellen an, die alle vom Schweizer 111-Kubik-Inch-V2 angetrieben werden. Während das Innenleben des Motors modernste Technik widerspiegelt, erinnert die äussere Optik an die Indian-Antriebe früherer Jahre. Gleiches trifft auch aufs Styling der neuen Bikes zu, die alle im klassischen Art-déco-Stil anrollen. Als nobler Komforttourer ausgelegt, präsentiert sich das von uns gefahrene Topmodell «Chieftain» im derzeit nicht nur in den USA angesagten Bagger Style. Die weit ausladende Bat-Wing-Front mit integriertem Scheinwerfer, Nebelleuchten und LED-Blinkern ist den klassischen Streamliner-Lokomotiven der 50er-Jahre nachempfunden. Die Form der schlanken Seitenkoffer entspricht dem schwungvollen Design der hinteren Radabdeckung. Und wie bei früheren Modellen und den zwei anderen neuen Indian thront auf dem Frontschutzblech der gläserne Indianerkopf als Positionsleuchte im hochglanzverchromten Federschmuckgehäuse.

Ein Knopfdruck erweckt den V2 zum Leben. Begleitet von dumpfem Grollen und stimmigen Vibrationen stampft der Langhuber mit rund 750/min den rhythmischen Herzschlag. Souveräner, kultivierter und nicht minder beeindruckend als die grossen Aggregate der anderen US-Marke Harley, denen er mit 1811 ccm Hubraum, 92 PS und einem Drehmoment von 163 Nm klar überlegen ist. Die Gasannahme lässt keine Wünsche offen. Erstaunlich, wie souverän der V2 aus tiefsten Drehzahlen ruckelfrei beschleunigt. Zwischen 2500 und 4000/min fühlt sich der Hubraumriese am wohlsten, dort erreicht er auch sein maximales Drehmoment. Über 5000/min wirkt er eher gequält. Den Motor bis zur Leistungsgrenze oder gar bis in den Begrenzer zu treiben, macht daher weder Sinn noch Freude. Die per Kabelzug bedienbare Kupplung ist leichtgängig und funktioniert präzise.

Beim Aufsitzen offenbaren sich die respekteinflössenden Dimensionen des Indian-Flaggschiffs. 2571 mm lang, 1022 mm breit und mit vollem Tank 385 Kilo schwer. Beim Fahren verschwinden die anfänglichen Bedenken schnell. Denn dank steilerem Lenkkopfwinkel, geringerem Nachlauf und kürzerem Radstand ist die Chieftain spürbar handlicher als ihre 15 Kilo leichteren Schwestern. Rhythmisch und sicher durch Wechselkurven surfen macht hier richtig süchtig. Die Schräglagenfreiheit? Für ein Bike dieses Kalibers einzigartig.

Fassen wir zusammen: Ein starkes Comeback! Das gelungene Design katapultiert traditionelle Formen früherer Indians in die heutige Zeit. Der moderne Motor begeistert genauso wie das souveräne Fahrverhalten. Nur hat dies alles seinen Preis. Den US-Retro-Tourer gibts ab 30'990 Franken.

«TÖFF»: Geht noch näher ran

Ausführlichere Informationen, besonders zum Schweizer Motor der beschriebenen Indian, erhalten Sie in der aktuellen Ausgabe 11 des Schweizer Fachmagazins TÖFF. Und umfassendere Berichte zu den hier im SonntagsBlick bereits vorgestellten Ducati 899 Panigale und BMW R nineT finden Sie in der kommenden TÖFF-Ausgabe 12, die ab 13. November am Kiosk erhältlich ist.

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