Harley-Davidson Project LiveWire
Watt’s Up

Diese Harley ist anders: Kein Schütteln, kein Poltern, nicht mal einen Auspuff… aber dank 75 PS und 70 Nm in vier Sekunden auf 100! SonntagsBlick fuhr den Prototyp einer Elektro-Harely bereits.
Publiziert: 16.08.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 03:33 Uhr
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Von Michael Kutschke

Wer hätte das gedacht: Harley-Davidson stellt einen Prototypen vor, mit dem selbst eingefleischte Asphaltcowboys ökologisch und stilvoll ins Klubhaus fahren könnten. Project LiveWire heisst er. SonntagsBlick und TÖFF durften auf dem Hockenheimring die erste elektrisch angetriebene Harley der Töffgeschichte schon fahren! Und sie sieht ehrlich gesagt überraschend gut aus, aber das charakteristische Harley-Blubbern eines grossvolumigen Zweizylinder-V-Motors hat sie nicht drauf. Der E-Motor steht dennoch unkaschiert im Zentrum der Konstruktion, der Rest: ein gestandenes Motorrad. Aber Elektroantrieb? Warum nicht! Denn in den Wortteilen «Motor» und «Rad» ist ja von Verbrenner keine Rede. Dennoch erstaunlich, dass ausgerechnet die US-Marke, die ihre Tradition sowie altbewährte Technik rund um grossvolumige V2-Triebwerke pflegt, sich traut, ein E-Bike vorzustellen. Die Meinungen dazu sind geteilt: Die einen meinen sarkastisch, «… dass sich das ultimative Machobike und Fans von Hollandrädern mit Durchstieg nun endlich einander annähern.» Andere posten, «… toll, dass man aus der angestaubten Cowboy-Biertrinker-Ecke rausfinden will, um endlich in der Gegenwart anzukommen. Die junge Generation hat mit so einer Elektro-Harley sicher kein Problem.»

Modern ist sie ohne Zweifel: LED-Lichttechnik rundum, die Leistungselektronik der Motorregelung ist wassergekühlt, ihr Triebwerk – übrigens ein Drei-Phasen-Induktionsmotor – drückt 75 PS und satte 70 Nm ab. Mit Energie versorgt wird das Kraftwerk durch einen Lithium-Ionen-Akku (10 kWh). Dies soll für eine Reichweite von etwa 85 Kilometern (bei normaler Fahrweise) reichen. Dreieinhalb Stunden dauerts dann, den Akku wieder zu laden. Das Motorrad wird übrigens bei 152 km/h elektronisch abgeriegelt und ist für eine Harley sensationell leicht: Nur 210 Kilo bringt sie auf die Waage. Wer nun glaubt, dass die Amerikaner ein Vernunftsmotorrad für Umweltaktivisten im Sinn hatten, ist auf dem Holzweg: In vier Sekunden beschleunigt sie auf 100 km/h! Dafür muss ein konventioneller Sportler locker 150 PS abdrücken. Ihr maximales Drehmoment steht, nebenbei bemerkt, schon ab null Umdrehungen an – zumindest theoretisch. So ein E-Motor legt brachial los und zerreisst alles, wenn er nicht entsprechend angesteuert wird. Per Software wird deshalb eine (weniger brisante) Drehmomentcharakteristik, die an einen Verbrenner erinnert, nachgebildet. Zwischen Gasgriff und Motor interpretiert also die Elektronik, wie viel Saft sie aus dem Akku zieht. Drive-by-Wire, wie bei modernen Verbrennern, aber etwas mehr Regeltechnik hat die Elektro-Harley schon noch in petto. Alleine der Umrichter fürs Drehfeld am Motor ist Hightech! Eher sanft setzt sich die LiveWire daher aus dem Stand in Bewegung. Hat man jedoch erst einmal Fahrt aufgenommen, spürt man, dass die E-Harley dicke Muskeln hat: Ruckzuck sind 152 km/h erreicht. Man fühlt sich ein wenig an die Sportbikes der einst zur Company gehörenden Marke Buell erinnert. So weit, so gut. Das propagierte Sound-Engineering jedoch enttäuscht. Von jetähnlichen Geräuschen war die Rede. Für uns hört sich die Klangkulisse, die rein mechanisch generiert wird, wie jeder andere Elektroantrieb an, nur etwas kräftiger. Hier gibts also noch Potenzial!

Fans helfen mit

Harley-Davidson pflegt ein inniges Verhältnis zu seinen Fans: 2013 stand für den US-Hersteller mit «Project Rushmore» die Touring-Reihe im Vordergrund. Dabei wurden durch Kundenbefragungen wichtige Erkenntnisse für künftige Entwicklungsarbeit und Modellpolitik gewonnen. Rund 100 Modifikationen an sieben Bikes waren die Folge. Jetzt gehen die Amerikaner mit Elektro-Prototypen auf Probefahrt-Tour. Die LiveWire-Bikes können also nicht gekauft werden, sie helfen aber Kundenwünsche an eine künftige E-Harley zu ermitteln. Die soll spätestens 2020 kommen! Ob die E-Harley dann technisch und optisch so beim Händler steht, hängt also auch von den Beurteilungen der Fans ab: Seit Juni 2014 fanden 5700 Probefahrten statt, die bis jetzt zu 15'500 Feedbacks führten.

Harley-Davidson pflegt ein inniges Verhältnis zu seinen Fans: 2013 stand für den US-Hersteller mit «Project Rushmore» die Touring-Reihe im Vordergrund. Dabei wurden durch Kundenbefragungen wichtige Erkenntnisse für künftige Entwicklungsarbeit und Modellpolitik gewonnen. Rund 100 Modifikationen an sieben Bikes waren die Folge. Jetzt gehen die Amerikaner mit Elektro-Prototypen auf Probefahrt-Tour. Die LiveWire-Bikes können also nicht gekauft werden, sie helfen aber Kundenwünsche an eine künftige E-Harley zu ermitteln. Die soll spätestens 2020 kommen! Ob die E-Harley dann technisch und optisch so beim Händler steht, hängt also auch von den Beurteilungen der Fans ab: Seit Juni 2014 fanden 5700 Probefahrten statt, die bis jetzt zu 15'500 Feedbacks führten.

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