Fahrbericht Ducati Panigale V4 S
All’Arrabbiata

Die Ducati Panigale V4 ist ohne Zweifel die heisseste Modellneuheit der Töffsaison 2018. Und mit 214 PS das stärkste Grossserienmotorrad der Welt. Test der feurigen Primadonna auf dem GP-Kurs von Valencia.
Publiziert: 07.02.2018 um 11:17 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 15:38 Uhr
Ducati Panigale V4 S
Foto: Milagro
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Daniele Carrozza

Die Ducati Panigale V4 ist ein Bike der Superlativen: Ihr prämiertes Design gilt schon jetzt als epochal, sie bringt revolutionäre MotoGP-Technik in die Serie und überschreitet mit sagenhaften 214 PS als erste Grossserienmaschine die magische 200-PS-Grenze deutlich. Ein Tabubruch, der ein erneutes PS-Wettrüsten zur Folge haben wird.

Nach 30 Jahren V2 wechselt Ducati für die neue Panigale auf den V4 aus der MotoGP und hat ihn auf mehr Standfestigkeit und Fahrbarkeit getrimmt.
Foto: Milagro

MotoGP-Know-how in Hülle und Fülle

Zu Weltruhm kam Ducati über den Rennsport. Die Roten sind – neben ihrem Engagement in der MotoGP – Rekordsieger in der seriennahen Superbike-WM. Dies brachte sportliches Image und letztendlich den Durchbruch auf dem Weltmarkt. Fundament dieses Erfolgs ist seit 30 Jahren der dogmatische 90-Grad-V2 mit zwangsgesteuerten Ventilen (Desmodromik). Jetzt ist Schluss damit, denn Ducati bringt den V4 in die Welt seiner Supersportler.

Einen V4-Antrieb besitzen die Italiener bereits seit 2003 – den im MotoGP-Werksrenner eingesetzten «Desmosedici». Ein auf bessere Standfestigkeit und Fahrbarkeit ausgelegtes Derivat mit etwas mehr Hubraum (1103 statt 1000 ccm) steckt nun in der Panigale V4. Der «Desmosedici Stradale» übernimmt unter anderem die um 42 Grad nach hinten gedrehte, platzsparende Einbaulage, was zwecks mehr Traktion den Einsatz einer längeren Hinterradschwinge ermöglichte. Zudem kompensiert die gegenläufig rotierende Kurbelwelle einen wesentlichen Teil der gyroskopischen Kräfte der Räder.

Resultat: leichteres Handling sowie Reduktion der Wheelie-Neigung. Auch bei den elektronischen Assistenzsystemen liess Ducati nichts anbrennen: Kurven-ABS, Traktions-, Bremsdrift-, Powerslide-, Wheelie-, Launch- und Motorbremskontrolle sowie ein bidirektionaler Schaltassistent sind Serie.

Smarter, effizienter, schneller

Wir testen die edle S-Version mit adaptivem Öhlins-Fahrwerk und Schmiederädern (ab 29'990 Fr.). Den Modus «Sport» lassen wir aus; «Street» sowieso – los gehts gleich im «Race»-Mode! Der lineare Knall des Kraftwürfels ist schlicht famos! Die Panigale V4 S zieht mir bei Hühnerhaut erzeugendem V4-Röhren erbarmungslos die Arme in die Länge. Die Power ist brachial – und eben doch nicht. Sie lässt sich nämlich überraschend einfach kontrollieren.

Das Superbike sticht extrem präzise in Kurven, verlangt aber ein feines Händchen, weil sie auf die kleinsten Lenkimpulse reagiert.
Foto: Milagro

War beim V2 um 10'000 Umdrehungen Schluss, gehts bei der V4 S da erst richtig los! Dabei hat man am Kurvenausgang nie auch nur im Ansatz das Gefühl, in punkto Druck dem V2 hinterherzuhinken. Der V4 kann also alles, was sein Vorgänger beherrschte, er überflügelt diesen bei der Topleistung aber klar und bietet ein wesentlich breiteres nutzbares Drehzahlband.

Unverschämt effizient ist zudem die in Fahrt via Kippschalter justierbare, geschmeidig intervenierende Traktionskontrolle. Ebenso ein echter Gewinn: Wheelie-, Motorbrems- und neu eingeführte Helfer für Power-Slides und Brems-Drifts. Die Systeme geben Vertrauen, und Vertrauen macht schnell! Auch Rutschkupplung und Getriebe lassen keine Wünsche offen.

Endlich schnell zu verstehen

Fahrwerks- und Chassis-seitig waren Ducati-Superbikes bis dato recht anspruchsvoll. Nicht so die Panigale V4 S. Sie gibt sich vor, am und nach dem Kurvenscheitel vorbildlich intuitiv. Die Handlichkeit der fahrfertig 195 Kilo leichten, super-schlanken Italienerin ist schlicht beflügelnd. Allein der Gedanke ans Abwinkeln reicht, und die V4 S hechtet zum Kurvenscheitel, den sie stets zuverlässig trifft.

Die S-Version verfügt über ein adaptives Öhlins-Fahrwerk.
Foto: Milagro

Wir bewegen ein Präzisionsinstrument, das dank ausgeklügeltem adaptiven Fahrwerk sehr fein und unmittelbar auf jeglichen Lenkimpuls reagiert und sich blitzschnell der jeweiligen Fahrsituation anzupassen vermag. Das schont Kräfte, bedingt anderseits ein feines Händchen sowie koordinierte Bewegungsabläufe.

Ducati bezeichnet die als Basis-Version ab 23’990 Franken erhältliche Panigale V4 selbstbewusst als «New Opera». Da ist was dran: Die Neue verfügt über einen bombastischen V4-Reaktor, ist um Welten zugänglicher als ihre V2-Vorgängerin, kommt bezüglich Chassis und Fahrwerk einem Skalpell gleich und dürfte bei der Elektronik die neue Referenz darstellen. Noch nie war man auf einer Ducati so schnell wirklich schnell – incredibile!

TÖFF am Kiosk

In der aktuellen Ausgabe des Motorradmagazins TÖFF (am Kiosk) ist ein grosser Fahrbericht zur neuen Reiseenduro Ducati Multistrada 1260 S zu finden. Zudem der erste Test des coolen Neoklassikers Triumph Bobber Black. Abgerundet wird Ausgabe 02/18 mit einer grossen Vorschau auf die Swiss-Moto und einem Werksbesuch bei KTM in Österreich.

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