Dunkelgrauer Himmel, nasse Fassaden und frostiger Wind: Keine idealen Voraussetzungen um die neue Aprilia Dorsoduro 1200 zu testen. Die hochbeinige Maxi-Supermoto profitiert fürs aktuelle Modelljahr eine milde Modellpflege. Dazu zählen um 2,3 kg erleichterte Schmiedefelgen und optimierte Elektronik. Kleine Retuschen wie der neue Schnabel, andere Auspuff-Hitzeschilder und ein neuer Nummerhalter schärfen die Optik und sparen nebenher ein paar Gramm.
Den Designern besonders wichtig: Sie verliehen der Riesen-Supermoto trotz ihres voluminösen Motors schlankere Linien. Da vergisst man fast, auf einem 220 kg schweren, 1197-ccm-V-Twin mit 130 PS und wuchtigen 115 Nm unterwegs zu sein. Natürlich weckt die Erkenntnis, auf einer Kanonenkugel übers rutschige Pflaster zu eiern, mulmige Gefühle - noch dazu auf einem 870 mm hohen Sattel.
Doch alle Bedenken sind unbegründet. Der 90°-Twin, dessen Zylinder mit unterschiedlichen Steuerzeiten beatmet werden, offenbart trotz seiner Wucht erstaunlich zivilisierte Umgangsformen. Eine wesentliche Rolle spielt dabei die servogesteuerte Drosselklappe (Ride by Wire). Sie amtet als Dolmetscher zwischen Gashand und Motor, verleiht diesem drei wählbare Modi (Rain, Touring und Sport), verringert die Motorbremse (EBC) und ermöglicht der Aprilia-Traktionskontrolle (ATC) Eingriffe, ohne gleich die Zündung abklemmen zu müssen.
Auf nassem Kopfsteinpflaster reissen wir im Ersten ruckartig voll auf: Statt eines fiesen Rutschers, beschleunigt die Dorso nur zaghafter und die ATC-Leuchte blinkt kurz auf. Genau so sensibel arbeitet auch das ABS. Die Systeme schenken Vertrauen. So ertappen wir uns dabei, wie wir angesichts der Bedingungen eigentlich zu schnell unterwegs ist. Zu kaufen ist die Dorsoduro 1200 ABS/TC ab 14 990 Franken.