Goodwood Festival of Speed
Aus Liebe zum Auto

Die Faszination fürs Auto ist ungebrochen. Das beweisen die Engländer seit 26 Jahren jeden Sommer beim Goodwood Festival of Speed. Ein Event für die ganze Familie – aber auch ein Weekend der Freude für Enthusiasten.
Publiziert: 13.07.2019 um 16:08 Uhr
Martin A. Bartholdi

Das schnellste Elektroauto der Welt pulverisiert den 20 Jahre alten Streckenrekord. Über 100 Jahre alte Autos erklimmen den Berg vor begeisterten Zuschauern. Ford baut ein Erlebniscenter über drei Etagen mit Rodelbahn. Das ist die verrückteste Gartenparty der Welt: das Goodwood Festival of Speed im Süden Englands. Der Duke of Richemond organisiert dieses Treffen für Autoliebhaber aus der ganzen Welt seit 1993 auf seinem privaten Grundstück. Eine 1,86 Kilometer lange Bergstrecke mit neun Kurven führt vor dem Landsitz des Dukes auf den Hügel.

Parkplatz der Superlative

Der Wahnsinn fängt schon auf dem Parkplatz an, wo ein Nissan Micra neben einem Rolls-Royce Cullinan oder ein Lamborghini Urus neben einem Ur-911er-Porsche stehen. Da kann der Speicherplatz auf dem Smartphone schon vor der Ticketkontrolle am Eingang ausgehen. Eine Digitalkamera mit grosser Speicherkarte sollte für den Besucher ebenso zur empfohlenen Standardausrüstung gehören wie Sonnenbrille, Sonnencreme sowie Regenschirm und Gummistiefel. Auf dem Festivalgelände können die Besucher durchs Fahrlager schlendern und F1-Rennwagen aus allen Jahrzehnten bestaunen. In der nächsten Zeltstadt stehen Hypercars von McLaren und Ferrari, aber auch Apollo, Koenigsegg oder Pagani. Auf einer Wiese feiert Bentley sein 100-jähriges Bestehen mit einer Ausstellung rarer Modelle, ohne besondere Absperrung der teuren Klassiker. Die Besucher begegnen den wertvollen Fahrzeugen mit Respekt, fassen sie nicht an und versuchen erst recht nicht, sich hineinzusetzen. Stattdessen sitzen an den Campingtischen daneben Familien mit Kindern und essen Sandwiches oder Fish and Chips.

Rennen ohne Sieger

Im Zentrum steht das Bergrennen auf den kleinen Hügel des adligen Landsitzes, das allerdings eher ein Schaulaufen denn ein echtes Rennen ist. Manch ein Fahrer pfeift auf die Zeit, um stattdessen vor der Villa seiner Lordschaft, dem House of Goodwood, einen Donut auf den Asphalt zu zaubern. So kommts, dass der über 70-jährige Julian Majzub in seinem Bugatti Type 35B von 1927 mit 64,25 Sekunden mitten unter die Sport- und Rennwagen fährt. Die meisten Fahrer geben auch in den alten Rennwagen Vollgas, denn Tempo gehört zu einer guten Show. Ebenso ernst nahm der Franzose Romain Dumas in VWs Elektrorennwagen ID.R das Bergrennen von Goodwood. Nach Pikes Peak und der Nürburgring-Nordschleife hat er sich den nächsten Streckenrekord geholt. Mit 39,90 Sekunden bezwang er zudem als Erster überhaupt den herzöglichen Berg in weniger als 40 Sekunden!

Das Goodwood Festival of Speed macht keinen Unterschied zwischen Benziner, Diesel oder Elektroautos wie dem VW ID.R.
Foto: Werk
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Porsche in Goodwood

Porsche schürt in Goodwood die Vorfreude auf die neue Elektrolimousine Taycan. Markenbotschafter und Ex-F1-Pilot Mark Webber startete mit dem getarnten Stromer. Weltpremiere feiert er im Rahmen der IAA in Frankfurt Anfang September. An der Startlinie enthüllte Porsche stattdessen den neuen Langstrecken-Rennwagen 911 RSR. Zwei Werksteams setzen den rund 515 PS starken Boliden ab September in der neuen WEC-Saison ein.

Porsche schürt in Goodwood die Vorfreude auf die neue Elektrolimousine Taycan. Markenbotschafter und Ex-F1-Pilot Mark Webber startete mit dem getarnten Stromer. Weltpremiere feiert er im Rahmen der IAA in Frankfurt Anfang September. An der Startlinie enthüllte Porsche stattdessen den neuen Langstrecken-Rennwagen 911 RSR. Zwei Werksteams setzen den rund 515 PS starken Boliden ab September in der neuen WEC-Saison ein.

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Autosalon der Zukunft?

Immer mehr Hersteller nutzen das Festival of Speed auch als Alternative zu Automessen wie dem Genfer Autosalon oder der anstehenden IAA in Frankfurt, um neue Modelle vorzustellen. So lancierte die italienische Marke De Tomaso ihr Comeback mit dem neuen P72. Dabei ist Goodwood auch eine Herausforderung, denn jede Premiere muss, nachdem das Tuch vom Blech gezogen wurde, den Hügel erklimmen. Kein Problem für den 750'000 Euro teuren Rennwagen nach LMP2-Reglement (24 Stunden von Le Mans). McLaren zeigte erstmals, was der neue GT kann, und wir durften beim Hügel-Sprint auf dem Beifahrersitz Platz nehmen. Der 620 PS starke Sportwagen jagt erstaunlich komfortabel über die etwas buckelige Piste, und mein Fahrer hat den Boliden nicht geschont. Auch der Motor arbeitet für McLaren-Verhältnisse sehr dezent im Hintergrund, womit der GT, wie beabsichtigt, zum gemütlichen Cruiser wird.

Das Goodwood Festival of Speed zeigt: Das Auto kann noch begeistern und Emotionen wecken. Dazu brauchts aber Action – neben dem Bergrennen gibts auch einen zwei Kilometer langen Rallye-Kurs und und eine Arena für Drifter, verrückte Panzer und Jetpacks. Eine Gartenparty für Verrückte und Enthusiasten mit einer Gemeinsamkeit: der Liebe zum Auto!

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