Fahrbericht: Citroën C6
Nur fliegen ist schöner – vielleicht

Sechs Jahre nach dem letzten XM baut Citroën wieder ein echtes Flaggschiff. Aber kann der extravagante C6 in die Reifenspuren der Göttin DS treten? AutoBlick machte die Probefahrt aufs Exempel.
Publiziert: 24.04.2006 um 09:27 Uhr
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Aktualisiert: 25.04.2019 um 18:10 Uhr
Von Timothy Pfannkuchen
Sechs Jahre nach dem letzten XM baut Citroën wieder ein echtes Flaggschiff. Aber kann der extravagante C6 in die Reifenspuren der Göttin DS treten? AutoBlick machte die Probefahrt aufs Exempel.
STECKBRIEF
Citroën C6 HDi 2.7 V6
ANTRIEB: V6-Turbodiesel, 2720 ccm, 208 PS, Drehmoment 440 Nm bei 1900/min. Frontantrieb, 6-Stufen-Automat (Serie).
FAHRLEISTUNGEN: 0–100 km/h in 9,3 Sekunden, Spitze 230 km/h.
KAROSSERIE: Länge 4,91 m, Breite 1,86 m, Höhe 1,46 m. Gewicht 1946 kg, Kofferraum 488 l.
TESTVERBRAUCH: 9,2 l/100 km Energieeffizienz C.
AUSSTATTUNG: 9 Airbags, Partikelfilter, ESP, Reifendruckkontrolle, hydropneumatische Federung, Alufelgen, Bixenonlicht, Klimaautomatik, u.a.
PREIS: ab 63000 Franken.
Citroën C6 HDi 2.7 V6
ANTRIEB: V6-Turbodiesel, 2720 ccm, 208 PS, Drehmoment 440 Nm bei 1900/min. Frontantrieb, 6-Stufen-Automat (Serie).
FAHRLEISTUNGEN: 0–100 km/h in 9,3 Sekunden, Spitze 230 km/h.
KAROSSERIE: Länge 4,91 m, Breite 1,86 m, Höhe 1,46 m. Gewicht 1946 kg, Kofferraum 488 l.
TESTVERBRAUCH: 9,2 l/100 km Energieeffizienz C.
AUSSTATTUNG: 9 Airbags, Partikelfilter, ESP, Reifendruckkontrolle, hydropneumatische Federung, Alufelgen, Bixenonlicht, Klimaautomatik, u.a.
PREIS: ab 63000 Franken.
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Vergessen Sie Wirtschaftsflaute und Raserdebatte: Wenn die Welt C6 fahren würde, wäre sie friedvoll, relaxed und wohl auch frei von Tempobussen. Nie bin ich entspannter gefahren als im neuen Citroën-Flaggschiff! Gefahren? Geschwebt! Mit seiner hydropneumatischen Federung wippt der C6 jede aufkeimende Hektik voller Sanftmut beiseite.


Was ich bei anderen Autos kritisieren würde – hier scheint es mir selbstverständlich. Ja, so muss ein grosser Citroën sein: Die Lenkung so leicht, dass ich mich dabei ertappe, das Lenkrad mit nur einem Finger zu führen; das Fahrgefühl so abgehoben, dass ich mir vorkomme wie eine französische Filmdiva; die Geräuschdämmung so aussergewöhnlich, dass ich mich in einer wattierten Beruhigungszelle wähne. Den schnöden Alltag sperrt dieser mobile Behaglichkeitstresor vollständig aus. Weiter kann man sich in einem Auto vom Autofahren nicht entfernen.

Der entspannte Turbodiesel
 


Zu diesem Wellness-Erlebnis passt der entspannte Turbodiesel. Er kostet zwar 4000 Franken mehr als der V6-Benziner (215 PS, ab 59 000 Franken), wirkt aber erheblich souveräner: Der partikelgefilterte Selbstzünder schüttelt seine Kraft locker aus sechs v-förmig angeordneten Zylindern. Weit, weit entfernt gemahnen 208 PS an eine schnurrende Katze, Kaminabendstimmung – und souveräne Kraft. Der Automat tut, wozu es Automaten gibt, kaschiert jede Anfahrschwäche und wechselt unmerklich zwischen sechs Gängen. Sogar das Tanken bleibt entspannend: 9,2 l/100 km Testverbrauch.

Nur hie und da lässt dieser fliegende Teppich die harte Realität der Strasse in mein Bewusstsein dringen. Kurze Stösse, etwa bei Schlaglöchern, sind niemals böse, aber angesichts der sonstigen Geschmeidigkeit ziemlich deutlich im Gesäss zu spüren. Rauer Asphalt wird als feinste Vibration spürbar; die automatische Handbremse sorgt mitunter für einen Ruck beim Losfahren. Doch alles Mäkeln erscheint hier kleinkariert: Selbst nach schneller Autobahnfahrt in Deutschland steige ich völlig entspannt und unverschwitzt aus.

Die Unart schwer verständlicher Bedienungselemente erspart der C6 seinem Fahrer ebenso wie jene unbekümmerte Auffassung von Qualität, die vielen die Marke Citroën einst vergällte. Extrovertiertheit (etwa ein digitaler Tacho) gehört zwar immer noch dazu, aber die (ziemlich zahlreichen) Knöpfchen geben keinerlei Rätsel auf. Gediegen der Stil, hochwertig die Machart, bequem die Sessel – der C6 peinigt mich nicht mit Verschrobenheit. Im Fond dürfen sich die Passagiere bei riesiger Bein- und guter Kopffreiheit räkeln – mit «Lounge»-Paket (2300 Franken) sogar auf elektrisch verstell- und beheizbaren Sitzen.

Sicher, die Übersicht ist gleich null. Ohne Parksensoren (ab Version Lignage serienmässig) erinnert das Rangieren an einen Blindflug. Wer den C6 als Kurvenjäger missversteht, scheitert ohnehin. Das Drücken der «Sport»-Tasten für Fahrwerk (härter) und Automat (spontaner) erzeugt in erster Linie ein unziemliches Rumpeln. Lange Bögen meistert der C6 auch im «Normal»-Modus stoisch ruhig, über enge Kehren rümpft er auch in «Sport»-Stellung die Nase.

Extrovertierte Eleganz also, (fast) ohne Zicken. Und doch: Ein geplanter Jahresabsatz von 1000 Stück für die Schweiz erscheint trotz fairer Preise ambitioniert. Standesgemäss wirkt der Luxusliner erst in der Topversion Exclusive: mit Navigation, Spurhalteassistent, Kurvenxenonlicht, Head-up-Display und Ledersitzen. Dann kostet er 76 500 Franken, bietet dafür aber auch jene Form von Exklusivität, die den C6 zum würdigen DS-Erben stempelt. Citroën-Fans und Nobelkunden wissen so etwas zu schätzen.

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