Sbarro Conceptcar Challenge von 1985
Jetzt gibts das Unikat für alle

Franco Sbarro sorgt mit seinen kreativen Autoideen immer wieder für Aufsehen – auch 1985 mit dem Conceptcar Challenge. Vor 36 Jahren war das Original unverkäuflich – ganz im Gegensatz zum neuen Modell im Massstab 1:43.
Publiziert: 30.05.2021 um 05:26 Uhr
Raoul Schwinnen

Franco Sbarro (82) ist einer der berühmtesten Schweizer in der Autobranche und geniesst den Ruf des Genies und des unermüdlichen Schaffers. Selbst heute empfängt er Journalisten für Interviews zu Hause in Grandson VD am Neuenburgersee nur am Samstag. Unter der Woche habe er zu viel zu tun – er stehe täglich um halb sechs in der Früh auf, erklärt er.

Sbarro sorgte schon in jungen Jahren mit atemberaubenden Studien für Aufsehen. So auch 1985 am Genfer Autosalon, als er «den uninspirierten Volumenherstellern» (Zitat Sbarro) mit dem extrem aerodynamischen Conceptcar Challenge seine Idee eines modernen Sportwagens vor die Nase stellte. Blickfang des keilförmigen Einzelstücks mit dem rekordverdächtig tiefen Luftwiderstandswert von 0,23 sind der Übergang der flachen Haube in die fürs Frischluftvergnügen gar absenkbare Windschutzscheibe und die beiden Heckflügel am höchsten Punkt der Karosserie. Diese stellen sich beim Bremsen auf und verstärken so den Verzögerungseffekt. Das ist auch nötig. Denn der 310 km/h schnelle Keil – für die Verhältnisse vor vier Jahrzehnten ein unvorstellbares Tempo – wird von einem von Sbarro überarbeiteten Mercedes-Fünfliter-V8-Motor mit zwei Turboladern und 380 PS Leistung angetrieben.

Franco Sbarro: Mechaniker, Designer und Professor

Als Sohn eines Landwirts war der 1939 in Süditalien geborene Francesco Zefferino (kurz: Franco) Sbarro schon früh von Mechanik fasziniert. 1957 kam er als 18-Jähriger in die Schweiz und heuerte in Neuenburg bei Georges Filipinetti als Mechaniker an. Bald war der junge Sbarro für die Entwicklung und Wartung der Rennfahrzeuge der Scuderia Filipinetti verantwortlich und baute auch sein erstes Fahrzeug, das Filipinetti Coupé.

Elf Jahre später verliess er den Rennstall und gründete in Grandson VD sein Atelier d’Etude de Constructions Automobiles. Sein erstes Projekt war der Sbarro ACA Spider, ein zweisitziger Rennwagen für Nachwuchsfahrer auf Basis eines NSU TTS 1000. Doch mangels Bestellungen blieb es beim Prototypen. Und so spezialisierte sich Sbarro auf Auftragsarbeiten – meist Nachbauten von klassischen Autos wie Ferrari P4 oder Bugatti Royale, kreierte daneben aber auch immer wieder eigene Fahrzeuge.

Unweit seiner Werkstätte gründete Sbarro 1992 die Espace Sbarro – eine Ausbildungsstätte für junge, autobegeisterte Menschen aus aller Welt. Dort lernen Studentinnen und Studenten unter Anleitung des Maestros, wie man Fahrzeuge zeichnet, entwickelt und baut. Auf Wunsch des Königs von Marokko (ein treuer Sbarro-Kunde) gründete Franco Sbarro einen Ableger seiner Schweizer Schule in Casablanca. Und 1996 eröffnete er in Monbéliard (F) das Museum und Weiterbildungszentrum Espera, wo alles vom kleinen E-Fahrzeug über Rennwagen bis zur atemberaubenden Studie zu sehen ist und wo junge Leute heute noch unterrichtet werden.

Immer wieder sorgte Franco Sbarro mit den automobilen Kreationen und exotischen Studien seiner Schülerinnen und Schüler am Genfer Autosalon für Aufsehen. Und er verspricht: «Wird es 2022 einen Autosalon in Genf geben, werden wir dabei sein.»

Während des offiziellen Salonrundgangs 2014 begrüsst Franco Sbarro (r.) den damaligen Bundespräsidenten Didier Burkhalter (l.) am Stand.
Thomas Lüthi

Als Sohn eines Landwirts war der 1939 in Süditalien geborene Francesco Zefferino (kurz: Franco) Sbarro schon früh von Mechanik fasziniert. 1957 kam er als 18-Jähriger in die Schweiz und heuerte in Neuenburg bei Georges Filipinetti als Mechaniker an. Bald war der junge Sbarro für die Entwicklung und Wartung der Rennfahrzeuge der Scuderia Filipinetti verantwortlich und baute auch sein erstes Fahrzeug, das Filipinetti Coupé.

Elf Jahre später verliess er den Rennstall und gründete in Grandson VD sein Atelier d’Etude de Constructions Automobiles. Sein erstes Projekt war der Sbarro ACA Spider, ein zweisitziger Rennwagen für Nachwuchsfahrer auf Basis eines NSU TTS 1000. Doch mangels Bestellungen blieb es beim Prototypen. Und so spezialisierte sich Sbarro auf Auftragsarbeiten – meist Nachbauten von klassischen Autos wie Ferrari P4 oder Bugatti Royale, kreierte daneben aber auch immer wieder eigene Fahrzeuge.

Unweit seiner Werkstätte gründete Sbarro 1992 die Espace Sbarro – eine Ausbildungsstätte für junge, autobegeisterte Menschen aus aller Welt. Dort lernen Studentinnen und Studenten unter Anleitung des Maestros, wie man Fahrzeuge zeichnet, entwickelt und baut. Auf Wunsch des Königs von Marokko (ein treuer Sbarro-Kunde) gründete Franco Sbarro einen Ableger seiner Schweizer Schule in Casablanca. Und 1996 eröffnete er in Monbéliard (F) das Museum und Weiterbildungszentrum Espera, wo alles vom kleinen E-Fahrzeug über Rennwagen bis zur atemberaubenden Studie zu sehen ist und wo junge Leute heute noch unterrichtet werden.

Immer wieder sorgte Franco Sbarro mit den automobilen Kreationen und exotischen Studien seiner Schülerinnen und Schüler am Genfer Autosalon für Aufsehen. Und er verspricht: «Wird es 2022 einen Autosalon in Genf geben, werden wir dabei sein.»

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Recherche begann ohne Sbarro

Nun: In den Handel und somit auf die Strassen schaffte es Sbarros Conceptcar Challenge nie. Aber der faszinierende Sportwagen beeindruckte viele Fachleute – so auch den Diplom-Designer Andreas Hellmann (41). Hellmann, der noch als Student am Maybach Excelero mitwirkte, arbeitet seit 2015 als Designer und Senior-Produktmanager beim deutschen Modellautohersteller AutoCult. Er wollte das aufsehenerregende Fahrzeug von Sbarro als 1:43-Modell umsetzen und konnte seinen Chef schliesslich von der Idee überzeugen.

Der atemberaubende Sbarro Challenge feierte als aufsehenerregende Studie 1985 am Genfer Autosalon Weltpremiere.
Foto: zVg
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Serie: Modellautos mit Schweiz-Bezug

In Zusammenarbeit mit Modell-Importeur Arwico stellen wir jeden Monat ein Modellauto und dessen Original mit Schweiz-Bezug vor – egal, ob Vitrinen-, ferngelenktes RC- oder Slot-Racing-Modell. Zu Beginn der Serie zeigten wir anhand des Sammlermodells Monteverdi High Speed 375 S High Speed von AutoCult, wie gross der Aufwand für die Entstehung eines kleinen, im Handel rund 95 bis 120 Franken kostenden 1:43er-Modells ist.

AutoCult lässt all seine Modelle in China von Hand produzieren und bietet jeweils nur 333 Exemplare an.
Raoul Schwinnen

In Zusammenarbeit mit Modell-Importeur Arwico stellen wir jeden Monat ein Modellauto und dessen Original mit Schweiz-Bezug vor – egal, ob Vitrinen-, ferngelenktes RC- oder Slot-Racing-Modell. Zu Beginn der Serie zeigten wir anhand des Sammlermodells Monteverdi High Speed 375 S High Speed von AutoCult, wie gross der Aufwand für die Entstehung eines kleinen, im Handel rund 95 bis 120 Franken kostenden 1:43er-Modells ist.

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Für einmal kam also der Vorschlag für die Umsetzung eines Fahrzeugmodells mit Schweizer Bezug nicht wie sonst üblich vom Schweizer Importeur Arwico, sondern direkt vom Modellhersteller AutoCult selbst. Die ersten Recherche-Arbeiten zum Original begannen denn auch im Oktober 2019 ohne Wissen von Franco Sbarro. Als Arwico-Manager Daniel Gasser (60) von den AutoCult-Plänen erfuhr, stellte er den Kontakt zwischen Franco Sbarro und dem deutschen Modellautohersteller her – und schnell war auch Sbarro von der Idee begeistert und bot seine Unterstützung an.

Serienfertigung 36 Jahre später

Und so schafft es Anfang 2021 das Conceptcar und Unikat Challenge, 36 Jahre nach dem ersten Auftritt am Genfer Autosalon, doch noch in die Serie. Wenn auch als limitierte Auflage (333 Exemplare) und «nur» im Massstab 1:43. Dafür bleibt der Preis mit 111 Franken im Fachhandel, verglichen mit dem Wert des unschätzbaren 1:1-Originals, geradezu bescheiden.

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