Verärgerte Schweizer Autobauer
«Die GIMS agiert ohne jegliches Fingerspitzengefühl»

Unter der kurzfristigen Absage des Genfer Salons (GIMS) leiden vor allem auch viele kleinere Aussteller wie etwa die Schweizer Firmen Microlino oder Rinspeed. Sie fühlen sich vom Veranstalter im Stich gelassen.
Publiziert: 05.03.2020 um 02:14 Uhr
Raoul Schwinnen

Der Messestand war fertig für den grossen Auftritt: Das Schweizer Start-up Microlino wollte in Genf das neue Design seiner Elektro-Knutschkugel Microlino (die wegen Produktionsschwierigkeiten weiterhin nicht recht in Fahrt kommt) und deren kleine Schwester Microletta, einen dreirädrigen E-Scooter, präsentieren. «Die Absage kam für uns im dümmsten Moment», sagt Merlin Ouboter (23), CMO von Microlino. «Natürlich verstehen wir den Entscheid. Doch vom schlecht kommunizierenden Veranstalter hätten wir uns in dieser Situation viel mehr Flexibilität und Support gewünscht», kritisiert er.

So wurde Microlino beispielsweise untersagt, den fertigen Messestand in Genf wenigstens für einen Livestream zu nutzen. «Also suchten wir in Zürich nach einer geeigneten Location, um vor kleinerem Publikum unsere Neuheiten zu präsentieren.» Schliesslich verzichtete Microlino aber ganz auf Publikum und setzte seinen Livestream in einem sterilen Studio ab. «Dumm gelaufen», sagt Merlin Ouboter, der die ganze Sache bereits wieder mit Humor nimmt. Aber auch: «Es ist noch nicht final entschieden, aber nächstes Jahr werden wir wohl nicht mehr in Genf sein.»

Rinderknecht: «Unprofessionell»

Gross ist der Ärger auch bei Frank M. Rinderknecht (64). Heuer wäre er mit seiner Ideenschmiede Rinspeed zum 42. Mal als Aussteller am Genfer Salon gewesen. Auch er kritisiert die Absage durch den Bundesrat nicht, wirft der GIMS aber vor: «Die handelten bei der Absage ohne jegliche Empathie und Fingerspitzengefühl.» Rinderknecht ereifert sich: «Dass es zu einer Absage kommen würde, war doch schon länger absehbar. Dann aber keinen Plan B in der Schublade zu haben, ist schlicht unprofessionell.»

Für den letzte Woche von Bundesrat Alain Berset verkündeten Entscheid, schweizweit keine Grossveranstaltungen mehr mit über 1000 Personen zuzulassen, haben alle Verständnis.
Foto: keystone-sda.ch
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Standabbau bis 7. März

«Sich dann als Veranstalter hinter dem Bundesrat zu verstecken und zu betonen, es sei höhere Gewalt, dünkt mich gar zu einfach», findet Rinderknecht klare Worte. Und schimpft weiter: «Nun besitzt die GIMS gar noch die Frechheit und fordert, dass mein Messestand bis zum 7. März wieder abgebaut sein müsse. Wie soll das gehen? Mein Messebauer hat auch Termine und kann nicht so kurzfristig umdisponieren.»

Grosse Planungsunsicherheit

Rinderknecht weiss noch nicht, ob er 2021 zur GIMS kommt. «Seit ich meine neuen Kreationen jeweils als Weltpremiere im Januar an der Tech-Messe CES in Las Vegas zeige, geniesst der Genfer Salon bei mir nicht mehr denselben Stellenwert wie noch vor einigen Jahren.» Er befürchte, dass nach der kundenunfreundlichen Behandlung der GIMS-Organisation viele der kleinen Hersteller ähnliche Überlegungen anstellten. «Der GIMS dürfte grosse Planungsunsicherheit entstehen», vermutet Rinderknecht.

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