Sportwagen am Autosalon
Vollgas in Genf!

Weder autonome noch umweltfreundliche Autos sind die Stars am diesjährigen Genfer Autosalon. Die Hingucker sind vielmehr leistungsstarke Supersportler.
Publiziert: 08.03.2017 um 11:53 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 03:25 Uhr
Glickenhaus SCG003S
Foto: Philippe Rossier
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Martin A. Bartholdi

Stolz berichtet Renault-Schweiz-Generaldirektor Olivier Wittmann: «Wahnsinn, im November eröffneten wir über eine App den Verkauf der neuen Alpine A110 – und in weniger als 48 Stunden hatten wir unser Kontingent von knapp über 100 Fahrzeugen bereits verkauft.»

Blindes Vertrauen

Blindbesteller nennt man solche Käufer, die zu jenem Zeitpunkt weder das fertige Fahrzeug noch den Preis kennen. Denn beides wurde erst gestern am Genfer Autosalon enthüllt. Doch es scheint, als hätten sich die Blindbesteller nicht verzockt. Sie erhalten voraussichtlich Ende Jahr in einer ersten, auf weltweit 1955 Stück limitierten «Startserie» für rund 64'000 Franken einen äusserst attraktiven, lediglich 1080 Kilo leichten, aber 252 PS starken Sportflitzer. Und zwar entweder im klassischen Blau, in weiss oder schwarz.

Alpine A110: In der Schweiz war ein Vorabkontingent von rund 100 Fahrzeugen in 48 Stunden ausverkauft.
Foto: Tom Lüthi

Rekordjäger

Nach dem Comeback der neuen Renault-Sporttochter Alpine setzt es bei Lamborghini eine Überraschung. Statt dem erwarteten Aventador S enthüllen die Italiener auf ihrem Stand den Huracán Performante mit 640 PS. Stolz verkündet Lamborghini-CEO Stefano Domenicali: «Unser Huracan fegt in nur 6:52 Minuten über die Nürburgring-Nordschleife. Neuer Rekord für Serienautos – und rund fünf Sekunden schneller als der Porsche 918 Spyder.»

Lamborghini Huracan Performante: Hält mit 6:52 Minuten den Rekord für Serienautos auf der Nürburgring-Nordschleife.
Foto: Philippe Rossier

Doch Domenicalis lautstark verkündeter Nordschleifen-Rekord sorgt schräg gegenüber auf dem Stand der Scuderia Cameron Glickenhaus nur für ein mitleidiges Lächeln. Grund: Der amerikanische Strassen-Rennsportwagen SCG003S will das gleiche demnächst in 6:37 Minuten schaffen. Zur Erinnerung: Der absolute Rekord liegt seit 1983 bei 6:11 Minuten, errungen vom 1985 tödlich verunglückten Rennfahrer Stefan Bellof im Porsche 956 Gruppe-C-Renner.

Nicht nur Leistung (900 PS bei 900 Kilo Gewicht) sondern auch Exklusivität zählt beim neuen Aston Martin. Vom Valkyrie werden nur 150 Exemplare für die Strasse und 25 für die Rennstrecke gebaut. Und obwohl er erst 2019 lanciert wird, sollen bereits alle Exemplare verkauft sein.

Lamborghini Huracán Performante
5,2-l-V10-Sauger, 640 PS, 0 bis 100 km/h in 2,9 s, Spitze 325 km/h, Preis k.A.
Im Gegensatz zum Gallardo heisst die Extremvariante des Hurácan nicht Superleggera, sondern Performante – weil sie nicht nur leichter (40 Kilo) und stärker (plus 30 PS) wird, sondern vor alle querdynamischer. Sie sei «vom Wind geformt», sagt Lambo-CEO Stefano Domenicali. Aktive Spoiler variieren jetzt gar den Anpressdruck der einzelnen Räder.

Glickenhaus SCG003S
4,4-l-V8-Biturbo, 800 PS, 0 bis 100 km/h unter 3,0 s, Spitze über 350 km/h, Preis über 2 Mio. Franken
Bei anderen Autos wären Kameras und Monitore statt Rückspiegel ein Highlight. Beim SCG003S (mit S wie Stradale) der Scuderia Cameron Glickenhaus (SCG) ist es Mittel zum Zweck: Der SCG003S ist der erste echte Strassensportler der im Rennsport erfolgreichen Amis, soll 2 g Querbeschleunigung packen und bald den Nürburgring-Rekord brechen (s. Text).

Glickenhaus SCG003S
Foto: Philippe Rossier

Porsche Panamera Turbo S E-Hybrid
4,0-l-V8-Biturbo, 680 PS, 0 bis 100 km/h in 3,4 s, Spitze 310 km/h, Preis ab 226'600 Franken
«Wir haben gleich drei Weltpremieren nach Genf gebracht», frohlockt Porsche-Chef Oliver Blume. «Der Panamera Turbo S E-Hybrid, die stärkste Hybrid-Limousine der Welt, ist für uns ein Gamechanger. Erstmals positionieren wir ein Plug-in-Hybridfahrzeug als Flaggschiff einer Baureihe.» Die Hybridtechnik stammt vom Supersportler 918 Spyder.

Porsche Panamera Turbo S E-Hybrid
Foto: Tom Lüthi

Aston Martin Valkyrie
6,5-l-V12-Sauger, ca. 900 PS, 0 bis 100 km/h k.A., Spitze k. A., Preis ab 3,2 Mio. Franken
Mit dem Valkyrie (dt. Walküre) setzen die Briten ihre Tradition fort, Namen mit V für ihre Autos zu wählen. Dank der Zusammenarbeit mit dem Red-Bull-F1-Team und Michelin erreicht er ein neues Level unter den Hypercars. Auf der Rennstrecke in Silverstone soll der für die Strasse zugelasse Valkyrie so schnell wie ein Formel-1-Renner sein.

Ferrari 812 Superfast
6,5-l-V12-Sauger, 800 PS, 0 bis 100 km/h in 2,9 s, Spitze 340 km/h, Preis ab ca. 340'000 Franken
Welch knalliges Geschenk zum Markenjubiläum: «Seit 70 Jahren bauen wir Zwölfzylinder», kündigt Marketingchef Enrico Galliera den stärksten Frontmotor-Ferrari aller Zeiten an: Der F12-Nachfolger 812 Superfast bollert mit 800 PS (bei 8500/min!) in 7,9 Sekunden auf Tempo 200 und ist auch in Rosso Settantanni zu haben, dem eigens entworfenen Jubiläumsrot.

Ferrari 812 Superfast
Foto: Philippe Rossier

Alpine A110
1,8-l-R4-Turbo, 252 PS, 0 bis 100 km/h in 4,5 s, Spitze 250 km/h, Preis ab ca. 64'000 Franken
Spannung lag in der Luft, der Andrang bei der Enthüllung des ersten Alpine-Modells seit 1995 war riesig. «Alpine ist back!, begrüsste CEO Michael van der Sande die vielen Zuschauer. «Die Leistung war bei der Entwicklung nicht oberstes Gebot, sondern kompakte Masse und wenig Gewicht. Der Fahrer soll eins mit dem Auto werden.»

Alpine A110
Foto: Tom Lüthi

McLaren 720S
4,0-l-V8-Twinturbo, 720 PS, 0 bis 100 km/h in 2,9 s, Spitze 341 km/h, Preis: ab 267'720 Franken
Für die Enthüllung des brandneuen 720S hatte sich McLaren-CEO Mike Flewitt BBC-Moderatorin Kate Silverton auf die Bühne geholt. «Wow, der sieht aufregend aus», sagt die Britin begeistert. Flewitt: «Nicht wahr? Wir haben eine Menge Zeit ins Design gesteckt und uns gefragt: Wie kühlt man 720 PS?» Mit speziellen Öffnungen hinter den Türen.

McLaren 720S
Foto: Tom Lüthi
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