Reich aussehen für wenig Geld
7 Poser-Kisten zum Proll-Tarif

Protzig posen ganz ohne Millionen? Aber ja! Als Occasion reissen Aufschneider-Kisten schon zum Preis eines neuen Kleinwagens alle Anwohner aus dem Schlaf. Wir haben auf AutoScout24 gesucht, worin man für wenig Geld wichtig wirkt.
Publiziert: 26.01.2023 um 11:00 Uhr
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Aktualisiert: 26.01.2024 um 11:06 Uhr
Timothy Pfannkuchen
1

Audi RS6 Avant Quattro

Foto: Timothy Pfannkuchen

Unzählige Boulevard-Poser wissen zu schätzen, dass alte Audis fast aussehen wie neue Audis. Gerade nachts in der City geht der Unterschied unter und die Designstrategie somit auch im Protzbereich auf. Für ein unverbasteltes Exemplar reichen schon 25’000 Franken, um im RS6 Avant (2002–2004) mit 450 PS einen auf dicke Hose zu machen. Pluspunkt: Illegale Auspuff-Tröten sind oft schon dran. Minus: Der erste RS6 ist fast auf dem Weg zum Klassiker, also bitte beeilen: Die richtig propere kosten schon 60'000 Franken und mehr.

2

Bentley Continental GT

Foto: Auto+Mobilität Ringier

Seit Neumutter Volkswagen den Briten Zicken ausgetrieben und sie mit dem vervielfachten Absatz der Continental-Reihe gerettet hat, zahlt die einst so distinguierte Marke einen hohen Preis dafür: Gefühlt paradieren vom ersten Continental GT (2003–2011) als W12-Coupé etliche im Böse-Buben-Mattlack durch die Agglo. Die 560 PS gibt es als Coupé GT ab 30'000 Franken – heisst: Die Preise kommen wieder herauf aus dem Occasionstal. Mancher GT Speed kostet gar schon wieder sechsstellig. Schon ein Klassiker ist die Limousinen-Version Flying Spur – sie ist schon rar auf dem Gebrauchtmarkt.

3

BMW X6

Foto: Auto+Mobilität Ringier

Diese Auto gewordene Einschüchterungs-Geste fährt gefühlt besonders dicht auf. Hier rollt das Statement, dass man keinen SUV braucht, aber einen vermag. Bitte zum X6 noch die güldene Rolex mit einrechnen – und Achtung: Nicht wie vom eigenen VW Polo gewohnt blinken oder Abstand halten, sonst wirkt es nicht authentisch. Schon knapp über 13’000 Franken ist man im ersten X6 (2008–2014) unübersehbar. Für den fetten M50d-Turbodiesel mit 381 PS werden rund 17'000 Franken fällig. Zu teuer? Frühe Porsche Cayenne gibt es ab nur 6000 Franken.

4

Ford Mustang

Foto: Ford

Ennet dem grossen Teich sind Musclecars wie Dodge Challenger, Chevrolet Camaro und Ford Mustang fast Volkswagen. Bei uns landen sie des günstigen Preises wegen gerne in dritter Aufschneider-Hand. Echt prollig protzen geht günstig mit dem ersten Retro-Style-Mustang (2004–2009) samt bollerndem V8. Ab gut 19’000 Franken lässt man den Arm raushängen. Vorteil: Wegen des zweistelligen Verbrauchs muss man eh ständig am Tankstellen-Treff vorbei.

5

Maserati Quattroporte

Foto: Auto+Mobilität Ringier

Occasions-Ferraris und -Lambos sind eher teuer. Soll es aber ein italienisches Edel-Label sein, gibt es eine Alternative: Maserati. Für Quattroporte (2003–2012) im Original-Outfit ohne peinliches Prollwerk werden Klassikerpreise aufgerufen, aber wer mit Spoiler und Folierung leben kann, hat ab um die 15'000 Franken schon viel Auswahl. Tipp: Vor der Poser-Tour mit dem ruckeligen sequentiellen Automat üben, sonst wird der Kavalierstart peinlich. Ist noch Budget da und bellt der Quattroporte nicht übertrieben genug, wecken alternativ frühe Jaguar F-Type (von 2013, 2014, ab ca. 35'000 Fr., Test hier) nachts definitiv alle auf.

6

Mercedes SL 55 AMG

Foto: Auto+Mobilität Ringier

Als Mercedes den SL vom Altherren- zum Schickimicki-Roadster und ihn gar per Kompressor zum SL 55 AMG (2001–2008, Fahrbericht hier) machte, rollte der Stern ins Darknet der Poser-Szene. Dieser wie versehentlich für die Strasse zugelassene Dragster röhrt mit 476 bis 500 PS für ab um die 28’000 Franken zum In-Club. Wichtig sind fette Nachrüst-Alus, die an den Radausschnitten schaben. Bei Nässe ESP aus? Das garantiert, dass der 55er auf dem Abbruch landet und nie zum zu seriösen Sammlerstück gerät. Weit weg von diesem Status ist er schon nicht mehr – als Occasion wird er schon selten.

7

Tesla Model S

Foto: Tesla

Im Ernst jetzt? Ja, denn der 2012 lanciert Elektro-Pionier aus Amerika erzieht augenscheinlich manch Lenkende zum beständigen «Ich zeig Dir mal, wer besser beschleunigt!»-Game und kostet als Occasions-Katapult ab 27'000 Franken. Im frühen, 700 PS starken Model S P85D (alter Test hier) summt man mit Strom alles in Grund und Boden: in 3,3 Sekunden auf Tempo 100! Vorteil: Mit Glück sind die Antriebswellen schon einmal abgerissen und ersetzt worden. Nachteil: Kein Lärm beim Sprint. Tipp: Fenster auf und Bässe aufdrehen – reicht dicke, damit sich alle fremdschämen.

Und wer jetzt nicht zugreift?

Den könnte das Leben bestrafen. Denn alle sieben eint, dass sie über kurz oder lang zu gesuchten Klassikern avancieren dürften. Spätestens dann dürfte es schnell vorbei sein mit den Dritthand-Occasionspreisen.

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