Opel-Interieur-Designchef Karim Giordimaina verrät geheime Details
Spinnennetz und Hai-Alarm

Ein Haifisch im Handschuhfach oder ein Spinnennetz unter dem Deckel einer Ablage – Autodesigner können erstaunlich witzig sein. Mitunter schaffen es ihre kreativen Ideen sogar in die Grossserie. Wir verraten, wo sich diese sogenannten Easter Eggs verstecken.
Publiziert: 31.03.2024 um 13:00 Uhr
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Aktualisiert: 31.03.2024 um 14:33 Uhr
Raoul Schwinnen

Autos zu entwerfen, ist eine ernste Angelegenheit. Schliesslich muss ein neues Modell bei der Kundschaft auch zünden, wenn zu seiner Entwicklung Hunderte Millionen Franken ausgegeben werden. Trotzdem machen sich manche Autodesigner einen Spass daraus, in ihren Entwürfen augenzwinkernde Details zu verstecken. «Easter eggs» – Ostereier – nennen sie solche Überraschungen, von denen es einige in die Grossserie schaffen. Und von denen die Auto-Eigner oft nichts ahnen.

Bei Opel beispielsweise versteckt sich als Running-Gag inzwischen fast in jedem Modell irgendwo im Interieur ein Haifisch. «Die Geschichte reicht mittlerweile 20 Jahre zurück», weiss der heutige Opel-Interieur-Designchef Karim Giordimaina. Lächelnd beginnt er zu erzählen: «Dietmar Finger sollte 2004 stabilisierende Lamellen an der Aussenseite des Handschuhfachs für einen neuen Opel Corsa zeichnen.» Am Sonntagnachmittag sass er zu Hause am Zeichentisch und strichelte herum. Da kam sein Sohn vorbei, blickte auf die Zeichnung und fragte: «Papa, warum zeichnest du nicht einfach einen Hai?» Der Vater verfeinerte die Idee, schlug sie seinem Chef vor – und erhielt grünes Licht. Der Hai am Corsa-Handschuhfach ging in Serie – und die Geschichte der Opel-Haie nahm ihren Anfang.

Opels Hai ist inzwischen Kult

«Inzwischen ist intern ein richtiger Kult entstanden», verrät Karim Giordimaina. «Jeder Interieur-Verantwortliche bei Opel sorgt dafür, dass er am Ende des Entwicklungsprozesses seiner Modellreihe irgendwo im Innenraum mindestens einen Hai unterbringt. Wo, entscheidet er allein – und verrät es auch seinen Chefs nicht. So bleiben die Haie in der Regel bis zur Präsentation des neuen Modells unentdeckt.» Versteckte er sich beim letzten Opel Corsa oder Grandland X noch diskret im Handschuhfach, schwimmt der Raubfisch mittlerweile auch mal direkt ins Blickfeld der Opel-Insassen und grinst zum Beispiel im neuen Corsa oder Mokka frech aus der Ablage am Fuss der Mittelkonsole heraus.

Autodesigner machen sich einen Sport daraus, augenzwinkernde Details einzubauen, sogenannte «Easter Eggs» – Ostereier. Bei Opel gibts seit 2004 den Haifisch.
Foto: ZVG.
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Für Giordimaina hat dieser Spass aber auch eine ernsthafte Seite: «Der Kult um unsere Haie zeigt, wie nahbar unsere Marke ist. Und bei aller Professionalität, die wir sonst an den Tag legen, beweist er unseren Kundinnen und Kunden, dass wir durchaus auch mit Humor am Werke sind.»

Auch bei Jeep sind sie kreativ

Die Opel-Designer sind allerdings nicht die Einzigen, die so zu Werke gehen. Auch ihre US-Kollegen bei Jeep kennen sich mit Easter Eggs aus. So findet man in fast jedem neuen Jeep-Modell in irgendeiner Form die Silhouette des Ur-Willys-Jeep – zum Beispiel gut versteckt im Kleberand der Frontscheibe. Auch die typische Kühlerfront mit Kulleraugen-Scheinwerfern und sieben vertikalen Streben taucht immer mal wieder in neuen Jeep-Modellen auf. Etwa als Muster in den Rückenpolstern der Sitze oder auf den Heckleuchten. Ebenfalls eine Jeep-Idee ist die Prägung einer topografischen Landkarte der Mojave-Wüste in die Gummi-Antirutschmatte der Mittelablage. Das detailverliebte Schaffen der Jeep-Designer hat im Stellantis-Konzern übrigens bereits Schule gemacht. Wer nämlich den neuen Fiat 500 genauer unter die Lupe nimmt, entdeckt nicht nur die Silhouette des Cinquecento-Urahns in den Türen, sondern auch eine Prägung der Skyline der Heimatstadt Turin in der Ladeschale fürs Handy.

Die Geschichte lässt sich beliebig fortsetzen. Ähnlich wie bei Jeep schleicht bei Jaguars Kompakt-SUV E-Pace eine Jaguar-Mutter mit ihrem Kleinen über die Windschutzscheibe. Und das Muster des Bezugs einer Konsole ist dem Fell der Raubkatze nachempfunden. Bei manchen Volvo-Modellen kann man am Fahrersitz, ähnlich Waschhinweisen bei Kleidern, eine kleine angenähte Schwedenflagge entdecken – und beim XC90 unter dem Deckel einer Ablage gar ein graviertes Spinnennetz. Der XC40 trägt am Instrumentenbrett den Stadtplan seiner Heimatstadt Göteborg (S). Dagegen wirkt der Fingerabdruck im hinteren Türgriff des elektrischen Zoe eines Renault-Interieur-Designers geradezu lapidar.

Elon Musk mag diese Gags auch

Bekannt ist, dass auch Tesla-Chef Elon Musk (51) grosser Fan von versteckten Spielereien in seinen Autos ist. Bei Tesla sind diese zwar nicht fix ins Blech oder in die Stoffe eingearbeitet, lassen sich aber über die regelmässigen Updates hochladen. So erinnern wir uns ans – zum Glück nur optional anzuwählende – furzende Blinkergeräusch. Oder den während der Weihnachtszeit immer wieder über den Tacho-Bildschirm rutschenden Santa-Schlitten.

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