Mini Oselli-Edition by David Brown Automotive
Dieser Mini kostet 120'000 Franken!

Der britische Tuner Oselli hat sich im Auftrag von David Brown Automotive dem klassischen Mini angenommen und ein echtes Spassmobil geschaffen. Wir setzen uns ans Lenkrad und testen den Fun-Faktor.
Publiziert: 25.04.2022 um 13:03 Uhr
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Aktualisiert: 01.05.2022 um 05:34 Uhr
Wolfgang Gomoll

Im Londoner Nobelviertel St. John’s Wood ist man mit sich und der Welt zufrieden. Hier gehts den Leuten gut und das zeigen sie auch gerne – McLaren und Bentley belegen die Parkplätze vor den Villen. Da brauchts schon ein besonderes Vehikel, um aufzufallen. Wir sitzen in einem solchen. Halten wir an, um offenbar gut situierte Ladys die Strasse überqueren zu lassen, hellt sich ihr betont gelangweilter Blick auf: «Oh, how sweet!» – der ist aber süss!

Der lange Name des Womanizers: Mini Remastered, Oselli Edition by David Brown Automotive. Hinter dieser etwas sperrigen Bezeichnung verbirgt sich ein Spassmobil, das nicht nur «sweet», sondern auch äussert flink auf den Rädern ist. Du lenkst, also wedle ich – lautet die Maxime des britischen Flitzers. Da ist es also, das Gokart-Feeling in Reinkultur, wie es nur bei einem Ur-Mini möglich ist. Zurück zu den Wurzeln! Schliesslich ist Oselli ein klassischer Mini-Tuner, der schon seit den 1960er-Jahren dem Kultmobil Dynamik einhaucht.

128 PS für 1050 Kilogramm

«Passen Sie auf den ersten Kilometern auf, bis die Reifen warm sind», warnt man uns. Nicht unberechtigt. Schon auf den ersten Metern spüren wir die nervöse Hinterachse. Also erst mal piano. Vorne markiert ein Vierzylinder der Mini-A-Serie, aus dem die Tuner 128 PS herausgekitzelt haben, akustisch den grossen Macker. Fällt bei einem Gewicht von 1050 Kilogramm ja auch leicht. In ähnlichen Gefährten haben F1-Legenden wie James Hunt oder Niki Lauda ihre Karrieren begonnen. Auch dieser Mini ist für die Rennstrecke wie gemacht – aber macht auch auf der Landstrasse einen Heidenspass.

Will man im Londoner Nobelviertel St. John's Wood auffallen, brauchts unter all den Nobelwagen ein spezielles Vehikel – etwa den Mini Oselli-Edition by David Brown Automotive.
Foto: ZVG.
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Jetzt sind die 13-Zoll-Pneus warm gefahren, und wir bringen unser Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. Herrlich, dieses Asphaltcarven. Bei unserem Zweisitzer minimiert ein Rennkäfig die Verwindungen der Karosserie und reduziert den Platz im Fond – der ist in einem Classic Mini aber ohnehin nicht gerade üppig. Dafür bewegt sich der Vorderwagen keinen Millimeter, wenn wir um die Ecken fliegen. Gute Sportsitze inklusive passender Gurten sorgen dafür, dass wir uns nicht am Lenkrad festklammern müssen.

Damit der Spass auch ungetrübt bleibt, haben die Oselli-Tuner ein strammes Fahrwerk mit Bilstein-Dämpfern und AP-Rennbremsen verbaut. Die packen nicht nur herzhaft zu, sondern sind auch gut dosierbar. In der Nacht erhellen vier LED-Scheinwerfer im traditionellen Mini-Design die Strasse. Die mit Vergaser versorgten vier Zylinder brauchen Drehzahl, um alles zu geben. Erst bei 6200 Umdrehungen steht die Maximalleistung bereit, fürs maximale Drehmoment von 153 Nm brauchts 4500 Touren. Gibt man dem Oselli-Mini kräftig die Sporen, sprintet er in 7,8 Sekunden auf Tempo 100 und erreicht eine Spitze von mehr als 160 km/h. Doch wer mit diesem Mini die Höchstgeschwindigkeit ausreizen will, sitzt eher im falschen Auto.

Modernes Infotainment

Purismus herrscht im Innenraum: Die Rundinstrumente sind analog. Das mit Alcantara bezogene Lenkrad fühlt sich griffig an und passt zur ultra-direkten Lenkung mit dem Wendekreis von 8,7 Metern. Die Oselli-Interieur-Designer haben stilsicher Tradition mit Moderne kombiniert. Und für den Komfort gibts Klimaanlage, elektrische Fensterheber und ein fein integriertes, zeitgemässes Infotainment-System, bei dem man sein Smartphone per Apple Car Play und Android Auto nutzen kann.

Die Oselli-Minis werden bei David Brown im britischen Silverstone von Hand gefertigt. Die Verarbeitung überzeugt. Selbst wenn wir den kleinen Flitzer fliegen lassen, knarrt und klappert nichts. Doch wer sich diesen neugeborenen Klassiker in die Garage stellen will, muss schnell sein – und über das nötige Budget verfügen. Denn nur 60 Exemplare werden gebaut – zum Stückpreis von umgerechnet 120’000 Franken. Für echte Fans in den USA, Japan, Schweiz oder Deutschland bestimmt kein Hinderungsgrund.

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