Goodwood Festival of Speed 2023
Gartenparty mit rollenden Schmuckstücken

Jedes Jahr treffen sich im britischen Goodwood automobile Legenden zum Festival of Speed. Zum 30-Jahr-Jubiläum gabs heuer aussergewöhnlich viele Highlights – und eine noch nie dagewesene Premiere. Wir waren vor Ort.
Publiziert: 23.07.2023 um 06:41 Uhr
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Aktualisiert: 27.07.2023 um 16:29 Uhr
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Lorenzo FulviRedaktor Auto&Mobilität

Auf dem riesigen Gelände in der südenglischen Grafschaft West Sussex angekommen, versuchen wir uns unter den 180'000 Zuschauern erstmal zu orientieren. Da gibts Ausstellungsstände von diversen Autoherstellern und natürlich die Piste des legendären Bergrennens Hill Climb – eine 1867 Meter kurze Rennstrecke mit einer Höhendifferenz von 92,7 Metern (!). Dieses Streckenprofil mag uns Schweizerinnen und Schweizer nicht beeindrucken, die darauf fahrenden ihre Piloten dagegen schon.

Das Wetter zeigt sich typisch britisch – frisch, grau und zwischendurch setzt der Regen auch mal kurz aus. Dennoch sind die meisten Besucherinnen und Besucher nobel gekleidet. Klar, man trifft nicht nur Fussvolk, sondern auch Stars zum Anfassen wie den eben zurückgetretenen, vierfachen F1-Weltmeister Sebastian Vettel (36) oder den noch aktiven, aber derzeit ausgebooteten F1-Pilot Mick Schumacher (24).

Geschichte des Festival of Speed in Goodwood

Das Festival of Speed findet seit 1993 im Sommer statt. Es ist eine Hommage ans früher dort ausgetragene Bergrennen auf dem Gelände von Goodwood House in Westhampnett in West Sussex (Grossbritannien).

Veranstalter ist der motorsportbegeisterte Charles Henry Gordon-Lennox (68), 11. Duke of Richmond. Die erste Rennveranstaltung, ein privates Bergrennen, fand allerdings schon 1936 statt. Organisiert hat es der Grossvater von Gordon-Lennox, der Rennfahrer Frederick Gordon-Lennox (1904–1989), 9. Duke of Richmond. Weil die Autos immer schneller wurden, genügte die Strecke ab 1966 den gängigen Sicherheitsstandards nicht mehr.

Das Festival of Speed ist kein Rennen im üblichen Sinn, sondern eher ein Stelldichein aussergewöhnlicher Boliden und Fahrer. Im Gegensatz zum Goodwood Revival findet es nicht auf der Rennstrecke statt, sondern auf einer Bergstrecke vor Goodwood House und einer Rallyestrecke im Wald.

Das Festival of Speed findet seit 1993 im Sommer statt. Es ist eine Hommage ans früher dort ausgetragene Bergrennen auf dem Gelände von Goodwood House in Westhampnett in West Sussex (Grossbritannien).

Veranstalter ist der motorsportbegeisterte Charles Henry Gordon-Lennox (68), 11. Duke of Richmond. Die erste Rennveranstaltung, ein privates Bergrennen, fand allerdings schon 1936 statt. Organisiert hat es der Grossvater von Gordon-Lennox, der Rennfahrer Frederick Gordon-Lennox (1904–1989), 9. Duke of Richmond. Weil die Autos immer schneller wurden, genügte die Strecke ab 1966 den gängigen Sicherheitsstandards nicht mehr.

Das Festival of Speed ist kein Rennen im üblichen Sinn, sondern eher ein Stelldichein aussergewöhnlicher Boliden und Fahrer. Im Gegensatz zum Goodwood Revival findet es nicht auf der Rennstrecke statt, sondern auf einer Bergstrecke vor Goodwood House und einer Rallyestrecke im Wald.

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Porschefieber

Wir kommen genau rechtzeitig zur Porsche-Show, die anlässlich des 75-Jahr-Jubiläums der Sportwagenmarke stattfindet. Vom Porsche 550 Spyder über den 718 W RS bis zum 904 Carrera GTS fährt Porsche so ziemlich alles auf, was die Markengeschichte hergibt. Die Skulptur vor dem Goodwood House besteht übrigens aus 50 Tonnen Stahl und präsentiert sechs Fahrzeuge aus der Historie des deutschen Herstellers – einen 356, eine 718 Formel 2, einen 962C, einen 911 997 Sport Classic, eine 963 und den neusten 911 992. Begleitet wird die Porsche-Jubiläumsshow von dramatischer Musik und einem farbenfrohen Feuerwerk.

Die Porsche-Show, die anlässlich des 75-Jahr-Jubiläums der Marke stattfindet, sorgt mit farbenfrohem Feuerwerk und dramatischer Musik für Begeisterung.
Foto: Kirsty Russell
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Im Café Le Mans treffen wir den ehemaligen Rennfahrer Richard Attwood (83). Der Engländer spielt in der Porsche-Geschichte eine wichtige Rolle. Holte er doch 1970 zusammen mit Hans Hermann (95) den ersten Porsche-Gesamtsieg beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Mit demselben Porsche 917 übrigens, mit dem der rüstige Rennsenior kurz zuvor die Fans auf dem Hill Climb entzückte. «Das Siegerauto gehört seit mehreren Jahren einem Schweizer Sammler», weiss Attwood. Das Auto fühle sich fast noch gleich an, wie vor 53 Jahren. Der erste Porsche-Le-Mans-Sieger genoss es, in dieser Zeitkapsel zu sitzen und den Hügel hochzubrettern. «Ein schönes Gefühl», sagt er schmunzelnd.

Der Himmel auf Erden

Zurück an der Strecke entdecken wir Autos, die wir zuvor noch nie in Bewegung gesehen haben. Fahrzeuge etwa, die erst vor kurzem ihre statische Weltpremiere feierten; der Kia EV9 und der Ford Explorer zum Beispiel, oder die Sportwagen Lamborghini Revuelto, MG Cyberster und Alpine A290_β.

Beim Schlendern durch die Paddocks entdecken wir reihenweise Schmuckstücke auf Rädern aller Marken und Jahrgänge. Vom Sauber-Mercedes C9, der vor Ort vom früheren Sauber-Piloten Karl Wendlinger (54) pilotiert wird, bis zum Ferrari 250 GTO von Pink-Floyd-Schlagzeuger Nick Mason (79). Sieht so der Himmel auf Erden aus? Für Autofans ist das Festival jedenfalls das reinste Paradies!

Goodwood by Night

Leider verpassen wir am Freitag die seltenen Hypersportwagen wie den Aston Martin Valkyrie oder die Boliden von Bugatti in Aktion. Aber kein Problem, die fahren ja auch tags darauf noch. Dachten wir zumindest. So stand es schliesslich auch im Programm. Doch als wir beim Nachtessen sitzen, erreicht uns die Meldung, dass zum ersten Mal in 30 Jahren Goodwood-Festival das Programm am Samstag wegen starker Windböen abgesagt werden muss.

«Schade!», denken wir, die vielen Hypercars hatten wir noch gar nicht gesehen. Und auch bei den jeweiligen Ständen hatten wir noch keine Gelegenheit vorbeizuschauen. Also galt es zu improvisieren: Wir schnappen unsere Kamera, setzen den Blitz drauf, und marschieren in der Nacht übers Gelände und knipsen alles Mögliche, was nicht gerade abgedeckt ist. Lange haben wir nicht Zeit. Unser Hotel-Shuttle wartet schon seit Minuten und wir müssen vom Gelände. So knipsen wir nur noch jene Autos, die wir nicht schon fahrend gesehen haben, und die Stände jener Marken mit interessanten Neuheiten wie Genesis mit dem G90 oder Ineos mit ihrem neuen Grenadier Quartermaster.

In Goodwood vorgestellte Neuheiten sind der Genesis G90 ...
Foto: Lorenzo Fulvi
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Im Supercar-Paddock entdecken wir dann noch Exoten wie den Ferrari Daytona SP3, den FXX K Evo, den Pagani Utopia, den Mercedes-AMG ONE und den Koenigsegg Jesko, aber auch die «normaleren» Porsche 718 Spyder RS oder den Lamborghini Huràcan STO.

Wir sind fasziniert: Wohl nirgendwo sonst kriegen wir so viele faszinierende Autos vor die Linse, wie hier in Goodwood. Und selbst die Fahrerpersönlichkeiten nehmen sich Zeit zum Plauder. Kein Wunder, spricht man unter Kennern von der Goodwood-Gartenparty – auch wenn es sicherlich die grösste der Welt ist.

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