Getunte G-Klasse zum Spottpreis
Was stimmt mit diesem Brabus nicht?

Ein Mercedes Brabus G 800 Widestar für nur rund 78'000 Franken? Sofort läuten die Alarmglocken – da stimmt doch was nicht. Was verbirgt sich hinter der Sache? Wir klären auf.
Publiziert: 14.03.2023 um 11:02 Uhr
Kim Hüppin

Man staunte nicht schlecht, als beim niederländischen Nobel-Händler 3B Exclusief in Rotterdam die Anzeige für einen Brabus G 800 Widestar zum Spottpreis auftauchte. Und tatsächlich wurde die G-Klasse des Mercedes-Tuners auch in Windeseile für nur rund 78'000 Franken verkauft.

Spätestens in der Seitenansicht wird jedoch schnell klar: hier stimmt etwas nicht. Versteckt sich da etwa ein Suzuki Jimny unter der verbreiterten Karosserie? Mit einem Blick unter die Haube löst sich die Verwirrung gänzlich: Statt einem Vierliter-V8 mit 800 PS ist da lediglich ein 1,5-Liter-Vierzylinder mit 102 PS zu sehen. Also ja – unter der aufwendigen Widebody-Verkleidung steckt wahrhaftig ein Suzuki Jimny.

Täuschend echte Fälschung

Der 3,6 Meter kurze japanische Geländewagen Suzuki Jimny wurde detailreich auf den Look eines Mercedes-Originals umgebaut. Die Täuschung beginnt schon bei der beeindruckend echt aussehenden Front mit charakteristischer Stossstange, den typischen Scheinwerfer-Einfassungen und den aufgesetzten Blinkerleuchten. Neben AMG-Kühlergrill und AMG-Felgen wird mit Spoiler, Motorhauben-Aufsatz, Zusatzleuchten, Aussenspiegel und selbst Bügel-Türgriffen rein optisch eine echte G-Klasse vorgegaukelt.

Dieser Brabus G 800 Widestar kostet nur rund 78'000 Franken.
Foto: tuningblog.eu
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Im Innenraum wird sich der Suzuki dann sicherlich entlarven – falsch gedacht. Denn genau da kommt der Knaller: Keineswegs besteht das Interieur aus einer Kunststoff-Landschaft. Es geht originalgetreu mit Leder sowie Karo-Stepp auf Sitzen, Türverkleidungen und Schalthebelkonsole weiter. Auf den Sitzen und dem dicken Sport-Lenkrad prangt das edle Brabus-B als Logo. Sogar der Sternenhimmel des Brabus-Originals ist eingebaut. Geblieben sind aber die Suzuki-Bedienelemente. Ganz nach der Devise: «Ein Bruder von einer anderen Mutter.»

Wer macht denn sowas?

Detaillierte Kopien und Fake-Fabrikationen kennt man normalerweise nur von Handtaschen oder Uhren, die von zwielichtigen Händlern zum Schleuderpreis angeboten werden. Der Brabus-Suzuki erscheint aber nicht wie das zusammengeschustertes Werk eines Hobby-Schraubers. Zu akribisch sind die Details. Also stellt sich die Frage, wer denn so einen Breitbau-Suzuki in dieser Detailtiefe fabriziert hat? Brabus selbst war es sicherlich nicht.

Bei der Recherche begegnen wir immer wieder solchen G-Klasse-Suzukis. Die Spur führt nach Dubai (VAE). Einige Händler inserieren die brachial aussehenden Jimnys mit null Kilometern für umgerechnet 41'600 Franken. Wir sind also am persischen Golf richtig. Denn als Urheber dieser Fake-Brabus erweist sich ein Unternehmen mit dem Namen Fast Car Service Center (FCSC).

In sozialen Medien bewirbt die FCSC freimütig den Umbau eines Suzuki Jimnys zu einer brachial aussehenden G-Klasse. Entweder das komplette Fahrzeug bei ihnen im Haus oder Karosserieteile zum Selbsteinbau. Sie bieten ein einfaches Body-Kit auf Mercedes G-Klasse-Look zum Preis von rund 7500 Franken. Die Preise der gröberen Widebody-Kits liegen zwischen 9100 und 20'600 Franken. Jetzt ist klar: Von Brabus kommt das definitiv nicht.

Kein Spass

Ein komplettes Luxus-Auto nachzubauen, dafür waren zuletzt in erster Linie chinesische Unternehmen verantwortlich. Und auch für den Suzuki Jimny gibt es in chinesischen Internet-Börsen seit langem schon komplette Kits für den Umbau. Nicht nur für den Look einer G-Klasse, sondern auch für den eines Land Rover Defenders.

Den Japan-Offroader akribisch und mit höchster Präzision nach dem Aussehen eines Mercedes Brabus G 800 Widestar nachzubauen, hebt die Qualität jedoch auf ein höheres Level. Und wie reagiert der Tuner aus Bottrop (D)? Man habe «keinen Spass daran», so ein Brabus-Sprecher auf Nachfrage des deutschen Fachblattes Auto Motor Sport – und das sei noch das höflichste Zitat aus dem Gespräch gewesen.

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