So fährt es sich im neuen Simulator
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Rennprofi Fredy Barth testet:So fährt es sich im neuen Simulator

E-Sport: Rennprofi Fredy Barth testet einen neuen GT-Simulator
Nach dem Start gleich in die Leitplanken

Wie realistisch sind Rennsimulatoren? SonntagsBlick macht den Test mit Motorsportprofi Fredy Barth im neu entwickelten Prototyp eines GT-Simulators von Racing Unleashed in der Racing Lounge am Flughafen Zürich.
Publiziert: 02.05.2023 um 16:00 Uhr
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Aktualisiert: 02.05.2023 um 16:42 Uhr
Raoul Schwinnen (Text) und Philippe Rossier (Fotos)

Wer heute im Rennsport Karriere machen will, braucht viel Talent – und noch mehr Geld. Nicht so beim E-Sport. Bei den virtuellen Rennserien von Racing Unleashed (Formel 1) oder Swiss Simracing (Porsche-Cup und Honda-TCR) kann jeder mitfahren.

Allerdings hat sich auch diese Sportart professionalisiert. So gibts inzwischen selbst bei den Schweizer E-Sport-Rennserien Preisgeld zu gewinnen. Und der Trainingsaufwand der virtuellen Rennfahrerinnen und Rennfahrer beträgt schnell mal mehrere Stunden täglich. Mittlerweile gibts im Ausland gar Profis, die nichts anderes tun, als Autorennen im Simulator zu fahren. Und sie leben von ihren virtuellen Rennsiegen und den real ausbezahlten Prämien ganz ordentlich.

Auch die F1 nutzt diese Simulatoren

Die frühere Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn (51) ist seit 2019 Geschäftsführerin der Racing Unleashed Group, die Racing Lounges mit F1-Simulatoren in Cham, Kemptthal, im Zürcher Flughafen, aber auch in München und Madrid betreibt. Diese Hightech-Simulatoren werden in Maranello entwickelt und gebaut und kosten gegen 100’000 Franken. Dafür bieten sie dem virtuellen Piloten ein Erlebnis, das einer echten Fahrt in einem F1-Boliden sehr nahekommt.

Die frühere Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn ist seit 2019 Geschäftsführerin von Racing Unleashed, die diverse Racing Lounges wie hier am Flughafen Zürich betreibt.
Foto: Philippe Rossier
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Doch wie nah kommen diese Simulatoren der Realität tatsächlich? Dem wollen wir im neuen GT-Simulator von Racing Unleashed in der Racing Lounge im Circle am Flughafen auf den Grund gehen. Natürlich brauchts zusätzlich zum schreibenden Amateur auch einen Profi: den Schweizer Tourenwagenfahrer Fredy Barth (43). Weil der sich im Zürcher Morgenverkehr verspätet, klemme ich mich zuerst hinters Lenkrad des Simulators.

Der Anfänger tut sich schwer

Punkto E-Sports bin ich bei Mario Kart stehengeblieben. Entsprechend ungelenk stelle ich mich an, nachdem ich festgezurrt im Simulator sitze und aufs Gaspedal drücke. Ich kenne zwar die Strecke des echten österreichischen Red Bull-Rings von Testfahrten, aber nicht das Fahrverhalten meines virtuellen Ferrari 488 Challenge Evo auf der digitalisierten Piste. Und so knalle ich schon in der ersten Rechtskurve nach der Steigung untersteuernd und praktisch ungebremst in die Leitplanken. Trotz der gut gemeinten Tipps der früheren F1-Teamchefin Monisha Kaltenborn wirds nicht besser. Praktisch in jeder Kurve gerate ich ins Kiesbett – und am Ende der ersten Runde biege ich gar in die Einfahrt der Boxengasse ab statt auf die Start-Ziel-Gerade.

Teste den neuen GT-Simulator

Der rund 65’000 Franken teure GT-Simulator ist noch ein Prototyp, seine Sitzschale noch zu hoch und zu schmal. Aber er steht ab dem 1. Mai schon für rund zwei Monate in der Lounge von Racing Unleashed im Circle am Flughafen Zürich für Publikumstestfahrten bereit. Wer ihn testen will, kann gratis eine Viertelstunde im neuen GT-Simulator fahren. «Einzige Bedingung», so Geschäftsführerin Monisha Kaltenborn, «ist, dass man danach das Feedback-Formular ausfüllt. Denn wir sind gespannt auf die Reaktionen und nehmen allfällige Kritik ernst.»

Ab 1. Mai steht der GT-Simulator in der Lounge von Racing Unleashed im Circle am Zürcher Flughafen für Gratis-Publikumstestfahrten bereit.
Philippe Rossier

Der rund 65’000 Franken teure GT-Simulator ist noch ein Prototyp, seine Sitzschale noch zu hoch und zu schmal. Aber er steht ab dem 1. Mai schon für rund zwei Monate in der Lounge von Racing Unleashed im Circle am Flughafen Zürich für Publikumstestfahrten bereit. Wer ihn testen will, kann gratis eine Viertelstunde im neuen GT-Simulator fahren. «Einzige Bedingung», so Geschäftsführerin Monisha Kaltenborn, «ist, dass man danach das Feedback-Formular ausfüllt. Denn wir sind gespannt auf die Reaktionen und nehmen allfällige Kritik ernst.»

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Deutlich besser wirds, als mir Monisha Kaltenborn eine VR-Brille überstülpt. Der Effekt ist verblüffend. War meine Rennerei zuvor eine stümperhafte Spielerei, fühle ich mich jetzt mit der überraschend echt wirkenden Umgebung eins. Ich habe das Gefühl, im Cockpit eines echten Ferrari zu sitzen. Und offenbar wirkt sich dies auch auf meine virtuelle Fahrweise aus. Endlich schaffe ich eine vernünftige Linie, verpasse nicht mehr jeden Brems- und Scheitelpunkt und bringe gar einige ordentliche Runden zusammen.

Der Profi braucht Eingewöhnungszeit

Umso gespannter bin ich jetzt, wie sich der Rennprofi im virtuellen Cockpit macht. Fredy Barth schnallt sich an meiner Stelle im Simulator fest. Wie im echten Rennwagen lässt sich die Pedalerie längs justieren, und natürlich könnte das Setup des Ferrari noch individuell abgestimmt werden. Barth übernimmt meine Einstellungen und prescht los. Und schlägt gleich nach der Steigung, ebenfalls viel zu schnell, in die Leitplanken ein. Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen.

Der neue GT-Simulator
  • Rennsimulator für GT- und Sportwagen-Simracing
  • Exterieurdesign mit LED-Matrix und Bremsleuchten
  • 3D-Karbon-Lenkrad mit integriertem LED-Display
  • Aktive Sitzgurten beim Lenken und Bremsen
  • Bremspedal mit ABS-Feedback
  • Single 49-Zoll-Curved-LED-Bildschirm (5120x1440 Pixel)
  • Optionales Virtual-Reality-Headset
  • Racing Simulation in Assetto Corsa Pro (Standard)
Philippe Rossier
  • Rennsimulator für GT- und Sportwagen-Simracing
  • Exterieurdesign mit LED-Matrix und Bremsleuchten
  • 3D-Karbon-Lenkrad mit integriertem LED-Display
  • Aktive Sitzgurten beim Lenken und Bremsen
  • Bremspedal mit ABS-Feedback
  • Single 49-Zoll-Curved-LED-Bildschirm (5120x1440 Pixel)
  • Optionales Virtual-Reality-Headset
  • Racing Simulation in Assetto Corsa Pro (Standard)
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Im Gegensatz zu mir gewöhnt sich Barth aber schneller ans Bildschirmfahren. Allerdings: Auch er pflügt einige Male durch den Kies – und seine Kommentare zeigen, dass er mit sich noch nicht ganz zufrieden ist. Mit dem von einem italienischen Designbüro gestylten Simulator allerdings schon. «Der reagiert sehr sensibel. Für ambitionierte Rennfahrer sicher nicht falsch. Für Ungeübte», er wirft einen Seitenblick auf mich, «ist das vermutlich aber eher schwierig.» Das neue Lenkrad liege gut in der Hand – und auch das Feedback der Pedalerie, mit ABS-Simulator, überrasche ihn positiv.

VR-Brille macht alles viel realer

Jetzt setzt auch Fredy Barth die VR-Brille auf – und taucht damit komplett in den virtuellen Red-Bull-Ring ein. Während er sich wild lenkend, schaltend und auf der Pedalerie tretend in seiner Parallelwelt bewegt, hören wir Umstehende bis auf den aus dem Kopfhörer dringenden Motorensound nichts. Im Vergleich zum noch ziemlich lauten mechanischen Lärm älterer Simulatoren, arbeitet der Prototyp des neuen GT-Simulators fast ganz geräuschlos.

Dennoch simuliert er alle Bewegungen rüttelnd mit, und beim Bremsen leuchtet hinter dem Fahrersitz gar das Bremslicht auf. Auch Fredy Barth ist von der Simulation mit VR-Brille begeistert. «Es wirkt alles nochmals viel realer.» Das gilt auch für seine jetzt gefahrenen Rundenzeiten. «Nur über den Bildschirm nimmt man die Umgebung nicht so wahr.» Abschliessend bilanziert der Rennprofi: «Es ist verblüffend, wie real sich das Ganze anfühlt. Hier baut der Fahrer schneller ab als das Material.»

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