BMW-Generationen-Duell
Welches ist der bessere M?

Wie erkennt man den Fortschritt im Automobilbau? Am besten, man vergleicht einmal zwei Sportskanonen aus unterschiedlichen Dekaden. Wir tun das mit dem aktuellen BMW M4 und einem zwölf Jahre älteren M3 Coupé.
Publiziert: 22.04.2022 um 17:14 Uhr
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Aktualisiert: 28.04.2022 um 09:03 Uhr
Stefan Grundhoff

Wie frisch es doch noch aussieht: Kaum zu glauben, aber «unser» oranges M3 Coupé – intern E92, also Coupé-Version des 2005 bis 2013 gebauten 3er-BMWs – hat mit Baujahr 2010 weit über ein Jahrzehnt auf dem Buckel, als es zum Vergleich mit einem aktuellen M4 antritt. Aber erst zum M3.

Ende 2007 wurde dieser M3 erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Damals trugen Limousine, Cabrio und Coupé alle denselben Namen. Erst ab 2014 teilte der Nachfolger sich auf in M3 (Limousine) und M4 (Coupé, Cabrio).

M3: 420 PS und 4,8 Sekunden

Startete die erste M3-Generation (E30) 1986 mit 2,3 Liter-Vierzylinder-Saugmotor (195 PS), setzte der E92er M3 erstmals mit einem kräftig brüllenden V8 neue Massstäbe. Dank vier Litern Hubraum übertraf dieser Sauger die 400-PS-Marke und brachte Rennsport-Technik auf die Strasse. Technisch mit dem grösseren V10 des M5 verwandt, leistet der V8 im M3 beeindruckende 420 PS und 400 Nm bei 3900/min. Damit spurtet der 1,7 Tonnen schwere Hecktriebler in 4,8 Sekunden auf 100 und bis 280 km/h.

Generationen-Duell: Wir vergleichen ein oranges M3 Coupé der Baureihe E92 von 2010 (vorne) mit dem aktuellen BMW M4 von 2022, ebenfalls orange, ...
Foto: Enes Kucevic
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«Unser» M3 ist keiner von der Stange. Vielmehr handelt es sich um die begehrte Sonderedition «Lime Rock Park», die dem US-Markt vorbehalten war. Nur 200 Coupés wurden in der feuerorangen Lackierung als Pendant zum europäischen M3 GTS nach der Rennstrecke im US-Bundesstaat Connecticut benannt. Der Preis vor zwölf Jahren: Knapp 71’000 Dollar (umgerechnet gut 77'000 Franken). Innen gibts schwarzes Leder, Alcantara und die oft kritisierte, etwas hohe Sitzposition, neben dem automatisierten Getriebe eine der wenigen Schwachstellen des damaligen Topmodells.

Die Lackierung ist nicht die einzige optische Gemeinsamkeit vom M3 von 2010 zum M4 2022, dem wir den M3 gegenüberstellen. Die Proportionen sind ähnlich, Front und Heck am M4 filigraner. Einzig das «Gesicht» des M4 (G80) mit der polarisierenden Hochkant-«Niere» macht es uns schwer, ihn auf den ersten Blick zu begehren. Da gefällt der Urahn deutlich besser.

M4: 510 PS und 3,9 Sekunden

Technisch bewegt sich der aktuelle 2022er-M4 in anderen Dimensionen als sein Vorfahr. Er setzt auf sechs Brennkammern mit drei Litern Hubraum, denen mit Turbo Leistung im Überfluss aus den Adern gepresst wird. Es gibt 480 oder 510 PS und endlich auf Wunsch den längst überfälligen 4x4. Der M4 ist ein nahezu perfekter, schnell zu bewegender Sportwagen, und gefällt besser als der zwar bissiger und filigraner am Gas hängende M3 von 2010. Der muckt vor allem mit seiner alles andere als perfekten Automatik, die nur unter Last und bei entsprechend hohen Drehzahlen überzeugen kann.

Das M4 Coupé bietet als Competition 510 PS und 650 Nm ab 2750/min – ein gigantischer Unterschied. Zudem bringt der 1,8 Tonnen schwere Bayer seine Leistung dank Acht-Stufen-Automat und 4x4 effizienter auf die Strasse als der bissige, im Heck zuckende M3. Dessen Sportfahrwerk aber kann ebenfalls begeistern und auch die perfekte Lenkung. Aus dem Stand geht es in 3,9 Sekunden auf Tempo 100 – und trotz mehr Leistung ist bei limitierten 290 km/h Schluss. Der M4 verbraucht rund zwei Liter weniger.

Preislich in einer anderen Liga

Allerdings bewegt sich der aktuelle M4 Competition mit Preisen ab 120’500 Franken ebenfalls in einer anderen Liga. So gesehen muss er das deutlich bessere Auto als der zwölf Jahre ältere M3 sein. Doch wer möchte sich ernsthaft zwischen den Schönheiten entscheiden müssen? Begehrenswert sind beide – der heisse klassische M3 und der objektiv bessere aktuelle M4.

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