Kontrolle der Zürcher Kantonspolizei
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73'000 Führerausweise eingezogen
Neuenburger sind die schlimmsten Autofahrer

Im letzten Jahr mussten 72'744 Autofahrer ihren Führerschein abgeben. Da fragen wir: Aus welchem Kanton kommen die schlimmsten und wer sind die bravsten Autofahrer? BLICK kennt die Antwort.
Publiziert: 28.08.2020 um 17:16 Uhr
Martin A. Bartholdi

Zuerst die gute Nachricht: die Schweizer Autofahrer werden immer vernünftiger und gesetzestreuer. In den letzten fünf Jahren ist die Anzahl entzogener Fahrausweise von 80'176 im Jahr 2015 auf nur noch 72'744 im letzten Jahr zurückgegangen.

Das scheint dafür zu sprechen, dass die 2013 eingeführten verschärften Raser-Bestimmungen der Via Sicura Wirkung zeigen. Führen die höheren Strafen zu einer Abnahme der Fahrausweisentzüge und allenfalls einem gemässigteren Fahrstil der Raser?

Zu schnelles Fahren und Alkohol

Nicht wirklich. Mit 27'407 Fällen ist Missachten der Geschwindigkeitsvorschriften weiterhin mit Abstand der häufigste Grund, weshalb Schweizer ihren Führerschein abgeben müssen. Das entspricht fast 38 Prozent aller Fälle. Die Zahl ist zwar auch leicht rückläufig, aber eigentlich seit 2014 konstant. Höchststand war 2015 mit 30'622 Fällen von zu schnellem Fahren.

Die Rangliste der Kantone von den schlimmsten zu den bravsten Autofahrern.
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Der zweithäufigste Grund für einen Ausweisentzug liegt bei zu viel Alkohol am Steuer. Doch mit 13'128 Fällen ist das über die Hälfte weniger als wegen zu schnellem Fahrens. Auch hier ist die Zahl leicht rückläufig, aber grundsätzlich stabil. An dritter Stelle liegt mit 7886 Fällen und ebenfalls seit 2014 konstanten Fallzahlen «Unaufmerksamkeit» am Steuer.

Weitere Gründe für Entzüge sind Missachten des Vortritts (4187 Fälle), Nichtbeachten von Signalen (1218 Fälle), unzulässiges Überholen (1647 Fälle), andere Fahrfehler (4560 Fälle), Trunksucht (1435 Fälle), Einfluss von Drogen (4762 Fälle), Drogensucht (2472 Fälle), Krankheit oder Gebrechen (5464 Fälle) sowie übrige Gründe (20'133 Fälle).

40- bis 49-Jährige die grössten Sünder?

Interessant ist auch ein Blick aufs Alter der Fahrer, die den Führerschein abgeben müssen. Auf den ersten Blick sieht es so aus, als wären junge Fahrer gar nicht so rücksichtslos, wie es oft am Stammtisch heisst. Die höchste Zahl in der Statistik (13'906 Fälle) betreffen die 40- bis 49-Jährigen, gefolgt 50- bis 59-Jährigen (12'391 Fälle).

Die Jungen sind undisziplinierter

Doch bei jüngeren Autofahrern wird die Admas-Statistik (Administrativmassnahmen, die Behördenbezeichnung für Führerausweisentzug) in Fünf-Jahres-Schritten geführt. Wenn wir für den Vergleich die Anzahl Fälle der 20- bis 24-Jährigen (9870 Fälle) mit jenen der 25- bis 29-Jährigen (10'217 Fälle) addieren, erhalten wir 20'087 Fälle. Ergo sind junge Autofahrer doch undisziplinierter. Ähnlich sieht es für die Altersgruppe der 30- bis 34- und 35- bis 39-Jährigen aus. Addiert kommen auch sie auf 16'887 Ausweisentzüge – also Platz 2. So nimmt die Anzahl Fälle mit jeder Altersgruppe ab – was zeigt, dass wir offenbar am Steuer mit dem Alter doch vernünftiger und gelassener werden.

Meistens nur ein Monat Entzug

In den meisten Fällen kassieren die Behörden den Fahrausweis für einen Monat ein. Das war 2019 31'700 Mal der Fall. Auf Rang 2 folgen unbefristete Entzüge mit 21'064 Fällen vor dreimonatigen Entzügen mit 15'728 Fällen. Grundsätzlich lässt sich aber sagen, dass die Behörden nur selten zum letzten Mittel greifen müssen und einem Autofahrer den Führerschein entziehen. Bei fast sechs Millionen Inhabern eines Führerscheins mussten nur 1,22 Prozent aller Inhaber ihr Billett letztes Jahr abgeben.

Die Urner sind die Bravsten

Auf die Kantone aufgeteilt zeigt sich, dass die im Volksmund als schlechte Autofahrer verrufenen Aargauer zumindest vernünftig unterwegs sind. Nur 1,06 Prozent der Aargauer Fahrer mussten das Billett letztes Jahr abgeben. Damit sind sie auf Platz 6 der braven Autofahrer. Die Bravsten kommen aus dem Kanton Uri. Nur 0,79 Prozent der Urner Inhaber eines Führerscheins mussten diesen abgeben. Auf Platz 2 folgen die Appenzeller aus Innerrhoden mit 0,89 Prozent und die Schaffhauser runden das brave Podest mit 1,03 Prozent ab.

Die Neuenburger sind die Schlimmsten

Die schlimmsten Autofahrer der Schweiz sind mit 1,65 Prozent eingezogener Führerscheine die Neuenburger. Dahinter folgen Obwalden und Waadt mit je 1,53 Prozent. Interessanterweise scheint der Röstigraben auch die braven von den schlimmen Autofahrern zu trennen.

Mit Ausnahme der Genfer sind vor allem die Westschweizer bei den Rowdies angesiedelt, die in Relation zu den ausgestellten Führerscheinen viele Fahrbewilligungen einziehen müssen. Die Ostschweizer Kantone hingegen, mit Ausnahme von St. Gallen, müssen eher weniger Ausweise wieder einziehen.

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