Hunderte protestieren mit Sitzstreik am Flughafen
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Krise in Hong Kong:Hunderte protestieren mit Sitzstreik am Flughafen

Ausschreitungen in Hongkong
«Die Demonstranten baten uns um Entschuldigung»

Etwas mulmig war Pascale Caratsch und Sina Stirnimann schon, als sie am Montag in Hongkong landeten. Als sie aber auf die Demonstranten trafen, erlebten sie die grosse Überraschung.
Publiziert: 14.08.2019 um 13:55 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2019 um 10:05 Uhr
In der Stadt ist alles ruhig: Sina Stirnimann (l.) aus Neuenkirch und Pascale Caratsch aus Opfikon in Hongkong auf dem Victoria Peak.
Foto: zVg
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Guido Felder

In Hongkong ist es in den vergangenen Tagen zu massiven Protesten gekommen. Beim teilweise brutalen Eingreifen der Polizei wurden mehrere Personen verletzt. 

Zwei junge Schweizer Touristinnen haben die Demonstrationen hautnah miterlebt. Pascale Caratsch (20) aus Opfikon ZH und ihre Freundin Sina Stirnimann (20) aus Neuenkirch LU sind am Montagabend mit dem Swiss-Flieger in Hongkong gelandet. «Wir mussten zuerst einige Zeit im Flugzeug warten, ohne zu wissen was genau los war», erzählt Pascale Caratsch, die in der Reisebranche arbeitet, am Telefon gegenüber BLICK.

Eine Flughafenangestellte habe sie schliesslich von der Maschine zur Gepäckausgabe begleitet mit der Aufforderung, den Flughafen so schnell als möglich zu verlassen.

Kaum ein Durchkommen

Der Weg zum Ausgang wurde zum grossen Hindernislauf. Sina Stirnimann, Studentin für Kunst und Gestaltung erzählt: «Wir standen plötzlich Tausenden von Demonstranten gegenüber, die Plakate von verletzten Kollegen hochhielten. Da wurde es uns schon etwas mulmig.»

Zusammen mit andern Passagieren aus dem gleichen Flugzeug bahnte sich die Gruppe einen Weg Richtung Bus- und Taxiterminal. Ganze 45 Minuten dauerte der sonst kurze Transfer dahin. Doch die Schweizerinnen waren erstaunt ob der Reaktion der Demonstranten. Pascale Caratsch: «Sie waren extrem nett. Ja, sie entschuldigten sich sogar bei uns für die Unannehmlichkeiten.» Das Gleiche dann auch im Taxi: Der Chauffeur habe sich entschuldigt und gefragt, ob sie die Demonstranten verstehen könnten.

Stadt wie ausgestorben

Im Zentrum selber spüren die beiden Schweizerinnen zurzeit nichts von den Unruhen. Im Gegenteil. «Die Stadt ist fast wie ausgestorben.» Es scheint, als könnten Pascale Caratsch und Sina Stirnimann ihr Touristenprogramm wie geplant durchziehen. Regelmässig informieren sie sich via Medien über die Lage in der Stadt und am Flughafen.

Angst vor den Demonstranten hätten sie überhaupt nicht. Respekt allerdings hätten sie vor einem Polizeieinsatz. «Da möchten wir definitiv nicht hineingeraten!»

Betrieb wieder aufgenommen

Nach den Protesten und zahlreichen Flugausfällen hat der internationale Flughafen von Hongkong am Mittwochmorgen seinen Betrieb wieder aufgenommen. Zuvor hatte der Flughafen eine einstweilige Verfügung gegen Demonstranten erwirkt. Damit seien die Beteiligung an Protesten oder Demonstrationen auf dem Gelände des Flughafens verboten.

Wie der Flughafen in einer Mitteilung vom Mittwoch schreibt, sollen damit «Personen davon abgehalten werden, rechtswidrig und vorsätzlich die korrekte Nutzung des Flughafens zu behindern oder stören».

Peking redet von «Terroristen»

Peking hat im Konflikt seine Gangart verschärft. Die Taten einiger Protestler würden sich «nicht von den Gräueltaten von Terroristen unterscheiden», hiess es am Mittwoch in einer Erklärung des Verbindungsbüros der chinesischen Regierung in Hongkong. Ein Sprecher der für Hongkong zuständigen Behörde in Peking nannte den Vorfall eine «annähernd terroristische Tat».

In der Sieben-Millionen-Metropole kommt es seit gut zwei Monaten immer wieder zu massiven Protesten, die regelmässig mit Gewalt enden. Auslöser war ein – inzwischen auf Eis gelegter – Gesetzentwurf der Regierung zur erleichterten Auslieferung mutmasslicher Krimineller an China. Die Proteste entwickelten sich zu einer breiteren Bewegung.

Hongkong Proteste

Seit Wochen ziehen sich die Proteste in Hongkong hin. Hunderte regierungskritische Demonstranten blockieren Flughäfen, marschieren durch die Strassen. Bleiben Sie auf dem Laufenden mit allen Bildern, News und Videos.

Demonstranten stürzen sich auf ein Tränengas-Geschoss, um es zur Polizei zurückzuwerfen.
DUKAS

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