«Zum Wohl einer Handvoll Siedler»
Israels erklärt 800 Hektar in Westbank zu Staatsland

Inmitten des Kriegs in Gaza erklärte die israelische Regierung 800 Hektar des besetzten Westjordanlands als Staatsland. Die israelische Menschenrechtsorganisation Peace Now ist besorgt.
Publiziert: 22.03.2024 um 16:38 Uhr
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Aktualisiert: 22.03.2024 um 16:47 Uhr

Israels Zivilverwaltung hat israelischen Medienberichten zufolge 800 Hektar im Westjordanland zu israelischem Staatsland erklärt. Auf dem Gebiet sollen unter anderem Hunderte Siedlerwohnungen entstehen, berichtete der israelische Sender Kan am Freitag.

Die israelischen Siedlungen im Westjordanland sind nach internationalem Recht illegal. Medien zufolge soll das Gebiet in der Nähe einer bereits existierenden israelischen Siedlung im Nordosten des Westjordanlands, nahe der jordanischen Grenze, liegen.

Die israelische Menschenrechtsorganisation Peace Now sprach von der grössten Landnahme seit dem Osloer Friedensvertrags, den Israelis und Palästinenser 1993 unterzeichnet hatten. «Das Jahr 2024 markiert einen Höhepunkt im Ausmass der Deklaration von Staatsland», so die Organisation weiter.

Israel soll 800 Hektar im Westjordanland zu eigenem Staatsland erklärt haben.
Foto: imago
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Provokation gegen US-Regierung

Peace Now warf Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu und Finanzminister Bezalel Smotrich vor, «zum Wohl einer Handvoll Siedler» gegen die ganze Welt und die Interessen der Menschen in Israel zu handeln. Smotrich ist zuständig für einen Teil der Zivilverwaltung, der israelischen Regierungsbehörde im Westjordanland. Smotrich setzt sich auch für eine Annexion des Westjordanlands ein.

Peace Now betrachtet den Schritt einer Erklärung zufolge auch als Provokation gegen die US-Regierung. Diese hatte zuletzt bereits mehrfach Sanktionen und Einreisebeschränkungen gegen israelische Siedler im Westjordanland verhängt.

Die US-Regierung sieht neue Siedlungen eigenen Angaben nach als kontraproduktiv für einen dauerhaften Frieden. US-Aussenminister Antony Blinken war am Freitag zu Besuch in Israel und traf dort unter anderem Netanyahu.

Spannungen nehmen wegen Gaza-Krieg zu

Seit Beginn des Gaza-Kriegs haben sich auch die Spannungen und Konflikte im israelisch besetzten Westjordanland verschärft. Palästinenser beklagen vermehrte Gewalt von israelischen Siedlern gegen ihre Dörfer und Olivenhaine.

Israel hatte während des Sechs-Tage-Kriegs 1967 unter anderem das Westjordanland und Ost-Jerusalem erobert. Dort leben heute inmitten von drei Millionen Palästinensern rund 700'000 israelische Siedler. 2016 bezeichnete der Uno-Sicherheitsrat diese Siedlungen als Verletzung des internationalen Rechts und forderte Israel auf, alle Siedlungsaktivitäten zu stoppen. Die Palästinenser beanspruchen die Gebiete als Teil eines eigenen Staats. (SDA)

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