Zoff um Impfstoff
Trump will deutsche Corona-Forscher abwerben

Zwischen Deutschland und den USA gibt es in der Coronavirus-Krise einen Streit um ein Tübinger Pharma-Unternehmen. Dieses arbeitet an einem Impfstoff.
Publiziert: 16.03.2020 um 07:52 Uhr
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Aktualisiert: 25.03.2021 um 22:21 Uhr

Während das Coronavirus die Welt befällt, tüfteln zahlreiche Wissenschaftler an einem Impfstoff. Nun mischt sich US-Präsident Donald Trump (73) ein. Er will als erstes ein Mittel gegen die Krankheit.

US-Forscher sind zwar ebenfalls dran, doch der Milliardär geht lieber auf Nummer sicher. Sein Plan: Deutsche Wissenschaftler mit hohen finanziellen Zuwendungen nach Amerika locken. Das berichtet die «Welt am Sonntag» unter Berufung auf Regierungskreise in Berlin.

Konkret geht es um die Tübinger Impfstoff-Firma CureVac. Trump tut offenbar alles, um einen Impfstoff für die USA zu bekommen. «Aber eben nur für die USA», heisst es laut Zeitung dazu in der deutschen Regierung.

US-Präsident Donald Trump versucht deutsche Corona-Forscher abzuwerben.
Foto: AFP
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Ein hochrangiger Vertreter der US-Regierung bestätigte den Zeitungsbericht am Sonntagabend nicht. Er teilte auf Anfrage mit, man kenne weder den Artikel noch die zugrundeliegenden Informationen.

«Wollen einen Impfstoff für die ganze Welt entwickeln»

Ein Exklusivvertrag etwa mit den USA für einen Corona-Impfstoff kommt für CureVac nach einem Bericht der Zeitung «Mannheimer Morgen» vom Montag indes nicht in Frage. «Wir wollen einen Impfstoff für die ganze Welt entwickeln und nicht für einzelne Staaten», sagte der Geschäftsführer und Mitbegründer des Hauptinvestors dievini Hopp BioTech Holding, Christof Hettich.

Der SAP-Mitbegründer und Mäzen Dietmar Hopp und der Unternehmer Friedrich von Bohlen gehören demnach ebenfalls zu den Gründern und Geschäftsführern. Seit Januar forscht CureVac an einem Impfstoff gegen das Coronavirus. Zudem halte Hopp entschlossen an dem Unternehmen, den Mitarbeitern und auch dem Hauptstandort in Tübingen fest, sagte Hettich weiter.

Deutschland steht «nicht zum Verkauf»

Der deutsche Wirtschaftsminister Peter Altmaier lobte in der ARD-Sendung «Bericht aus Berlin» am Sonntagabend die Tübinger Firma dafür, dass sie für die US-Avancen «nicht zur Verfügung steht. Das ist eine grossartige Entscheidung und eine grossartige Position.» Es sei eine «gute Nachricht, dass die Unternehmensleitung Klartext gesprochen hat». Deutschland stehe «nicht zum Verkauf», sagte Altmaier weiter.

Das deutsche Forschungsministerium wies eindringlich darauf hin, dass die dortige Forschung mit staatlichen Geldern gefördert werde. «Die Bundesregierung hat die finanzielle Förderung der Entwicklungen zuletzt stark ausgeweitet», sagte ein Sprecher von Ministerin Anja Karliczek den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

«Corona ist ein weltweites Problem, dafür arbeiten wir»

Die Impfstoff-Entwicklung werde insbesondere über die internationale Impfstoff-Allianz CEPI vorangetrieben, die auch von der deutschen Regierung mitfinanziert wird. «CEPI hat unter anderem die Firma CureVac mit der Entwicklung eines Impfstoffs beauftragt», so der Sprecher. Die Regierung stehe im intensiven Kontakt mit CureVac.

Das Biotech-Unternehmen versicherte eine Übernahme durch ein amerikanisches Unternehmen oder durch die USA stehe nicht im Raum. «Ein Angebot über eine Übernahme gibt es nicht», erklärte Franz-Werner Haas, der für die Produktion verantwortliche Vorstand bei CureVac.

Zwar bestehe durchaus Interesse aus den USA an der Arbeit von CureVac, aber «Corona ist ein weltweites Problem, dafür arbeiten wir». Haas fügte laut «Schwäbische Zeitung» hinzu: «Aufgrund der Erkenntnisse aus unserer klinischen Tollwut-Studie sind wir zuversichtlich, auch einen Wirkstoff gegen das Coronavirus entwickeln zu können. Wir hoffen, dass wir bis Mitte des Jahres in der Klinik sind.» (SDA)

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Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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