«World Press Photo 2020»
Diese Bilder gingen um die Welt

Im April findet die «World Press Photo 2020» in Amsterdam statt. Bei der Verleihung werden die besten Fotografien ausgezeichnet. BLICK stellt sechs Anwärter auf den Preis vor.
Publiziert: 26.02.2020 um 08:49 Uhr

Sie riskierten ihr Leben, bekamen seltene Einblicke und hielten die Momente mit ihrer Kamera fest. Für Arbeit werden dieses Jahr wieder Fotografen bei der jährlichen Verleihung «World Press Photo of the Year» ausgezeichnet. Neben Prestige und dem Neid von Kollegen winkt auch ein Preisgeld für die Gewinner – insgesamt 137'000 Franken.

Blutige Studenten-Demo in Algerien

Farouk Batiche fotografierte im Mai 2019 Studenten, die im Zusammenhang mit der Präsidentenwahl in Algerien einen Wandel des politischen Systems forderten. Studenten stiessen während einer Demonstration gegen die Regierung mit Bereitschaftspolizisten zusammen.

Algeriens Militärführung hielt am geplanten Termin für die Präsidentenwahl fest, obwohl bei Massendemonstrationen der Ruf nach einer Verschiebung immer lauter wurde. Die Demonstranten forderten einen grundlegenden Wandel des politischen Systems und eine Entmachtung der Elite des nordafrikanischen Landes.

Farouk Batiche fotografierte im Mai 2019 algerische Studenten, die im Zusammenhang mit der Präsidentenwahl einen Wandel des politischen Systems forderten.
Foto: WORLD PRESS PHOTO
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Im Kampf für die Freiheit

Ahmed Ibrahim (18) lag im Oktober 2019 mit schweren Verbrennungen in einem Krankenhaus in Al-Hasakah (Syrien). Seine Freundin weigerte sich zunächst, ihren Freund in diesem Zustand zu sehen, aber eine Krankenschwester konnte sie überreden. Am Schluss wagte sie sich in sein Zimmer, hielt seine Hand.

Den intimen Moment hielt der Fotograf Ivor Prickett fest. Der 18-Jährige war ein Kämpfer der Demokratischen Kräfte Syriens (SDF). Ein Bündnis, das sich im Bürgerkrieg gebildet hatte, und gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) kämpfte. Doch zu dieser Zeit war der IS bereits angeschlagen, die SDF war auf dem Vormarsch. Das passte dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan überhaupt nicht. Er startete eine Offensive gegen die Kurden. Bei den Kämpfen wurde Ibrahim verletzt.

Trauer an Absturzstelle

Nur sechs Minuten nach dem Start verschwand Flug 302 vom Radar: Die Boeing 737-800 MAX der Ethiopian Airlines am 10. März 2019 um 8.38 Uhr in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba gestartet, befand sich auf dem Weg nach Nairobi. Doch dort kam sie niemals an. Die Maschine stürzte ab. 149 Passagiere und acht Crew-Mitglieder waren auf der Stelle tot. Vier Tage nach dem Absturz fotografierte Mulugeta Ayene ein Trauernde an der Absturzstelle.

Erste Berichte zeigen, dass die Piloten trotz Einhaltung der von Boeing empfohlenen Verfahren nicht in der Lage waren, einen wiederholten Sturzflug des Flugzeugs zu verhindern. Dabei war die Boeing brandneu. Inzwischen darf keine Boeing 737-800 MAX abheben – aus Sicherheitsgründen.

Geschäftsmodell Krieg

Die IDEX ist die grösste Verteidigungsmesse und -konferenz im Nahen Osten und eine der grössten Rüstungsmessen der Welt. Sie findet alle zwei Jahre in Abu Dhabi statt. Zu den Besuchern zählen Verteidigungsminister, Militärstabschefs und wichtige Entscheidungsträger der Regierung. Krieg wird zum Geschäft. Um den Verkauf anzukurbeln, finden sogar Kampfvorführungen statt. Nikita Teryoshin besuchte letztes Jahr ebenfalls diese Messe und fotografierte einen Mann in Anzug, der gerade ein Paar Panzerabwehrgranatwerfer am Ende eines Ausstellungstages verräumt.

Gelähmt vom Leben

Traumatische Erlebnisse können ein Resignationssyndrom (RS) auslösen. Es kann die Betroffenen lähmen. Sie können sich nicht mehr bewegen, nicht mehr reden, sind unfähig, etwas zu essen oder zu trinken, auf körperliche Reize reagieren sie nicht. Die Fotografie von Tomek Kaczor zeigt ein Mädchen (15) aus Armenien, das unter dem RS leidet.

Die 15-Jährige sitzt in einem Rollstuhl, daneben ihre Eltern. Die Aufnahme wurde in einem polnischen Flüchtlingsaufnahmezentrum in Podkowa Leśna gemacht. Besonders Kinder in langwierigen Asylverfahren leiden unter dem RS. Das Prozedere macht sie krank. Mit seinem Bild macht Tomek Kaczor auf das Schicksal der Kinder aufmerksam.

Ein Gedicht für den Frieden

Im Sudan brodelte es seit Monaten. Bei heftigen Protesten wurde der Rücktritt von Staatsoberhaupt Omar al-Baschir (75) gefordert, der seit 30 Jahren im Amt war. Auslöser der Proteste waren Preiserhöhungen für Nahrungsmittel und andere Waren des Grundbedarfs. Aal-Baschir wurde schliesslich durch einen Militärputsch gestürzt.

Die Bevölkerung ging weiter auf die Strasse, wehrte sich gegen das neue, brutale Regime. In dieser Zeit war der Fotograf Yasuyoshi Chiba im Sudan. Am 19. Juni wurde er Zeuge eines besonderen Augenblicks. Während eines Stromausfalls trug ein junger Mann, unter dem Licht von Handys, ein Gedicht vor. Die Aufnahme steht sinnbildlich für den friedlichen Aufstand, für die Revolution im Sudan. (jmh/SDA)

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