«Wir hätten doch Schreie hören müssen»
Nachbarn des polnischen Peinigers sind schockiert

Jahrelang soll Mateusz J. eine Frau (30) in einem Schweinestall eingesperrt, geschlagen und vergewaltigt haben. Die Frau ist mittlerweile in Sicherheit und dem Polen droht eine lange Haftstrafe. Nachbarn erzählen, wie er auf sie wirkte und warum niemand etwas ahnte.
Publiziert: 03.09.2024 um 16:04 Uhr

Kurz zusammengefasst

  • Frau jahrelang im Schweinestall gefangen und misshandelt
  • Nachbarn bemerkten nichts von den grausamen Taten
  • Tatverdächtiger wurde verhaftet
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Angela RosserJournalistin News

Verbarrikadierte Fenster, kein fliessendes Wasser, keine Toilette und die tägliche Angst vor ihrem Peiniger – die Leidensgeschichte der heute 30-jährigen Małgorzata liest sich besonders grausam. Der Mann, den sie 2019 übers Internet kennenlernte, soll sie nach dem ersten Date in dem drei auf drei Meter grossen Schuppen im Westen von Polen gefangen gehalten haben.

Als Małgorzata wegen einer ausgekugelten Schulter Dienstag vor einer Woche ins Spital gebracht wird, entdecken die Ärztinnen und Ärzte ältere Verletzungen, Folterspuren und innere Verletzungen, die auf zahlreiche Vergewaltigungen zurückzuführen sind. Das Ausmass der Verletzungen muss die Mediziner derart schockiert haben, dass sie die Polizei informierten.

Hausdurchsuchung und Verhaftung

Ein Gericht ordnete daraufhin eine Hausdurchsuchung beim Tatverdächtigen an und er wurde festgenommen. Eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft erklärte, dass die Frau angibt, von ihrem Lebensgefährten gefangen gehalten worden zu sein. Der 35-jährige Mateusz J. behauptete hingegen, dass die Frau freiwillig bei ihm geblieben sei.

Der 35-jähriger Mateusz J. soll in Gaiki die heute 30-jährige Malgorzata jahrelang gefangen gehalten und schwer misshandelt haben.
Foto: MyGlogow.pl
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Die Nachbarschaft ist tief betroffen darüber, was sich unmittelbar vor ihrer Haustür abgespielt haben soll. Eine Nachbarin erklärt gegenüber RTL, dass sie seit dreieinhalb Jahren im Haus nebenan wohne. Ihr Nachbar kam ihr immer etwas sonderbar vor, sie dachte sich aber nicht mehr dabei. 

Dorf hielt ihn für einen Sonderling

«Er war nicht besonders gesellig, immer allein. Er lief um sein Haus herum, grub Löcher und pflanzte Bäume. Oft blieb er stehen und starrte mich so komisch an. Daher hab ich immer gesagt, dass er ein bisschen seltsam ist», so die Nachbarin. Rückblickend mache ihr sein Verhalten richtig Angst, erklärt sie.

Er sei oft nachts im Wald herumgelaufen und habe die Nachbarn angestarrt. Sie hätten ihn aber einfach ignoriert und nie hinterfragt, was er hinter den Mauern seines Heims wohl so treibe. Als sie aus den Medien und von der Polizei erfuhr, welch grausame Dinge sich gleich nebenan abgespielt haben sollen, kann sie es kaum fassen. Im Gespräch mit RTL sucht sie nach einer Erklärung. «Wir hätten doch Schreie hören müssen.»

Sie und ihr Mann hätten oft an ihrem Haus gearbeitet, von nebenan hörten sie aber nichts. «Wir denken die ganze Zeit daran und können nicht schlafen. Es macht uns Angst, dass so etwas direkt vor unserer Nase passiert ist und wir nichts für sie tun konnten».

Eltern glauben an Unschuld von Mateusz J.

Auch die Eltern von Mateusz J. lebten nur wenige Meter neben ihrem Sohn. Sie behaupten gegenüber dem polnischen Newsportal «MyGlogow», dass sie nichts mitbekommen hätten. «Er ist ein guter Junge», stellt sich seine Mutter hinter ihn. Auch wenn der Mann bis ins Dorf als Einsiedler bekannt war, solche Gräueltaten hätte ihm niemand zugetraut.

Opfer konnte Spital verlassen

Dass das Leiden der 30-Jährigen so lange unentdeckt blieb, könne gemäss der Staatsanwaltschaft auch damit zusammenhängen, dass niemand nach ihr gesucht habe. Bisher sehe es so aus, als habe Małgorzata ihr Märtyrium ohne lebensbedrohliche Verletzungen überstanden. Eine Sprecherin des Spitals, in dem sie untergebracht war, erklärt, dass die Frau das Spital habe verlassen können. «Ihre körperliche Verfassung erlaubte es», wird diese zitiert.

Wie es um den seelischen Schaden steht, der noch gravierender sein dürfte, sei schwer einzuschätzen. Wie mittlerweile bekannt wurde, ist die 30-Jährige an einem sicheren Ort untergebracht und erholt sich von den Strapazen, die sie all die Jahre hat durchleiden müssen.

Vergleiche mit Josef Fritzl aus Österreich

Die Schulter war nicht die erste Verletzung, die im Spital behandelt werden musste. Immer wieder brachte der 35-Jährige die Frau in den vergangenen Jahren in die Klinik. Mit gebrochenen Armen, gebrochenen Beinen und schwanger. Das Baby wurde gleich nach der Geburt zur Adoption freigegeben. Polnische Medien vergleichen Mateusz J. mit Josef Fritzl (89). Der Österreicher hielt seine Tochter jahrelang im Keller gefangen und zeugte mir ihr mehrere Kinder.

Lange Haftstrafe

Den Ärzten habe sie sich damals aus Angst nicht anvertraut. «Ich hatte Angst, und er drohte mir, dass es noch schlimmer werden würde, wenn ich mich beschweren würde», sagt die heute 30-Jährige gegenüber dem polnischen News-Portal «MyGlogow». Wenn sie nicht gehorchte, liess er sie hungern, schlug, demütigte und vergewaltigte sie, wie sie erklärt. Laut dem Nachrichtensender «Polsat News» wird dem 35-Jährigen Misshandlung und besondere Grausamkeit vorgeworfen. Dem Mann drohen, im Falle einer Verurteilung, bis zu 25 Jahre Haft.


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