Biden stoppt fiese TV-Spots
Trump kann von seiner Covid-19-Erkrankung politisch auch profitieren

Der mit Covid-19 infizierte US-Präsident Donald Trump kann politisches Kapital aus seiner Erkrankung schlagen. Ausgerechnet seine Infektion dürfte Trump zu einem Sympathiebonus verhelfen. Selbst Biden verzichtet ab sofort auf negative TV-Spots gegen seinen Widersacher.
Publiziert: 03.10.2020 um 02:07 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2020 um 14:12 Uhr
Daniel Kestenholz

US-Präsident Donald Trump (74) ist nicht der erste Regierungsführer mit Coronavirus-Infektion. Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro (65) meinte nach seiner Ansteckung im Juli, das Virus sei, wie er schon immer sagte, komplett harmlos. Den britischen Premier Boris Johnson (56) erwischte es schlimmer. Nach der Intensivstation meinte Johnson, «es hätte so oder so ausgehen können».

Einen wirklich prominenten Covid-19-Todesfall gibt es unter Politikern und Prominenten noch nicht. Viele trauen Trump daher auch einen «Hoax» zu. Die News und Bilder derzeit aus Washington sind dramatisch. Alles inszeniert? Es gibt keinen Anlass dazu, dem US-Präsidenten eine grosse öffentliche Lüge vorzuwerfen, um vor der US-Wahl in einem Monat mit ungewöhnlichen Methoden auf Stimmenfang zu sein. Doch Trump wird nichts unversucht lassen, um aus der jetzigen Situation grösstmöglichen politischen Nutzen zu ziehen.

Auf Twitter schrieb der resolute Trump-Kritiker und Filmemacher Michael Moore (66), warum sollte der US-Präsident nach all den erwiesenen Lügen plötzlich die Wahrheit sagen: «Was würde er mit einer Lüge gewinnen?», so Moore. Trump wisse, dass ihm die Krankheit Sympathien bringen könne. Der linke Regisseur lässt die Frage unbeantwortet, doch ist überzeugt, dass sich für Trump eine historische Wahlschlappe anbahnt: «Er muss also – dringend – die Diskussion über diese Wahlkampagne komplett ändern», so Moore. Die Erkrankung als Notlüge, vermutet Moore.

Es gehe ihm gut, doch er wirkt müder als sonst. US-Präsident Donald Trump trägt das Coronavirus in sich.
Foto: Keystone
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Plötzlich sind auch scharfe Kritiker nachsichtig gegenüber Trump

Doch auch in einem mit allen Mitteln geführten Wahlkampf und bei aller Häme und allem Spott für Trump: In der Öffentlichkeit wünschen dem Erkrankten viele prominente Namen schnelle Genesung. Selbst Joe Biden (77), Trumps Kontrahent am 3. November beim Kampf um die US-Präsidentschaft, greift Trump nicht länger direkt an. Biden sagte, er bete für Trump und seine Ehefrau Melania (50) – beide sind am Virus erkrankt. Zudem hat Bidens Wahlkampagne per sofort alle negativen Werbespots gegen Trump eingestellt.

Wie CNN am späten Freitag berichtete, richtete selbst Trumps Vorgänger Barack Obama (59) freundliche Worte der Unterstützung an den erkrankten Präsidenten. Dabei hat Obama kaum je seine Abscheu für den US-Präsidenten verbergen können. Selbst Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un (36), der mit Trump wegen angeblich gebrochener Versprechen im Streit liegt, bekundete sein Mitgefühl und wünschte Trump «von Herzen» eine baldige Genesung.

Für einmal wendet sich Trump an die ganze Nation

Die Sympathiewerte von Trump dürften steigen, während dieser als Vorsichtsmassnahme in einem Militärspital versorgt wird – und abseits der Öffentlichkeit auf die grosse Bühne verzichten muss, die er so liebt.

In den Augen seiner Anhänger wird das seinen Status, ihr Kämpfer zu sein, noch erhöhen. Der Präsident, ihr Präsident, der kämpft wie Millionen andere Amerikaner – gegen ein Virus, das Trump nie jemandem gewünscht hat, das er aber belächelte und beschönigte.

Trump wird per Helikopter in Krankenhaus gebracht
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US-Präsident: «Geht mir gut»:Trump dankt der Nation für Unterstützung

Beim Gang zum Helikopter, der ihn ins Spital flog, brauchte Trump zwar keine Hilfe, doch er wirkte schwächer, ging langsamer als sonst, die Haut blasser. Der Nation dankte er für die Unterstützung – fast demütige Worte, die fast fremd klingen aus dem Mund von Trump. Als sei er noch auf einen Mitleidsbonus aus. Ein Präsident, der der Nation dankt. Ohne im nächsten Atemzug gleich jemanden anzuklagen.

Mehrere Stunden nach seiner Einweisung ins Walter-Reed-Militärspital tweetet Trump: «Ich denke, es geht gut! Danke an alle. Liebe!». Liebe, in Grossbuchstaben. Ein Wort, das Trump nicht oft äussert. Seine Infektion zeigt Trump mit einem anderen Gesicht.

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US-Wahlen 2020

Am 3. November 2020 fanden in den USA die Präsidentschaftswahlen statt. Der amtierende Präsident Donald Trump konnte sein Amt nicht verteidigen. Herausforderer Joe Biden hat die Wahl für sich entschieden.

Alle aktuellen Entwicklungen zu den Wahlen und Kandidaten gibt es immer im Newsticker, und alle Artikel zum Thema finden Sie hier auf der US-Wahlen-Seite.

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