«Werbung für Gay-Pride» – Spanier empören sich wegen Gemälde
Darf Jesus so sexy sein?

Feine, feminine Gesichtszüge, lange Haare, keine Dornenkrone: Den einen Spaniern gefällts, andere halten das Gemälde für Gotteslästerung. Der Künstler hat nun verraten, wer ihm Model gestanden hat.
Publiziert: 04.02.2024 um 06:53 Uhr
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Aktualisiert: 04.02.2024 um 08:27 Uhr

Ein neues Jesus-Christus-Gemälde erhitzt derzeit viele katholische Gemüter in Spanien. Zu hübsch, zu sexy, zu profan, zu kitschig – das sind nur einige der Kritikpunkte an dem Werk des Künstlers Salustiano García Cruz aus Sevilla, über das mit grossem Eifer in Medien und im Netz diskutiert wird.

Jesus ist auf dem Bild mit feinen, manchen sogar zu femininen Gesichtszügen dargestellt, ihm wallt langes Haar bis auf die Schultern, keine Dornenkrone und nur zwei kleine Wunden an einer Hand und im Brustbereich, der Unterleib wird von einem Tuch verhüllt. Vom Leiden Jesu Christi, der am Kreuz hingerichtet wurde, ist nichts zu sehen, es könnte auch ein Popstar sein.

Kritik überwiegt

In Auftrag gegeben hatte das Bild der Generalrat der Bruderschaften der Semana Santa (Karwoche), die in Sevilla wie in vielen anderen spanischen Städten und Dörfern mit Prozessionen gefeiert wird. Das von einigen sogar als «blasphemisch» gegeisselte Werk wirbt als Poster für die Oster-Feierlichkeiten der traditionsreichen Stadt im Süden.

Kunst oder Blasphemie? Das Gemälde von Salustiano García Cruz spaltet die Spanier.
Foto: keystone-sda.ch

Laut einer Online-Erhebung halten 87 Prozent der Menschen Sevillas das Plakat für «unangemessen». Einige sagen, das Konterfei wirke eher wie Werbung für eine Gay-Pride als für eine Karfreitagsprozession.

Der Erzbischof von Sevilla hält sich raus: Das Plakat sei allein Sache der Veranstalter der Prozession. Das sind die «Hermandades», die Laienbruderschaften.

Künstler lacht über Kritik

Der Künstler nimmt die Kritik gelassen und mit Humor auf. Sein Sohn habe Modell gestanden und er habe einen Jesus der Auferstehung zeigen wollen, die helle Seite der Karwoche. Für Kritiker, die sein Werk mindestens für zu sexy halten, hatte der Künstler eine klare Antwort: «Wenn jemand in meinem Bild etwas Schmutziges sieht, dann ist das Folge seiner eigenen Schmutzigkeit, die er auf das Bild projiziert.»

Der Bürgermeister von Sevilla nahm den Künstler und sein Werk in Schutz. «Es gefällt mir, es ist mutig und riskiert etwas», zitierte ihn die Zeitung «ABC». Die ganze Aufregung sei doch etwas «künstlich», sagte José Luis Sanz.

Laut einer Online-Erhebung halten 87 Prozent der Menschen Sevillas das Plakat für «unangemessen». Einige sagen, das Konterfei wirke eher wie Werbung für eine Gay-Pride als für eine Karfreitagsprozession.

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