«Weniger wirksam als erwartet»
Israel zweifelt Impfschutz gegen Delta an

Laut Israel wirkt der Pfizer/Biontech-Impfstoff «deutlich weniger» gut als erwartet gegen die Delta-Variante. Premier Bennett zweifelt das Impfmittel an und verweist generell auf die «Grenzen von Impfstoffen». Risikopatienten empfiehlt Israel zunächst eine dritte Dosis.
Publiziert: 17.07.2021 um 03:24 Uhr
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Aktualisiert: 18.07.2021 um 00:17 Uhr
Daniel Kestenholz

Israel gilt als Musterbeispiel für die Eindämmung der Coronavirus-Pandemie. Kein Land impfte seine Bevölkerung schneller durch, nirgendwo wurde nach hohen Fallzahlen schneller gelockert.

Doch indem Israel dem Virus vorauszueilen scheint, wird auch es vom Virus wieder eingeholt. Dies, weil der im grossen Stil verabreichte Impfschutz von Biontech/Pfizer offenbar nicht wie erwartet gegen die sich rapide ausbreitende Delta-Variante wirkt.

Über zu wenig Impfstoffe kann sich Israel nicht beklagen. Es verfügt auch über grosse Vorräte an Moderna-Impfpräparaten, doch das Land setzt vorab auf das Biontech/Pfizer-Vakzin. Dieses bereitet der Regierung Sorgen: Die Wirksamkeit gegen die Delta-Variante sei «schwächer» als von den Gesundheitsbehörden erhofft, sagte Premierminister Naftali Bennett (49) am Freitag.

Israels Regierungschef Naftali Bennett ist nicht zufrieden mit dem Impfschutz von Biontech/Pfizer gegen Delta.
Foto: Keystone
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«Impfstoffe allein lösen das Problem nicht»

Bennett zweifelt sogar den Nutzen der Biontech/Pfizer-Impfung an: «Wir wissen nicht genau, in welchem Masse der Impfstoff hilft, aber es ist deutlich weniger», teilte der Regierungschef nach einer Kabinettssitzung auf Facebook mit. Mit Sorge, so Bennett, blicke er auf das gut durchimpfte Grossbritannien, das «in den letzten Tagen einen sprunghaften Anstieg der Zahl der Kinder» gesehen habe, die «ins Krankenhaus eingeliefert» werden. «Wir alle hoffen auf eine Verlangsamung», so Bennett, «aber die Fakten im Moment sind, dass es keine Verlangsamung gibt, nicht hier und nicht in der Welt.»

Bennett: «Wer auch immer gehofft hat, dass die Impfstoffe allein das Problem lösen würden, sie tun es nicht. Notwendig ist eine Strategie, die einerseits möglichst viele Impfstoffe bringt und andererseits auch die Grenzen des Impfstoffs versteht.» Israel spricht von einem lediglich 64-prozentigen Impfschutz nach zwei Dosen und will bereits ab kommender Woche wieder vermehrt Corona-Schnelltests zu Hause durchführen lassen. Zudem wird Risikopatienten eine dritte Dosis empfohlen, um den Impfschutz zu erhöhen.

Die USA, weitere Gesundheitsbehörden und auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sehen es nicht als erwiesen an, dass ein dritter Piks zusätzlichen Schutz verleiht. Laut dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) liegt der Impfschutz von Biontech/Pfizer gegen Delta nur knapp unter jenem gegen den Alpha-Wildtyp.

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