Wegen Fake News und Porno
Papua-Neuguinea zieht Facebook für einen Monat den Stecker

Was passiert, wenn es kein Facebook mehr gibt? Die Regierung von Papua-Neuguinea wills wissen und sperrt das Portal deshalb vorübergehend.
Publiziert: 30.05.2018 um 20:20 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 01:15 Uhr

Profile unter falschem Namen, Falschmeldungen, Bürger, die im Internet die Zeit vertreiben anstatt zu arbeiten, pornografische Inhalte. Aus diesen und weiteren Gründen hat die Regierung von Papua-Neuguinea Facebook auf der Latte. Jetzt kündigt Kommunikationsminister Sam Basil an: Er will die Plattform einen Monat lang sperren. Zu Forschungszwecken.

«Wir dürfen den Missbrauch von Facebook in diesem Land nicht weiter dulden», sagt Basil der Nachrichtenseite «Postcourier.com». Die Regierung will Benutzer, die unter falschem Namen registriert sind, herausfiltern. Auch solche, die pornografische Inhalte veröffentlichen, sollen entfernt werden. «Das wird aufrichtigen Menschen mit echten Identitäten erlauben, das soziale Netzwerk verantwortungsvoll zu nutzen», sagt Basil.

Auswirkungen auf den Fortschritt?

Der Kommunikationsminister erklärt: Die temporäre Sperre werde es seinem Departement erlauben, die Anwendung von Facebook durch seine Nutzer zu untersuchen.

Wegen laschem Umgang mit den Daten der Nutzer unter Beschuss: Facebook-Chef Mark Zuckerberg.
Foto: Reuters

Basil äusserte sich bereits im Zusammenhang mit der Affäre um Cambridge Analytica kritisch über die Social-Media-Plattform. Facebook hatte der Firma während des US-Wahlkampfs unerlaubterweise Daten seiner Benutzer durchsickern lassen und wurde deshalb weltweit scharf kritisiert.

In einem Erlass seines Ministeriums betonte Basil, er wolle die Daten der Einwohner von Papua-Neuguinea schützen. Zudem hiess es, Facebook sei auch hinsichtlich des Zeitkonsums und der Produktivität seiner Nutzer problematisch – insbesondere bei Kindern im Schulalter und bei Angestellten.

Basil erhofft sich von der Sperre Antworten zur Frage, ob sich Facebook positiv oder negativ auf den Fortschritt auswirkt.

Die Regierung erwägt auch die Schaffung einer eigenen Social-Media-Plattform für seine Bürger, wie sie erklärt.

Experiment wirft Fragen auf

Aim Sinpeng, Expertin für digitale Medien und Politik an der Universität Sydney, glaubt, dass der Facebook-Bann keine grossen Auswirkungen haben wird. Schliesslich hätten ohnehin nur etwa 12 Prozent der Einwohner von Papua-Neuguinea Zugang zum Internet.

Doch wie Beispiele aus anderen Ländern zeigten, würden solche Einschränkungen normalerweise mit Wahlen im Zusammenhang stehen. Das werfe beunruhigende Fragen auf.

Beabsichtigt Papua-Neuguinea am Ende gar eine unbeschränkte Sperrung von Facebook nach dem Vorbild von China? Sie könne nicht mit Sicherheit sagen, was sich die Regierung von der einmonatigen Sperrung verspreche, sagt Sinpeng laut der britischen Nachrichtenseite «Theguardian.com». Denn: «Eine Facebook-Analyse kann man auch ohne durchführen.» (noo)

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