Wegen Corona-Infektion
Totgeglaubter US-Verbrecher in Glasgow geschnappt

Ein amerikanischer Verbrecher, der seinen eigenen Tod vorgetäuscht haben soll, ist in einem Krankenhaus in Schottland geschnappt worden. Grund der Einlieferung war eine Corona-Infektion.
Publiziert: 17.01.2022 um 12:44 Uhr

Es liest sich wie ein guter Krimi, was sich im Dezember im schottischen Glasgow abspielte: Arthur Knight (34) wurde aufgrund einer schweren Erkrankung am Coronavirus auf die Intensivstation des «Queen Elizabeth University Hospital» eingeliefert. Am 13. Dezember wurde er von der schottischen Polizei im Auftrag der Polizei vom US-Bundesstaat Utah verhaftet.

Denn: Knight heisst eigentlich Nicholas R.* und ist ein Verbrecher, der auf der Roten Liste vom Interpol steht. In den USA ist er wegen sexueller Übergriffe in den Jahren 2008 und 2018 angeklagt, berichtet BBC.

Verbrecher täuschte eigenen Tod vor

Seine kriminelle Laufbahn begann bereits vor 15 Jahren, als er seinen Pflegevater betrogen hat. Er soll Kreditkarten auf dessen Namen ausgestellt haben und Schulden in der Höhe von über 200'000 Dollar (rund 180'000 Schweizer Franken) angehäuft haben. Schon damals erwirkte das FBI einen Haftbefehl gegen ihn.

Der US-amerikanische Verbrecher Nicholas R.* (34) wurde in Glasgow geschnappt.
Foto: Screenshot YouTube
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Der Mann benutzte mehrere Pseudonyme, wie ein Blick in seine Akte zeigt: Nicholas Alahverdian, Nicholas Alahverdian-R., Nicholas Edward R., Nick Alan, Nicholas Brown, Arthur Brown und eben: Arthur Knight.

Als Nicholas Alahverdian trat R. 2019 seine politische Karriere im US-Bundesstaat Rhode Island an. In der Lokalpolitik setzte er sich besonders für das staatliche Kinderfürsorgesystem ein und erfreute sich grosser Beliebtheit. Monate später kündigte er an, dass er an einem Non-Hodgkin-Lymphom, einer äusserst seltenen Krankheit, im Spätstadium leide und nur noch wenige Wochen zu leben habe. Und siehe da: In einer Todesanzeige im Nachruf-Portal Everloved.com ist sein Tod auf den 29. Februar 2020 datiert. Laut der Anzeige wurde sein Leichnam eingeäschert und anschliessend im Meer verstreut.

Nicht Cops, sondern Coronavirus schnappte R.

Das FBI nahm ihn aber offenbar nicht von der Liste gesuchter Verbrecher. Wie BBC schreibt, sollen die ermittelnden Beamten ernsthafte Zweifel an seinem Tod und der damit zusammenhängenden Geschichte gehabt haben. Ein Polizist aus Rhode Island soll sogar den Priester, der für die Gedenkfeier zuständig war, angerufen haben, damit die Messe nicht stattfinde. Er warnte den Geistlichen: «Das wäre Betrug.»

Erst im Dezember 2021 rückte R. wieder in das Visier der Behörden. Wie R. tatsächlich gefunden wurde, bleibt ein Geheimnis. Die Staatsanwaltschaft von Utah will sich zurzeit nicht zur Ermittlung äussern. Hinter der Festnahme stecke jedoch «sorgfältige Ermittlungsarbeit», die an die Interpol-Behörden weitergeleitet worden sei.

Einer, der den Fall seit Jahren verfolgt hat, ist CBS-Reporter Tim White. Er sagte zu BBC: «Alle waren fassungslos, als die Nachricht kam, dass er in Schottland am Leben ist. Es ist eine unglaubliche Geschichte. Die Polizei hat jahrelang versucht, ihn zu fassen. Aber es waren schliesslich nicht die Cops, die ihn geschnappt haben, es war das Coronavirus.» (chs)

* Name bekannt.

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