So sah es im Innern des Berliner Hotels aus
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Aquarium liegt in Trümmern:So sah es im Innern des Berliner Hotels aus

Fast 1500 Fische tot, Strasse unter Wasser gesetzt
Riesen-Aquarium in Berliner Hotel geplatzt

War es Materialermüdung? Ein 16 Meter hohes Aquarium im Berliner Hotel Radisson Blu platzte. Wasser und Fische fluten die Lobby und fliessen bis auf die Strasse. Der Grossteil der Fische ist bereits tot. Hunderte Einsatzkräfte sind vor Ort.
Publiziert: 16.12.2022 um 08:03 Uhr
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Aktualisiert: 19.12.2022 um 10:50 Uhr
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Jenny WagnerRedaktorin News

16 Meter hoch war das monumentale zylinderförmige Aquarium Aquadom im Berliner Hotel Radisson Blu. Dabei handelte es sich um das «grösste frei stehende zylindrische Aquarium der Welt», wie es auf der Webseite heisst. Am Freitagmorgen um 5.43 Uhr platzte es und löste einen Grosseinsatz aus. Das Gefäss Acrylglas zerbrach in Tausend Teile – 1500 Fische und eine Million Liter Wasser flossen auf die Strasse vor dem Hotel. Laut Polizei wurden durch die Glassplitter zwei Personen verletzt, sie wurden ins Spital gebracht. Wie konnte das passieren?

Möglicherweise war die Temperatur ein Problem, wie die «Bild» schreibt. Am Morgen war es draussen -9 Grad kalt. Das deutsche Medium bezieht sich auf einen ähnlichen Aquarium-Fall aus dem Jahr 2012. In Shanghai platze ein Open-Air-Haifischbecken. Dabei wurden 16 Personen verletzt. Die Ursache des Unglücks? Eine Kombination des Temperatur-Unterschieds und schwachem Material.

Eine Politikerin, die im Hotel übernachtete, sagte: «Das ist ein grosses Desaster für die Fische und das Hotel.» Die Zerstörung habe auch die Erde zum Ruckeln gebracht: Seismografen in der Nähe von Berlin schlugen aus. «Das Hotel ist bis auf Weiteres geschlossen und unsere Gäste werden umgebucht», schreibt die Unterkunft auf ihrer Website. Falls man eine Reservierung habe, solle man sich telefonisch melden.

16 Meter hoher Glaszylinder: So sah das Prachtstück des Berliner Hotels Radisson Blu vor der Explosion aus.
Foto: AquaDom Berlin
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Auf Twitter wurde ein Video geteilt, welches das Ausmass der Zerstörung zeigt. Überall in der Hotellobby verteilt liegen Scherben, vom Aquarium ist kaum etwas übrig geblieben. Noch immer strömt Wasser aus den Öffnungen. Teile der Fassade des Hotels, in dem sich das Aquarium befand, seien auf die Strasse geflogen. «Das ist nicht ein kleiner Riss, aus dem das Wasser austritt, sondern das komplette Aquarium ist schlagartig geplatzt», sagt ein Feuerwehrsprecher.

In der Hotellobby des Radisson Blu ist nun alles kaputt. Bislang ist unklar, wie hoch der Schaden ist. Auf den Aufnahmen der Videos sieht man, wie Stühle in der Halle verteilt sind. Für die Gäste muss es aber ein ziemlicher Schock gewesen sein. Das zerstörte Erdgeschoss wurde mit Rettungshunden nach Menschen abgesucht. «Mit Blick auf die schiere Kraft, die gewirkt hat, und die Temperaturen, fürchte ich leider das Schlimmste, was die Tiere betrifft», sagt Spranger.

Unter den 100 verschiedenen Fischarten befanden sich laut Angaben von Sea Life auch Clown- und Doktorfische, bekannt aus dem Disney Film «Findet Nemo». Sogar eine Fahrt durch das Riesen-Aquarium mit einem runden Lift aus Glas war möglich und begeisterte zahlreiche Besucher. Jetzt ist es ruiniert.

Aquarium explodiert im Hotel
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Im Radisson Blu in Berlin:Aquarium explodiert im Hotel

Ein paar Fischleben wurden gerettet

Für die meisten der 1500 Fische gab es keine Hoffnung mehr. Ein paar wenige konnten aber gerettet werden. «Sie sind in Zwischenräumen untergekommen, in denen sich Wasser gesammelt hat», erklärt ein Sprecher der Feuerwehr am Freitagabend gegenüber der «Bild». Eine Spezialeinheit wurde dazugeholt, um die letzten überlebenden Fische zu retten. Weil der Strom für die Sauerstoffversorgung und Heizung ausfiel, sollten sie in die benachbarte Unterwasserwelt Sea Life gebracht werden. Das Sea Life mit vielen weiteren grossen und kleinen Aquarien befindet sich etwas entfernt im selben Gebäudekomplex und blieb heil.

Feuerwehr und Polizei sind vor Ort. Die Strasse vor dem Hotel musste gesperrt werden. «Es gibt extrem viel Wasser auf der Fahrbahn.», twittert die Verkehrs-Informationszentrale Berlin. Wie Berlins Innensenatorin Iris Spranger mitteilte, weisen erste Ermittlungen auf eine «Materialermüdung» hin. Und das, obwohl das Aquarium erst kürzlich modernisiert wurde. Der Aquadom wurde erst im Sommer nach einer 2,5 Jahre langen Sanierung (Kosten: mehr als 2,5 Mio. Franken) wieder eröffnet. Es wurden Silikondichtungen erneuert und das Becken aufwendig grundgereinigt. Auch die Polizei sagt, es habe sich nicht um einen gezielten Anschlag gehandelt.

Insgesamt mussten knapp 300 Gäste und Hotelmitarbeiter evakuiert werden, teilte die deutsche Polizei mit. In einem Statement von Radisson Blu heisst es: «Wir haben das Hotel ab sofort bis auf Weiteres geschlossen und verlegen die Gäste um.»

Aquadom war Werk von Aargauer Hoteldirektor

Hinter dem Aquadom steckt ein Schweizer Hotelier – Werner Knechtli (†72). «In seiner Art ist dies das grösste Aquarium der Welt», freute sich Knechtli bei der Eröffnung 2003 gegenüber Blick. Gekostet hat das Prachtstück eine halbe Million Euro. Damals glaubte der Hoteldirektor, dass das Stück zu einer Sehenswürdigkeit wird – was nun damit geschehen ist, das hat er wohl nicht erwartet.

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«Es ist so, dass man mit einer Pistole maximal ein kleines Loch hinzufügen … platzen würde Zylinder nicht.»
Michael Jessing, Architekt
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Dass der Zylinder platzt, hielten die Architekten beim Bau nicht für möglich. «Es ist so, dass man mit einer Pistole maximal ein kleines Loch hinzufügen könnte und dann gegebenenfalls etwas Wasser herausfliesst. Aber das würde nicht den ganzen Zylinder zum Platzen bringen», sagte der Architekt Michael Jessing im Jahr 2003 bei der Eröffnung des Aquadoms. Und: «Solche Hollywood-Szenarien könnten hier nicht stattfinden.»

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Die Tierschutzorganisation Peta möchte nach eigenen Angaben Strafanzeige erstatten. Das geplatzte Aquarium sei eine «riesengrosse, menschengemachte Tragödie», teilt ein Sprecher von Peta mit. Und weiter: «Wir werden Strafanzeige gegen die Verantwortlichen erstatten, weil hier offenbar fahrlässig mit dem Leben von rund 1500 Fischen umgegangen wurde.»

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