Was bedeutet das für die Regierung?
Berlins Bürgermeister und seine Ministerin lieben sich

Jetzt ist es offiziell: Berlins Bürgermeister Kai Wegner und seine Bildungsministerin Katharina Günther-Wünsch sind ein Liebespaar. Seit Tagen beschäftigte die Berliner Politik das hartnäckige Gerücht. Was bedeutet dies nun für die Berliner Regierung?
Publiziert: 05.01.2024 um 16:14 Uhr
Janine Enderli

Tiefe Blicke, ein breites Lächeln und eine brodelnde Gerüchteküche: Die Politik Berlins prägten seit Tagen nicht mehr Vorstösse, Gesetzesänderungen oder gesellschaftliche Entwicklungen. Stattdessen stellten sich alle die Frage: Ist Berlins Bürgermeister Kai Wegner (51, CDU) mit seiner Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (40, auch CDU) liiert? Am Freitag folgt die Bestätigung: Ja, die beiden lieben sich. 

Wie Wegners Rechtsanwalt Christian Schertz am Freitag laut «Bild» mitteilte, entschieden beide im Herbst 2023, eine Beziehung einzugehen. Sie hätten ihn gebeten, «dieses aus Gründen der Transparenz zu bestätigen, um Klarheit für alle Beteiligten in der professionellen Zusammenarbeit sicherzustellen».

Parlamentarische Anfrage eingereicht

Lange Zeit äusserten sich die Politiker nicht zu den Gerüchten einer Beziehung – was ihnen von den anderen Parteien und diversen Compliance-Experten angekreidet wurde. Was die beiden in ihrer Freizeit machten, sei eine private Angelegenheit, bei der Arbeit ist diese Konstellation aber höchst politisch, so der Tenor.

Bilder wie dieses sorgten lange Zeit für Gesprächsstoff. Berlins Bürgermeister Kai Wegner umarmt seine Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (beide links) zärtlich.
Foto: imago/Stefan Zeitz
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Das ehemalige AfD-Mitglied Antonin Brousek (jetzt parteilos) hatte sogar eine parlamentarische Anfrage gestellt, die darauf abzielte, eine Bestätigung oder ein Dementi über die Liebesbeziehung zu erhalten. Zuvor äusserten sich mehrere Politiker aus anderen Fraktionen zu den Gerüchten «Das geht so nicht», sagte FDP-Mitglied Thomas Sattelberger (74) gegenüber «Bild». Und Ex-Politiker Marcel Luthe (47), heute Vorsitzender der Good Goverance Gewerkschaft, fügte hinzu: «Jeder Beamte, der seiner Mitarbeiterin Avancen macht, hat – mit Recht – ein Problem. Aber der Charmebolzen Kai Wegner nicht?»

«Widerspricht keinen rechtlichen Bestimmungen»

Jetzt wurde der Druck augenscheinlich zu gross. Schertz erklärt weiter: «Unabhängig davon, dass eine derartige Konstellation keinen rechtlichen Bestimmungen widerspricht, ist es natürlich selbstverständlich, dass die Beteiligten im Zusammenhang mit ihrer Amtsführung Privates und Berufliches strikt trennen.»

Die CDU und SPD haben sich zur Causa Wegner lange zurückhaltend gezeigt. Doch es gab auch Kritik aus den eigenen Reihen. Der Vorsitzende der Berliner Jungen Union (JU), Harald Burkart, äusserte sich gegenüber dem «Spiegel» wie folgt: «In einem Unternehmen ginge das nicht», so Burkart. «Leider sind Abhängigkeitsverhältnisse in der Berliner CDU keine Seltenheit, wie beispielsweise in der CDU Landesgeschäftsstelle.»

Laut Compliance-Experten «schwieriges Gelände»

Der Hamburger Jurist und Compliance-Experte Daniel Graewe sagte gegenüber dem «Spiegel», dass solche Geschichten «schwieriges Gelände» seien. Grundsätzlich gelte: wo die Liebe hinfällt. «Aber natürlich entsteht eine neue Lage, wenn die Verliebten auf unterschiedlichen Hierarchiestufen stehen oder es sich um Vorgesetzte und Untergebene handelt», so der Experte, der sich sonst mit den Regeln für rechtlich und ethisch sauberes Geschäftsgebaren in der Wirtschaft befasst. Eine mögliche Bevorzugung oder auch nur der Anschein einer Bevorzugung seien Gift fürs Betriebsklima in Firmen oder der Politik. 

Die Konstellation könne aber auch in diesem Fall den Anschein erwecken, dass eine potenzielle Partnerin Vorteile geniesst – beispielsweise bei Budget-Debatten oder Kritik in der Öffentlichkeit. «Man sollte sich wie in einem Unternehmen die Frage stellen: Wie lösen wir das auf?» Zu diskutieren wäre laut Graewe, ob einer von beiden den Posten freiwillig aufgeben soll.

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