Nach tödlicher Attacke auf Schweizer Velofahrer in Tadschikistan
IS feiert «Soldaten des Kalifats»

Bei einem Angriff auf Touristen in Tadschikistan sind am Sonntag ein Schweizer getötet und eine Schweizerin verletzt worden. Die Terrormiliz IS bekannte sich zur Tat.
Publiziert: 30.07.2018 um 22:06 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 18:19 Uhr
Schweizer Velo-Fahrer in Tadschikistan getötet
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Video zeigt Überfall:Schweizer Velo-Fahrer in Tadschikistan getötet

Am Montag wurden bei einem Angriff in Tadschikistan mindestens vier Radfahrer getötet und zwei verletzt. Unter ihnen ist auch ein Zürcher Paar: Mario F.* (†62) kam beim Angriff ums Leben. Marianne G.* (59) wurde verletzt.

Das Eidgenössische Departement für Auswärtige Angelegenheiten (EDA) rief in einer ersten Reaktion Tadschikistan auf, «alle Anstrengungen zu unternehmen, um diesen ernsten Vorfall zu klären». EDA-Sprecherin Silvia Müller sagte auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA weiter: «Sollte sich der Verdacht auf einen Terroranschlag bestätigen, wird sich dies in den Reisehinweisen für Tadschikistan niederschlagen.»

Wurde in Tadschikistan angegriffen: das Schweizer Paar Mario F. und Marianne G.
Foto: zVg
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IS reklamiert Attentat für sich

Am Montagabend reklamierte die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) das Attentat für sich. Die IS-Miliz erklärte, eine «Abordnung von Soldaten des Kalifats» habe das Attentat begangen, wie das auf die Auswertung islamistischer Internetseiten spezialisierte US-Unternehmen SITE mitteilt. Der Angriff habe «Bürgern der Kreuzfahrer-Staaten» gegolten.

Die Touristen waren mit dem Fahrrad auf der bei Urlaubern beliebten Pamir-Route nahe der Grenze zu Afghanistan unterwegs. Ein Auto sei auf einer Landstrasse in die Gruppe mit Ausländern gerast, ein Velofahrer zusätzlich mit Messerstichen verletzt worden, teilte das Innenministerium der Ex-Sowjetrepublik mit. 

Die Angreifer hätten «Messer und Schusswaffen» dabei gehabt, sagte Innenminister Ramason Hamro Rahimsoda am Montag in der Hauptstadt Duschanbe. Bei den weiteren Todesopfern handelt es sich um zwei Velofahrer aus den USA und einen Niederländer.

Fünf Verdächtige erschossen, vier Festnahmen

Die tadschikische Polizei fahndete mit einem Grossaufgebot in der Region Danghara - rund 130 Kilometer von der Hauptstadt Duschanbe entfernt - nach den Tätern. Nach Behördenangaben wurden drei Männer bei der Festnahme getötet, unter ihnen den 21-jährigen Halter des Tatfahrzeugs. Vier weitere Verdächtige seien festgenommen worden. Die Angreifer hätten Messer und Schusswaffen bei sich gehabt.

Der Angriff ereignete sich im Bezirk Danghara, 150 Kilometer südlich der Hauptstadt Duschanbe, auf dem bei Velotouristen beliebten Pamir Highway.

Ein belgischer Radfahrer, der kurz nach dem Angriff zum Tatort kam, schilderte seine Eindrücke im flämischen Radiosender VRT. «Einer von ihnen hat mir gesagt, dass sie von einem Auto angefahren wurden und dass die Leute, die im Auto sassen, dann auf sie eingestochen hätten», sagte Nicolas Moerman. «Mehrere Fahrer lagen auf dem Boden, sie standen vollkommen unter Schock.»

Foto: Blick Grafik

Hartes Vorgehen gegen Fundamentalismus

Tadschikistan ist die ärmste der ehemaligen Sowjet-Republiken und wird seit 1992 autoritär von Präsident Emomali Rakhmon regiert. Die Mehrheit der Bevölkerung sind Muslime. Die Behörden gehen hart gegen religiösen Fundamentalismus vor. 2015 machte Tadschikistan mit radikalen Massnahmen wie erzwungenen Bartrasuren und Einschränkungen für die Pilgerreise nach Mekka von sich Reden.

Der mutmassliche Angriff auf die Touristen könnte Tadschikistans Tourismusstrategie empfindlich treffen. Die Regierung hatte 2018 zum «Jahr des Tourismus» ausgerufen. Die Visa-Vergabe für Ausländer wurde erleichtert, und die Regierung drohte Beamten in dem notorisch korrupten Land mit harten Strafen, falls sie von Urlaubern Bestechungsgelder eintreiben.

 (SDA/noo/vof)

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