Waffenruhe in Hodeida
Neue Kämpfe im Jemen nähren Zweifel an Einigung der Kriegsparteien

Angesichts neuer Kämpfe in der Hafenstadt Hodeida hat die Uno die Kriegsparteien im Jemen zur Einhaltung der vereinbarten Waffenruhe aufgerufen.
Publiziert: 17.12.2018 um 12:56 Uhr

Er erwarte, dass sich Regierung und Rebellen «an den Wortlaut und den Geist des Stockholmer Abkommens halten», schrieb der Uno-Sondergesandte für den Jemen, Martin Griffiths, am Sonntag im Kurzbotschaftendienst Twitter.

Nach Angaben des jemenitischen Militärs waren zuvor 29 Kämpfer, darunter 22 Huthi-Rebellen, in der Provinz Hodeida getötet worden. Jemens Regierung und die Huthi-Rebellen hatten am Donnerstag bei Gesprächen unter Uno-Vermittlung in Schweden eine Feuerpause für die umkämpfte Hafenstadt Hodeida vereinbart, die in der Nacht zu Freitag in Kraft trat. Die Waffenruhe erwies sich aber als brüchig.

Ein Uno-Vertreter sagte am Sonntag, zwar stehe in der Hodeida-Vereinbarung, dass die Waffen sofort schweigen sollten. Aber es sei normal, dass es bis zu 72 Stunden dauere, bis eine solche Absprache auf allen Kommandoebenen angekommen sei.

Nach Uno-Angaben wurden in dem Bürgerkrieg im Jemen bereits mehr als 10'000 Menschen getötet, unter ihnen tausende Zivilisten. In dem Land herrscht der Uno zufolge die schlimmste humanitäre Krise weltweit. (Archivbild)
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Luftangriffe und schwere Kämpfe

Einwohner und regierungstreue Kräfte berichteten von Luftangriffen der von Saudi-Arabien angeführten Koalition - die Huthi haben keine Flugzeuge - und schweren Kämpfen. Beide Seiten warfen sich gegenseitig Verstösse gegen die Waffenruhe vor.

Mindestens 29 Kämpfer, darunter 22 Huthi-Rebellen, seien in der Nacht zum Sonntag bei Zusammenstössen und Luftangriffen in der Provinz Hodeida getötet worden, erfuhr die Nachrichtenagentur AFP aus Kreisen der jemenitischen Regierungstruppen. Von unabhängiger Seite konnte dies zunächst nicht bestätigt werden.

Ein Bewohner Hodeidas sprach in einem Telefonat von «heftigen» Kämpfen. Kampfjets seien die gesamte Nacht zu hören gewesen. Auch am Sonntag dauerten die Gefechte nach Angaben von Einwohnern an. Der Huthi-Fernsehsender Al-Masirah berichtete ebenfalls über anhaltende Kämpfe und Luftangriffe der von Riad angeführten Militärallianz in und rund um Hodeida.

Die am Donnerstag in Schweden vereinbarte Waffenruhe gilt für das von den Rebellen kontrollierte Hodeida und den dortigen Hafen, über den der Grossteil der humanitären Hilfe für Millionen Menschen in den Jemen gelangt. Die Regierungstruppen haben Hodeidah eingekesselt. In den vergangenen Tagen berichteten Einwohner der Stadt immer wieder von vereinzelten Gefechten, vor allem nachts.

Die Einigung sieht einen Rückzug von Regierungstruppen und Rebellenkämpfern sowie den Austausch von 15'000 Gefangenen vor. Für die drittgrösste jemenitische Stadt Tais sollen laut dem Abkommen humanitäre Korridore eingerichtet werden. Zudem wurde für Januar eine weitere Gesprächsrunde vereinbart, um den Rahmen für Friedensverhandlungen abzustecken.

Griffith fordert Kontrolle vor Ort

Der Uno-Sondergesandte Griffith warnte aber bereits am Freitag im Uno-Sicherheitsrat, dass ein wirksamer Kontrollmechanismus für die Feuerpause «dringend nötig» sei. Er forderte, eine Beobachtermission mit 30 bis 40 internationalen Experten nach Hodeida zu entsenden.

Im Jemen kämpfen Huthi-Rebellen seit mehr als vier Jahren gegen Anhänger der international anerkannten Regierung von Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi. Deren Truppen werden von der von Saudi-Arabien geführten Koalition mit Luftangriffen unterstützt. Das sunnitische Nachbarland Saudi-Arabien sieht in den Rebellen einen Verbündeten seines Erzfeindes, des schiitischen Irans.

Nach Uno-Angaben wurden in dem Bürgerkrieg im Jemen bereits mehr als 10'000 Menschen getötet, unter ihnen tausende Zivilisten. In dem Land herrscht der Uno zufolge die schlimmste humanitäre Krise weltweit.

Uno-Generalsekretär Antonio Guterres warnte am Sonntag vor einer weiteren Verschärfung der humanitären Lage im Jemen. «Ohne Frieden droht 2019 eine viel schlimmere Situation als heute", sagte Guterres bei einer Pressekonferenz in Katar. Das Ausmass des Hungers sei äusserst besorgniserregend, viele unterernährte Menschen seien «unter sehr dramatischen Umständen» gestorben. (SDA)

Krieg im Jemen

Im Jemen herrscht das Leid: Seit 2015 tobt im ärmsten Land der Arabischen Halbinsel ein Bürgerkrieg. Hinter den verfeindeten Parteien stehen Saudi-Arabien, der Iran und die Grossmächte. Im Kampf zwischen Sunniten und Schiiten wird das ärmste Land Arabiens aufgerieben. Seither fallen die Bomben auf Spitäler, Hochzeitsfeste, Schulbusse, Wohnquartiere. Eine Hungersnot betrifft nach Angaben der Uno bald 14 Millionen Menschen. Hunderttausende Kinder sind lebensbedrohlich unterernährt. Zudem frisst sich eine Cholera-Epidemie durch das Land.

Sollen vom Iran unterstützt werden: Huthi-Kämpfer im Jemen. (Archivbild)
Sollen vom Iran unterstützt werden: Huthi-Kämpfer im Jemen. (Archivbild)
KEYSTONE/EPA/YAHYA ARHAB

Im Jemen herrscht das Leid: Seit 2015 tobt im ärmsten Land der Arabischen Halbinsel ein Bürgerkrieg. Hinter den verfeindeten Parteien stehen Saudi-Arabien, der Iran und die Grossmächte. Im Kampf zwischen Sunniten und Schiiten wird das ärmste Land Arabiens aufgerieben. Seither fallen die Bomben auf Spitäler, Hochzeitsfeste, Schulbusse, Wohnquartiere. Eine Hungersnot betrifft nach Angaben der Uno bald 14 Millionen Menschen. Hunderttausende Kinder sind lebensbedrohlich unterernährt. Zudem frisst sich eine Cholera-Epidemie durch das Land.

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