50'000 Menschen feiern in Neuseeland - ohne Masken, ohne Distanz
0:30
Musikfans jubeln in Auckland:50'000 Menschen feiern in Neuseeland

Während improvisierte Scheiterhaufen in Indien die Corona-Toten verbrennen
50'000 Menschen feiern in Neuseeland – ohne Masken, ohne Distanz

Die Covid-Pandemie vertieft das Gefälle zwischen Reich und Arm. In reicheren Ländern beginnen Impfkampagnen zu greifen. Das virusfreie Neuseeland feierte eben einen Anlass mit 50'000 Menschen. Das Armenhaus Indien hat die Kontrolle über das Virus komplett verloren.
Publiziert: 25.04.2021 um 00:39 Uhr
|
Aktualisiert: 25.04.2021 um 12:34 Uhr
Daniel Kestenholz

Extreme Covid-Gegensätze auf der Welt: In Neuseeland fand am Samstagabend der grösste Live-Anlass der Welt seit dem Ausbruch der Coronavirus-Pandemie statt. 50'000 Musikfans feierten in der ausverkauften Arena in Auckland - ohne Masken, ohne Distanz. Dies, während in der indischen Hauptstadt Neu Delhi improvisierte Scheiterhaufen lodern. Die Behörden kommen kaum nach mit dem Verbrennen von Corona-Toten.

Die heimische Band «Six60» begeisterte die Massen in Auckland, während Menschen in Neuseeland das Leben ohne Lockdowns oder Einschränkungen geniessen. Ein Inselstaat hat es auch einfacher mit Grenzschliessungen und -kontrollen. Es herrschen strikte Einreise- und Quarantänemassnahmen.

Mit ausschliesslich Flugverbindungen sind diese leichter umzusetzen als etwa in der Schweiz, einem Verkehrsknotenpunkt mitten in Europa. Doch die Bilder aus dem Eden Park Stadion in Auckland lassen Menschen weltweit hoffen.

Samstagabend in Auckland, Neuseeland.
Foto: Keystone
1/13

Tatsächlich täglich mehr als 10'000 Corona-Tote in Indien?

Gerade in der westlichen Welt gewinnen Impfkampagnen an Fahrt, breite Bevölkerungsteile sind bereits geimpft, und über die nächsten Wochen und Monate stehen vielerorts weitere Lockerungen in Aussicht. Dies, während ärmere und Entwicklungsländer erbarmungslos abgehängt werden. Die Pandemie vergrössert die Schere zwischen Arm und Reich noch.

Trotz guter Anzeichen im Westen grassiert das Coronavirus in ärmeren Ländern weiter. Das Virus lässt in vielen Ländern die Gesundheitssysteme zusammenbrechen. Die Pandemie wütet besonders stark in Indien, wo Infektionszahlen derzeit von Höchststand zu Höchststand schiessen. Allein am Freitag wurden fast 350'000 neue Fälle und 2624 Covid-Tote gemeldet. In improvisierten Krematorien - etwa Scheiterhaufen auf Parkplätzen in Neu Delhi - werden die Corona-Toten verbrannt.

Wie die «New York Times» berichtet, muss in Indien von einer noch weit höheren Opferzahl ausgegangen werden: «Es mehren sich die Hinweise, dass die tatsächliche Zahl der Todesopfer weit höher liegt als offiziell gemeldet. Interviews von Einäscherungsplätzen im ganzen Land, wo die Feuer nie aufhören, zeigen ein umfangreiches Muster von Todesfällen, die weit über die offiziellen Zahlen hinausgehen.» Laut dem Epidemiologen Bhramar Mukherjee von der Universität Michigan «beträgt die tatsächliche Zahl der Todesfälle das Zwei- bis Fünffache der gemeldeten Zahl».

Impfgraben wächst, extreme Armut droht wieder anzusteigen

Thailand, das zu Beginn der Pandemie noch als Vorbild galt, hat die Bestellung von Impfungen komplett verschlafen. Im Land breitet sich derzeit die dritte, bislang stärkste Welle aus. Die Behörden haben im Grossraum Bangkok vier Feldlazarette erstellt. Es gibt zu wenige Krankenbetten und Beatmungsgeräte. Derzeit müssen mehr als 2000 Corona-Patienten zu Hause warten, bis sie in einem Spital behandelt und gepflegt werden können. Ab Montag gilt in Bangkok ein neuer verschärfter Lockdown.

Inzwischen hat auch die Zahl der monatlichen Corona-Toten in Brasilien im April einen neuen Höchststand erreicht. Im laufenden Monat starben bereits 67'977 Menschen infolge einer Corona-Infektion. Im Verhältnis zur Bevölkerungszahl hat Brasilien die höchste Corona-Todesrate in Amerika sowie auf der Südhalbkugel.

Corona - der grosse Ungleichmacher. Der Mangel an Impfstoffen und das Unvermögen, weitere Konjunkturspritzen in die Volkswirtschaften zu pumpen, bedeuten, dass sich die betroffenen Entwicklungs- und Schwellenländer wahrscheinlich viel langsamer von der Viruskrise erholen werden. Die Corona-Schäden dürften länger anhalten, berichtet die britische «The Telegraph», die von einer «neuen Weltordnung der Zweiklassen-Welt» spricht. Da der Impfstoff-Graben wächst, werden Länder, die ihre Erfolge im Kampf gegen Covid-19 verteidigen wollen, ihre Türen für Reisen aus Ländern schliessen, in denen die Pandemie noch wütet. Dies, so analysiert die Zeitung, koppelt arme Länder noch weiter von reicheren ab. Extreme Armut droht wieder anzusteigen.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?