Von schwedischer Justiz
Assange wird bald in Botschaft befragt

Der Wikileaks-Gründer Julian Assange (45) wird «in den kommenden Wochen» in Ecuadors Botschaft in London von der schwedischen Justiz befragt werden. Dies teilte das Aussenministerium in Quito heute (Ortszeit) mit.
Publiziert: 11.08.2016 um 09:17 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 16:11 Uhr

Hierfür werde zwischen Ecuador und der schwedischen Staatsanwaltschaft ein Termin vereinbart werden, hiess es. Die Befragung werde in den Räumlichkeiten der Botschaft stattfinden, in der Assange im Juni 2012 Zuflucht gesucht hatte.

Um das Verhör hatte Schweden sich nach eigenen Angaben seit über einem Jahr bemüht. Einen ersten Antrag hatte Ecuador demnach aus formalen Gründen abgelehnt.

Europäischer Haftbefehl 2012

Die schwedische Justiz will Assange in Zusammenhang mit den Vergewaltigungsvorwürfen vernehmen, die gegen ihn erhoben werden. Nachdem ihn eine Schwedin angezeigt hatte, wurde 2010 ein europäischer Haftbefehl gegen Assange erlassen.

Steht bald vor Gericht:
Foto: KEYSTONE/EPA/FACUNDO ARRIZABALAGA

Der Australier sagt, es habe sich um einvernehmlichen Sex gehandelt, die Anschuldigungen weist er als politisch motiviert zurück. Am Dienstag ging er gegen die Entscheidung eines schwedischen Bezirksgerichts in Berufung, den Haftbefehl aufrechtzuerhalten.

Assange hatte sich 2012 in die diplomatische Vertretung Ecuadors in London begeben, nachdem er in Grossbritannien alle Rechtsmittel gegen einen Antrag Schwedens auf seine Auslieferung ausgeschöpft hatte. Seitdem lebt er im Botschaftsgebäude auf beengtem Raum mit Bett, Computer und Balkonzugang.

Lange Haft oder Todesstrafe drohen ihm

Sollte der Wikileaks-Gründer das Botschaftsgelände verlassen, will ihn die britische Polizei festnehmen und an Schweden überstellen. Für diesen Fall befürchtet Assange, von den schwedischen Behörden an die USA ausgeliefert zu werden, wo ihm wegen Geheimnisverrats eine langjährige Haftstrafe und möglicherweise sogar die Todesstrafe droht.

Die Enthüllungsplattform Wikileaks veröffentlichte in den vergangenen Jahren hunderttausende geheime Dokumente, unter anderem über das Vorgehen der US-Streitkräfte bei den Kriegen im Irak und in Afghanistan. Assange zog damit den Zorn der US-Regierung und der NATO auf sich. (SDA)

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