So schützt sich Israel vor Raketen-Angriffen
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Der «Iron Dome» erklärt:So schützt sich Israel vor Raketen-Angriffen

Von selbstgebauten Flugkörpern bis hin zur geheimen Atomrakete
Das sind die Raketen-Arsenale Israels – und der Hamas

Am Dienstag tötete eine Explosion in einem Spital im Gazastreifen mindestens 500 Zivilisten. Israel und die Hamas geben sich gegenseitig die Schuld. Doch mit welchen Raketen kämpfen Israel und die Hamas?
Publiziert: 18.10.2023 um 19:52 Uhr
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Aktualisiert: 20.10.2023 um 10:11 Uhr
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Jenny WagnerRedaktorin News

Mindestens 500 Todesopfer forderte eine Explosion am Dienstag im Al-Ahli-Spital im Gazastreifen. Tausende weiter sollen verletzt worden sein. Das teilte das palästinensische Gesundheitsministerium am Mittwoch mit. In der Einrichtung hatten viele Palästinenser Schutz gesucht, nachdem sie ihre Häuser verlassen mussten. Israel und die Hamas machen sich gegenseitig für das Blutbad verantwortlich.

Laut dem palästinensischen Gesundheitsministerium kam es durch einen Luftangriff der israelischen Verteidigungskräfte (IDF) zu der Explosion in Gaza. Israel dementiert: Zum Zeitpunkt des Angriffs auf das Spital habe die IDF keine Raketen abgeschossen. Stattdessen gebe es «Informationen aus verschiedenen Quellen, die darauf hindeuten, dass der Islamische Dschihad für den fehlgeschlagenen Raketenabschuss verantwortlich ist, der das Krankenhaus in Gaza traf», sagt Daniel Hagari, Sprecher des israelischen Militärs. Und: «Wir beschiessen nicht absichtlich sensible Einrichtungen und definitiv keine Spitäler. Wir sind uns sehr bewusst, dass sich dort Zivilisten befinden.» Sowohl Israel als auch die Hamas besitzen Waffen, die einen solchen Schaden anrichten können.

Hamas hat «Massenvernichtungswaffen»

Über die Waffen der Hamas wird viel spekuliert. 5000 Raketen soll die Hamas allein am 7. Oktober aus dem Gazastreifen abgefeuert haben. Die meisten davon wurden von Israels Raketenabwehrsystem «Iron Dome» abgefangen. Laut Analysen von CNN setzt die Hamas in erster Linie auf selbstgebaute Raketen. Ausgewertet wurde bei den Recherchen Filmmaterial der Hamas-Angriffe auf Israel. Auf den Videos sind vor allem tragbare Boden-Luft-Raketen zu sehen. «Das sind in meinen Augen Massenvernichtungswaffen», sagt Mike Lyons, Major der amerikanischen Armee. Hochmoderne Waffen, wie Israel sie besitzt, «braucht die Hamas gar nicht, um Terror zu erzeugen.»

Im Al-Ahli-Spital kam es am Dienstag zu Explosionen.
Foto: Anadolu via Getty Images
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Raketen kann die Hamas nicht einfach in den Gazastreifen schmuggeln. Deshalb setzt die islamistische Terrororganisation auf Raketen, die sie selber bauen kann – sogenannte Qassam-Raketen. Dabei handelt es sich um einfache Stahlkonstruktionen, die mit Sprengköpfen ausgestattet werden. In der Vergangenheit nutzte die Hamas etwa alte Wasserrohre, um Raketen abzufeuern. Die selbstgebauten Raketen sind klein und ungelenkt. Die Qassam-Raketen sind je nach Art zwischen 80 und 200 Zentimeter lang und wiegen bis zu 15 Kilogramm.

Laut der Militär-Datenwebseite Global Security hat die Hamas mittlerweile aber auch Raketen mit höherer Reichweite. So etwa die «M 302», bei denen es sich um Boden-Boden-Raketen mit einer Reichweite von etwa 150 Kilometern handelt. Die Hamas modifiziert stets ihre Waffen. Ein hochrangiges Hamas-Mitglied behauptete in einem Video gegenüber dem kremltreuen Fernsehsender Russia Today: «Wir haben lokale Fabriken für alles, für Raketen mit Reichweiten von 250, 160, 80 und zehn Kilometern.»

Die Qassam-Raketen haben zwar eine hohe Explosionskraft, lassen sich aber kaum steuern und können fehlgeleitet werden. Genau das wirft Israel derzeit der Hamas vor und gibt ihr die Schuld für die Explosionen im Al-Ahli-Spital. Ausserdem feuerte die Hamas am Dienstagabend eine ganze Salve von Raketen Richtung Israel ab. Es könnte also sein, dass eine fehlgeleitet war. «Es gibt viele Luftangriffe, viele misslungene Raketen und viele gefälschte Berichte der Hamas», warnte IDF-Sprecher Hagari.

Israel besitzt geheime Atomrakete

Israel hat derweil die am besten ausgestattete Armee im Nahen Osten und wird von den USA unterstützt. Zum Waffenarsenal der IDF gehören etwa «Delilah»-Raketen. Die Marschflugkörper können an Flugzeugen oder Fahrzeugen befestigt werden und besitzen eine Reichweite von 300 Kilometern. Ein weiterer Marschflugkörper der IDF ist der «Popeye Turbo», mit einer Reichweite von 200 Kilometern. Auch die beiden Luft-Boden-Raketen «Lorah» und «Popeye» zählen zum Waffendepot Israels. Diese Raketen werden bereits seit Jahren auf den Gazastreifen abgefeuert.

Die israelische Luftwaffe besitzt ausserdem amerikanische F-35 Jets, mit denen die Luftwaffe im Gazastreifen operiert. Und: Israel besitzt die Geheimwaffe Jericho, die nuklear betrieben wird. «Eine Jericho-3-Rakete mit einer Nutzlast von bis zu 1000 Kilo könnte Israel in die Lage versetzen, einen nuklearen Schlag gegen alle Länder des Nahen Ostens (einschliesslich Iran), Afrika, Europa und Asien durchzuführen», schreibt Global Security.

Wer für den Angriff auf das Al-Ahli-Spital verantwortlich ist, bleibt unklar. Doch die Situation im Gazastreifen bleibt für die Zivilisten und die Geiseln tödlich.

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