Er harrte nach Erdbeben im Kontroll-Tower aus
Fluglotse opferte sein Leben für Passagiere

Nach heftigen Beben am Freitag kam es auf der indonesischen Insel Sulawesi zu einem Tsunami. Die Lage ist unübersichtlich. Die Zahl der Oper ist auf 830 gestiegen.
Publiziert: 29.09.2018 um 04:02 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 09:13 Uhr
Tsunami trifft auf Indonesien
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Erneute Katastrophe:Tsunami trifft auf Indonesien

Schwere Erdbeben haben am Freitag die indonesische Insel Sulawesi erschüttert (BLICK berichtete). Danach kam es auch noch zu einem Tsunami. Die Zahl der Todesopfer ist mittlerweile auf mindestens 1203 gestiegen, wie das indonesische Nachrichtenportal «Kumparan» unter Berufung der nationalen Polizei berichtet.

Die Insel war am Freitag von zwei Erdbeben erschüttert worden. Das erste Beben hatte die Stärke 5,9, das zweite die Stärke 7,4. Anschliessend brach eine meterhohe Tsunamiwelle über die Westküste von Sulawesi - eine der grössten indonesischen Inseln - herein. Befürchtet wird, dass die Opferzahlen noch deutlich steigen.

Vier mal grösser als die Schweiz: Auf Sulawesi leben 17 Millionen Menschen.

Fluglotse opfert Leben für Passagiere

Unter den Opfern ist ein Fluglotse, der wegen seines heldenhaften Einsatzes auf der Insel Sulawesi geehrt wird. Anthonius Gunawan Agung leistete Dienst im Kontrollturm auf dem Flughafen Mutiara Sis Al Jufrie in Palu, als das Erdbeben Sulawesi erschütterte. Der 21-Jährige habe sich jedoch geweigert, seinen Posten zu verlassen, bevor nicht eine Maschine von Batik Air sicher gestartet sei, sagte ein Sprecher der Luftsicherheitsbehörde AirNav Indonesia.

Nach dem Start des Flugzeugs wurden die Erdstösse immer stärker - bis zu einer maximalen Stärke von 7,5. Agung sei mutmasslich vom vier Stockwerke hohen Tower gesprungen, um sich zu retten. Dabei soll er schwere innere Verletzungen und einen Beinbruch erlitten haben. Er verstarb noch vor Ort, der Rettungshelikopter kam für ihn zu spät.

Zerstörte Strassen erschweren Rettung

Der indonesische Vizepräsident Jusuf Kalla befürchtet, dass die Anzahl der Opfer «Tausende» erreichen wird, wenn der Kontakt mit abgelegenen Gebieten wiederhergestellt wird, in denen die Kommunikation unterbrochen wurde. Suchtrupps hätten in der Provinz Palu noch nicht alle Gebäude erreicht. «Wir haben Probleme, schweres Gerät einzusetzen, da viele Zufahrtstrassen zerstört wurden», sagte Wilem Rampangilei, Leiter des nationalen Zivilschutzes.

Leichenberge auf Sulawesi: Die Zahl der Oper ist auf 830 gestiegen.
Foto: Reuters
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Flughafen gesperrt

Betroffen sind neben Palu zahlreiche andere Gemeinden entlang von Sulawesis Westküste. Auch Kommunikations- und Verkehrsverbindungen sind beschädigt. Deshalb wird es möglicherweise noch Tage dauern, bis das genaue Ausmass der Katastrophe klar wird.

In Palu wurden auch eine Shopping Mall und eine Moschee schwer beschädigt. Zudem stürzte eine 250 Meter lange Brücke ein. Der Flughafen der rund 350'000 Einwohner zählenden Stadt ist wegen Schäden auf der Landebahn gesperrt. Nur Helikopter dürfen derzeit landen.

Kritik an Warnsystem

Viele Bewohner wurden am Freitag am Strand in Palu vom Tsunami überrascht. Dort sollte am Abend ein Festival stattfinden. Katastrophenschutz-Sprecher Sutopo Nugroho bestätigte: «Es gab keine Sirene. Viele Menschen waren sich der Gefahr nicht bewusst.»

Das nationale Zentrum für Meteorologie und Geophysik hatte nach dem schlimmsten Beben der Stärke 7,4 am Freitagabend zwar eine Tsunami-Warnung ausgegeben, sie aber nach nur einer halben Stunde wieder aufgehoben - aus Sicht von Kritikern viel zu früh. Die Behörde verteidigte sich mit dem Hinweis, dass das Wasser in diesem Moment schon wieder auf dem Rückzug gewesen sei.

Erinnerungen an 2004

Indonesien wird immer wieder von Naturkatastrophen heimgesucht. Am zweiten Weihnachtstag 2004 hatte ein Erdbeben vor der Küste der Insel Sumatra einen Tsunami ausgelöst, in dessen Folge in den östlichen Anrainerstaaten des Indischen Ozeans zirka 230'000 Menschen starben.

Das Zentrum des zweiten Erdbebens lag in rund zehn Kilometern Tiefe, etwa 80 Kilometer nördlich von Palu. Indonesien - mit mehr als 260 Millionen Einwohnern einer der bevölkerungsreichsten Staaten - liegt auf dem Pazifischen Feuerring, einer geologisch sehr aktiven Zone. Dort bebt die Erde immer wieder.

Bei mehreren Erdstössen auf der bei Touristen beliebten Insel Lombok - der Nachbarinsel von Bali - kamen im Sommer mehr als 500 Menschen ums Leben. Auch Vulkanausbrüche sind in Indonesien keine Seltenheit. (SDA)

Hunderte Häftlinge fliehen nach Erdbeben in Indonesien

Das schwere Erdbeben auf der indonesischen Insel Sulawesi hat die Mauern eines Gefängnisses in der Stadt Palu zum Einsturz gebracht. Mehrere hundert Häftlinge hätten daraufhin die Gelegenheit genutzt und seien geflohen, berichteten örtliche Medien am Samstag.

In der Haftanstalt sassen 560 Menschen ein. Mehr als die Hälfte sei entkommen, zitierte die staatliche Nachrichtenagentur Antara den Chef der Gefängniswärter, Adhi Yan Ricoh. Bei dem Beben und dem davon ausgelösten Tsunami vom Freitag starben nach bisherigen Erkenntnissen mehr als 380 Menschen.

Die Wärter hätten die Häftlinge nicht aufhalten können, weil diese in der Überzahl gewesen seien, sagte Adhi weiter. «Zudem mussten sich die Wärter selbst in Sicherheit bringen.» Die Behörden haben seinen Worten zufolge bisher nicht versucht, Geflohene aufzuspüren. Sie seien mit den Rettungsarbeiten nach dem Erdbeben vom Freitag und dem dadurch ausgelösten Tsunami beschäftigt, sagte Adhi. (SDA)

Das schwere Erdbeben auf der indonesischen Insel Sulawesi hat die Mauern eines Gefängnisses in der Stadt Palu zum Einsturz gebracht. Mehrere hundert Häftlinge hätten daraufhin die Gelegenheit genutzt und seien geflohen, berichteten örtliche Medien am Samstag.

In der Haftanstalt sassen 560 Menschen ein. Mehr als die Hälfte sei entkommen, zitierte die staatliche Nachrichtenagentur Antara den Chef der Gefängniswärter, Adhi Yan Ricoh. Bei dem Beben und dem davon ausgelösten Tsunami vom Freitag starben nach bisherigen Erkenntnissen mehr als 380 Menschen.

Die Wärter hätten die Häftlinge nicht aufhalten können, weil diese in der Überzahl gewesen seien, sagte Adhi weiter. «Zudem mussten sich die Wärter selbst in Sicherheit bringen.» Die Behörden haben seinen Worten zufolge bisher nicht versucht, Geflohene aufzuspüren. Sie seien mit den Rettungsarbeiten nach dem Erdbeben vom Freitag und dem dadurch ausgelösten Tsunami beschäftigt, sagte Adhi. (SDA)

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