Verkehrs-Zoff in Deutschland
Autofahrer trotzen Strassensperrung und bespucken Anwohner

In einer baden-württembergischen Gemeinde gehts drunter und drüber. Grund dafür sind Strassensperrungen. Bis zu 800 Autofahrerinnen und Autofahrer nehmen täglich eine illegale Abkürzung. Manche von ihnen bespucken Anwohner und schreien sich gegenseitig an.
Publiziert: 16.06.2023 um 21:16 Uhr

Im Süddeutschen Krauchenwies herrscht Verkehrschaos. Grund dafür sind nicht nur eine, sondern gleich zwei Strassensperrungen. Die B311, die eigentliche Ortsdurchfahrt der Gemeinde, ist momentan wegen Abrissarbeiten gesperrt. Zwar gibt es eine offizielle Umleitung. Doch viele Autofahrerinnen und Autofahrer nehmen lieber einen anderen Weg.

Sie wollen über die Alte Menger Strasse abkürzen. Doch dort dürfen bis Ende Juni nur Linienbusse, Polizei und Rettungskräfte durch. Denn: Die Strasse ist eng, zwei Autos können kaum aneinander vorbeifahren. Rund 800 Autofahrerinnen und Autofahrer interessiert das täglich herzlich wenig – sie befahren die Strasse trotzdem. Die Anwohner sind besorgt.

Besorgter Anwohner wird angespuckt

«Es gibt hier keinen Gehweg und es wohnen einige Senioren und Kinder in der Strasse. Wir machen uns einfach Sorgen, dass bald etwas passiert», sagt Anwohner Richard Hartl gegenüber der «Schwäbischen Zeitung». Hinzu kommt, dass weder Linienbusse noch Rettungskräfte durchkommen, wenn Autofahrerinnen und Autofahrer die Strasse behindern. Einmal habe ein Lastwagen 200 Meter zurücksetzen müssen, um einen Linienbus durchzulassen.

In Baden-Württemberg sorgen Strassensperrungen für verärgerte Autofahrer – und verzweifelte Anwohner. (Symbolbild)
Foto: Getty Images
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Um den Verkehr aufzuhalten, haben manche Anwohner inzwischen ihre Höfe für wendende Autos gesperrt – und wurden von den Fahrerinnen und Fahrern angefeindet, wie Hartl erzählt: «Einer meiner Nachbarn wurde bereits von einem Lastwagenfahrer und einem Autofahrer angespuckt, als dieser auf das Verbot aufmerksam gemacht hat». Doch auch unter den Autofahrenden herrscht ein rauer Ton: «Autofahrer steigen aus und schreien sich gegenseitig an, wer jetzt zurückfahren soll», so Hartl.

Immerhin ist eine Besserung in Sicht. Die Polizei ist informiert und will in den kommenden Tagen die Kontrollen verschärfen. Zudem wolle man Autofahrende verwarnen und Bussgelder verordnen. «Uns geht es nicht unbedingt darum, dass die Autofahrer bestraft werden sollen. Wir hoffen einfach auf Einsicht», sagt Hartl. (mrs)

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