Vergleich mit Nazi-Jagdflieger
Ukrainischer Pilot wird zur problematischen Heldenfigur

Der Kampfjet-Pilot Major Wadim Woroschilow ist mit der ukrainischen Heldenmedaille ausgezeichnet worden. Für Russen ist er aber ein Nazi. Was steckt dahinter?
Publiziert: 09.12.2022 um 18:18 Uhr
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Aktualisiert: 13.12.2022 um 14:35 Uhr
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Chiara SchlenzAusland-Redaktorin

Das Gesicht blutverschmiert, die Daumen siegreich in die Luft gestreckt – so präsentiert sich Major Wadim Woroschilow am 12. Oktober auf einem Foto, das nun um die Welt geht. Kurz bevor das Bild entstanden ist, soll der ukrainische Jagdflieger nur knapp dem Tod entronnen sein – gerettet durch den Schleudersitz seiner MiG-29. Zwei russische Raketen und fünf iranische Schahed-136-Drohnen soll er abgeschossen haben, bevor sein Flugzeug zum Absturz gebracht wurde.

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Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski (44) überreicht Woroschilow diese Woche deshalb den goldenen Stern des Helden der Ukraine, die höchste ukrainische Tapferkeitsmedaille. Namen hat der Mann viele, wie die «Aargauer Zeitung» (AZ) schreibt: «Schahed-Kiler, «ukrainischer Maverick», in Anspielung auf den US-Kultfilm «Top Gun», oder auch «Karaya». Dies ist das Rufzeichen, das der Jetpilot stolz auf seinem Fliegerhelm trägt. Aus diesem Grund trägt er auf der russischen Gegenseite einen anderen Namen: «Ukronazi-Pilot».

Wadim Woroschilow – ein Held für die Ukraine, ein Nazi für Russland.
Foto: Twitter / @DefenceU
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«Karaya-1» bester Jagdflieger aller Zeiten

Grund dafür ist das Vorbild für sein Rufzeichen. Unter dem Spitznamen «Karaya-1» wurde der deutsche Jagdflieger Erich «Bubi» Hartmann (1922-1993) im Zweiten Weltkrieg berühmt: Total soll er 352 feindliche Flugzeuge abgeschossen haben. Hartmann und seine Staffelkameraden nannten sich fortan «Karaya-1», angelehnt an den damals beliebten Schlager «Das exotische Märchen Karaya».

1945 wurde der Star-Pilot von US-Truppen an die Sowjetunion ausgeliefert, wo er zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt wurde. Für Hartmann ein unfaires Urteil – schliesslich habe er als Jagdflieger nie das Kriegsrecht gebrochen, sagte er. 1955 wurde er vorzeitig begnadigt und durfte zurück nach Deutschland, wo er in der Luftwaffe der Bundeswehr Karriere machte.

Russen nutzen «Karaya»-Hinweis für Propaganda

Woroschilows Bezug zum berühmten Nazi-Jagdflieger ist natürlich ein gefundenes Fressen für die russische Propaganda. Denn diese versucht, in aller Regel mit Lügen oder haltlosen Behauptungen, die demokratische Ukraine als Neuauflage des Nazi-Staates darzustellen, gegen den sich Russland wehren müsse.

Kein Wunder also, dass Kreml-Propagandisten mit Freude darauf hinweisen, dass viele der von Hartmann getöteten Sowjetpiloten wohl Ukrainer waren. Laut der «AZ» haben sich weder Woroschilow noch die offizielle Ukraine zu diesen Vorwürfen geäussert.

Auf Twitter bittet man aber um Nachsicht für den Ukrainer: Es sei ja klar, dass man sich als Jagdflieger-Grösse «gerne mit den Allerbesten» vergleiche.

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