«Verdacht auf Gesetzesverstoss»
China bestätigt Ermittlungen gegen Interpol-Präsidenten

Tagelang hörte die Frau des Interpol-Präsidenten Meng Hongwei nichts von ihm. Jetzt geben die chinesischen Behörden bekannt, dass eine Untersuchung gegen ihn läuft.
Publiziert: 07.10.2018 um 19:37 Uhr
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Aktualisiert: 08.10.2018 um 09:21 Uhr

Gegen Interpol-Präsident Meng Hongwei wird in China ermittelt. Wie die Nachrichtenagentur AFP berichtet, steht Meng unter dem «Verdacht, gegen das Gesetz verstossen zu haben». Mengs Familie hatte Ende September den Kontakt zu ihm verloren, nachdem er in sein Heimatland gereist war.

Seine Frau meldete ihn schliesslich bei den Behörden in Frankreich als vermisst - Interpol hat seinen Sitz in Lyon. Die Ehefrau wandte sich auch mit einer Erklärung an die Öffentlichkeit. «Diese Angelegenheit betrifft die internationale Gemeinschaft», sagte sie am Sonntag in Lyon. Sie habe dabei aus Sorge um ihre Sicherheit den Kameras den Rücken zugedreht und mit zitternder Stimme gesprochen.

Die Hongkonger Zeitung «South China Morning Post» berichtet, Meng soll in Gewahrsam genommen worden sein, direkt nachdem er in China gelandet war.

Erster Chinese im Amt: Interpol-Präsident Meng Hongwei.
Foto: REUTERS

Was genau dem Vizepolizeiminister vorgeworfen wird, ist nicht klar.

Wie AFP unter Berufung auf das Pariser Innenministerium meldet, wurde Mengs Frau in Frankreich unter Polizeischutz gestellt, nachdem sie von Drohungen über soziale Netzwerke und per Telefon berichtet hatte.

Zuletzt erhielt die Frau ein beunruhigendes Emoticon

Am Rande ihrer Erklärung in Lyon habe die Frau Journalisten erzählt, dass sie zuletzt am 25. September von ihrem Mann gehört habe: Er habe ihr eine Nachricht geschrieben, dass sie auf seinen Anruf warten solle - und dann ein Emoticon hinterhergeschickt, das eine Gefahrensituation ausdrücke.

Interpol ist die wichtigste internationale Polizeiorganisation der Welt. Die 192 Mitgliedstaaten tauschen unter anderem Informationen zu gesuchten Personen aus.

Meng war 2016 als erster Chinese zum Interpol-Präsidenten gewählt worden - eine international durchaus umstrittene Personalie. Sie hatte vor allem unter Menschenrechtlern Besorgnis ausgelöst. Amnesty International warf China damals vor, schon lange zu versuchen, Interpol für die Fahndung nach chinesischen Dissidenten und Aktivisten zu benutzen.

Der Interpol-Präsident wird immer für vier Jahre ernannt und steht dem Exekutivausschuss der Organisation vor. Dieses Gremium wacht über die Umsetzung der Entscheidungen der jährlichen Generalversammlung der Organisation. Für die Führung der Alltagsgeschäfte von Interpol ist Generalsekretär Stock verantwortlich. (SDA/noo)

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