«Gefährlichste Phase der Pandemie»
Deutschland fürchtet impfresistente Coronavirus-Mutanten

Deutschland warnt vor Coronavirus-Supermutanten. Derzeit steigen die Infektionszahlen wöchentlich um 30 Prozent. Werde diese Entwicklung nicht gebremst, stossen Krankenhäuser wieder an Belastungsgrenzen. Mutanten würden vorab Jüngere auf Intensivstationen bringen.
Publiziert: 28.03.2021 um 01:27 Uhr
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Aktualisiert: 01.05.2021 um 22:12 Uhr

Lockerungschaos in Deutschland. Erst rudert Kanzlerin Angela Merkel (66) zurück - «Die Idee der Osterruhe war ein Fehler». Jetzt warnt ihr Kanzleramtsminister vor dem Auftauchen impfresistenter Corona-Mutanten. «Wir sind in der gefährlichsten Phase der Pandemie», so der ausgebildete Intensivmediziner und CDU-Politiker Helge Braun (48).

«Wenn jetzt parallel zum Impfen die Infektionszahlen wieder rasant steigen, wächst die Gefahr, dass die nächste Virus-Mutante immun wird gegen den Impfstoff.» Das sagte der promovierte Arzt der «Bild am Sonntag». «Dann stünden wir wieder mit leeren Händen da. Dann bräuchten wir neue Impfstoffe, dann müssten wir mit dem Impfen wieder ganz von vorn beginnen.»

Laut Braun seien alle Warnungen leider auch immer eingetroffen. Die dritte Welle habe das Potential, schlimmer als die zweite zu werden, weil sie durch eine ansteckendere Mutante des Covid-19-Virus ausgelöst würde.

Übereilte Lockerungen könnten alle Impfbemühungen zunichte machen.
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Osterferien «schlicht nicht verantwortbar»

Dem Merkel-Vertrauten zufolge stehe das Land «vor einer dritten grossen Welle». Lockerungen zu diesem Zeitpunkt bezeichnet er als falsch. Statt weitere acht Wochen vorsichtig zu sein, würden damit «extreme Risiken» eingegangen. Die Bevölkerung wird «um noch ein bisschen Durchhaltevermögen gebeten».

Der starke Infektionsanstieg seit Monatsbeginn verbiete Öffnungsschritte, so Braun. Am 2. März wies Deutschland 116'000 Infizierte auf, am Samstag lag die Zahl bei 202'000, was fast einer Verdoppelung in etwas mehr als drei Wochen entspricht. In der Schweiz verläuft die Kurve weit flacher. Öffnungsschritte würden sich in einer Zeit verbieten, so Braun, in der die Infektionszahlen jede Woche um 30 Prozent wachsen. Sonst drohe nach Ostern eine Inzidenz von über 200: «Dann kommen die Krankenhäuser an ihre Belastungsgrenze, weil die Virus-Mutante viel mehr jüngere Menschen auf die Intensivstation bringt, die dort länger behandelt werden müssen.» Osterferien seien derzeit «schlicht nicht verantwortbar».

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Die Chance auf einen weitgehend normalen Sommer dürfe jetzt nicht durch ein paar Wochen zu frühe Lockerungen gefährdet werden. Wenn alles gut gehe, könne Deutschland frühestens an Pfingsten lockern. Er «rechne damit, dass die entlastende Wirkung durch das Impfen und durch den Beginn der warmen Jahreszeit im Mai spürbar sein wird (...) vorausgesetzt, die Situation läuft bis dahin nicht aus dem Ruder.» (kes)

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