FBI ermittelt gegen Clinton
Stolpert Hillary über Grüsel-Weiner?

Der amerikanische Wahlkampf ist in Aufruhr. Wegen einer Sexting-Affäre kommen weitere Beweise gegen Hillary Clinton ans Licht. Um was geht es wirklich?
Publiziert: 29.10.2016 um 10:52 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 15:40 Uhr
FBI ermittelt wieder gegen Clinton
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E-Mail-Affäre:FBI ermittelt wieder gegen Clinton
Peter Hossli

Die Aktien an der Wall Street verlieren ein halbes Prozent. Der mexikanische Peso stürzt ab. Weil die Wettbüros die Wahlchancen von Donald Trump (70) um acht Prozent erhöhen.

Was ist passiert? Das FBI hat am Freitag bekannt gegeben, dass es möglicherweise neue Beweise gibt in der Untersuchung des privaten Mailservers von Hillary Clinton (69). Und dass es weiter gegen Clinton ermittelt.

Wahlkampf in Aufruhr

In heller Aufruhr ist seither der amerikanische Wahlkampf.

Trump sieht sich bestätigt, dass Clinton etwas zu verstecken hat. «Sperrt sie ein, sperrt sie ein», rufen seine Anhänger – und meinen Hillary. Für Trump ist der Mail-Skandal «schlimmer als Watergate».

Clinton selbst schweigt zuerst, dann verlangt sie vom FBI eine vollständige Aufklärung.

Amerikanische Nachrichtensender berichten nur noch über mögliche Folgen für die Wahl am 8. November.

Mails über privaten Server

Um was geht es genau? Und welche Konsequenzen hat dies für das Wohnrecht im Weissen Haus?

Als Aussenministerin hat Hillary Clinton ihre Mails über einen privaten Server abgewickelt. Weil das staatliche System zu kompliziert war, sagt sie. Weil sie etwas zu verstecken hat, sagen ihre Gegner.

Das FBI eröffnete eine Untersuchung, und wollte vor allem wissen, ob sie riskierte, dass geheime Dokumente publik werden. Es kam zum Schluss: zwar hat Clinton fahrlässig gehandelt, aber keine Gesetze gebrochen. Von einer Anklage sah Justizministerin Loretta Lynch (57) ab.

Trump akzeptierte den Befund nicht und sagte, Clinton habe Tausende von Mails gelöscht oder dem FBI nie ausgehändigt.

Gibt ihm die neue Entwicklung Recht? Stand jetzt: nein.

Es gibt keine Hinweise, dass Clinton Mails zurückgehalten. Oder dass sie Gesetze gebrochen hat.

Sexting-Affäre

Gemäss Recherchen von «Newsweek» hat Clinton die vom FBI angesprochenen Mails weder empfangen noch verschickt. Untersucht werde der Computer ihrer engsten Mitarbeiterin Huma Abedin (40). Es geht – um Sexting.

Abedins Gatte Anthony Weiner (52) schickte während Jahren über Twitter sexuell anzügliche Fotos an andere Frauen. Meist von sich selbst, entblösst.

Das FBI untersucht den Vorwurf, ob Minderjährige betroffen sind. Abedin hat sich mittlerweile von Weiner getrennt. Doch dessen Verhalten holt nun die Kandidatur ihrer Chefin ein.

Für die Untersuchung beschlagnahmte das FBI einen Computer, den sich Abedin und Weiner teilte.

Clintons Mitarbeiterin verschiebt Mails

Gemäss «Newsweek» führte Abedin vier Mail-Konten. Dasjenige vom US-Aussenministerium, eines von Yahoo, eines von Clintonmail sowie ein viertes, das sie mit ihrem Mann teilte.

Da Hillary Clinton ihre Nachrichten gerne auf Papier liest, druckte Abedin sie oft für ihre Chefin aus. Das System des Aussenministeriums sei nicht sehr benutzerfreundlich gewesen, deshalb bewegte Abedin die Nachrichten in das Yahoo- und das Clintonmail-Konto und druckte es von dort aus.

Über die Cloud kamen die Mails vom Aussenministerium auf den Laptop, den Weiner und Abedin teilten.

Womöglich hat Abedin nun ein grösseres Problem. Hat sie geheime Dokumente verschoben, verletzte sie wohl ihre Sorgfaltspflichten.

Heisse Schlussphase

Clinton hingegen hat ein politisches Problem. Ihr ursprünglicher Fehler suchte sie nun zehn Tage vor den Wahlen heim: dass sie Mails über einen privaten Server abwickelte. Trump dürfte in den nächsten Tagen über nichts anderes mehr reden.

Ob die Entwicklung Clinton das Weisse Haus kostet? Zumindest die Börse sieht das nicht so. Sie erholte sich im Laufe des Freitags und schloss im Plus.

Klar ist: die Schlussphase dieser Wahl wird gemein heiss werden.

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