USA gelingt der nächste Schlag im Wirtschaftskrieg
Keine Hightech mehr für China

Um die Grossmacht China beim Ausbau der Armee zu stoppen, wollen die USA, Japan und die Niederlande die Ausfuhr von Mikrochip-Technologie beschränken. Die Reaktion von China könnte doppelspurig erfolgen: mit erhöhter eigener Produktion und Vergeltung.
Publiziert: 01.02.2023 um 16:38 Uhr
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Aktualisiert: 01.02.2023 um 16:56 Uhr
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Guido FelderAusland-Redaktor

Gemeinsam mit den USA ziehen nun auch die Niederlande und Japan gegen China in den Wirtschaftskrieg. Die drei Länder, die in der Chiptechnologie weltweit führend sind, wollen dafür sorgen, dass China der Zugang zu Maschinen für die Herstellung von Mikrochips beschränkt wird. Details sind noch keine bekannt.

In den Niederlanden befindet sich mit ASML der Weltmarktführer für Fertigungsanlagen von Hochleistungschips. Diese 160 Millionen Euro teuren Maschinen können mit extremem Ultraviolett-Licht Milliarden von Transistoren auf fingernagelgrosse Mikrochips brennen. Die japanischen Firmen Nikon und Tokyo Electron ihrerseits stellen wichtige Komponenten für deren Fertigung an.

Im Oktober hatte die US-Regierung gegenüber China strenge Exportkontrollen eingeführt, weil Mikrochips zur Herstellung von Waffen und die Verbesserung der Militärlogistik sowie zur Überwachung verwendet werden. Gleichzeitig übten die USA Druck auf Japan und die Niederlande aus.

Von den Exportbeschränkungen ist die Firma ASML im niederländischen Veldhoven betroffen.
Foto: Bloomberg via Getty Images
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China wird selber produzieren

Japan hatte schon bald angekündigt, dass es sich den USA anschliessen würde. Die niederländische Regierung unter Mark Rutte (55) zögerte monatelang, weil eine Exportbeschränkung der Firma ASML wirtschaftlich schaden dürfte. 15 Prozent der ASML-Exporte gehen zurzeit nach China.

ASML-Chef Peter Wennink (65) warnte vor den Einschränkungen. Er hoffe, dass die Regierungen eine sinnvolle Lösung erzielten, die keine katastrophalen Auswirkungen auf die Wirtschaftszweige habe. In einem Interview mit Bloomberg News sagte er, dass China als Konsequenz solche Maschinen in Zukunft selber herstellen werde. Wennink: «Das wird Zeit brauchen, aber sie werden es am Ende des Tages schaffen.»

Von vielen Drittländern abhängig

Diese Aussage unterstreicht Simona A. Grano (44), China-Expertin an der Uni Zürich. «Die chinesische Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, die einheimische Produktion von Halbleitern bis 2030 auf 80 Prozent der Inlandsnachfrage zu steigern. Die von den USA verhängten zunehmenden Exportkontrollen werden die chinesische Halbleiterindustrie weiter dazu ermutigen, ernsthaft an der heimischen Leistungsfähigkeit und Kapazität zu arbeiten.»

Aber auch wenn China bis 2030 wahrscheinlich über die grösste Halbleiterproduktionskapazität verfügen werde, bedeute dies keineswegs die weltweite Vormachtstellung. Grano: «Dies liegt daran, dass die Halbleiterindustrie von vielen Drittländern abhängig ist, zum Beispiel von den Niederlanden für die Produktionsmaschinen oder von den USA für die Entwicklungssoftware.»

China stoppen

Simona A. Grano sieht im Zusammenschluss der drei Länder die generelle Absicht, Chinas technologischen Aufstieg zu stoppen. Die amerikanische Aussenpolitik bemühe sich darum, mit einem koordinierten Vorgehen «Chinas aggressives Verhalten und seine Fähigkeit zur Umsetzung seiner Drohungen – zum Beispiel einen Krieg gegen Taiwan – zu verhindern».

Zurzeit werden 92 Prozent der modernsten Chips in Taiwan hergestellt. Ein Klumpenrisiko, das die USA ebenfalls vermindern wollen. Simona A. Grano: «Die Tatsache, dass die Firma TSMC auf Druck der USA eine Chipfabrik in Arizona baut, die bis 2024 betriebsbereit sein soll, könnte Taiwans führende Rolle in dem System möglicherweise verringern», sagt Simona A. Grano.

Reagiert China mit Vergeltung?

Über die neuen Exportbeschränkungen wurde nicht offiziell informiert. Vor allem Japan und die Niederlande halten sich bei diesem Thema still. Sie befürchten Vergeltung von Peking, weil sie sich der amerikanischen Politik anschliessen. Grano geht davon aus, dass eine Vergeltung aus wirtschaftlicher Erpressung und der Verhängung von hohen Zöllen auf bestimmten Produkten bestehen könnte.

Seit 2018 besteht zwischen den beiden Wirtschaftsmächten USA und China ein Handelsstreit. Der ehemalige US-Präsident Donald Trump (76) erhöhte alte und verhängte neue Importzölle auf Waren aus China – China reagierte mit eigenen Strafzöllen auf US-Waren.

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