US-Wahlen 2020: Facebook löscht Kampagne aus Russland
Putins Trolle sind zurück – und helfen wieder Trump

Russland mischt sich erneut in die US-Wahlen ein. Facebook gab am Montag bekannt, dass mehrere Trolle gegen Joe Biden und für Donald Trump Stimmung gemacht haben. Die Hintergründe.
Publiziert: 22.10.2019 um 08:09 Uhr
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Aktualisiert: 22.10.2019 um 09:30 Uhr
Nicola Imfeld aus San Diego (USA)

Alarm in Washington! Gut ein Jahr vor den kommenden Präsidentschaftswahlen sind die Trolle zurück. Facebook-Gründer Mark Zuckerberg (35) gab am Montag an einer Pressekonferenz bekannt, dass sein Unternehmen drei Kampagnen aus dem Iran und eine aus Russland entdeckt und gestoppt habe. In allen vier Fällen gaben sich die Übeltäter als gewöhnliche Nutzer mit Wohnsitz in den USA aus.

Besonders die Kampagne aus Russland sorgt in Amerika für rote Köpfe. Zur Erinnerung: Die Einmischungen des Kremls in die Wahlen 2016 wurden inzwischen nachgewiesen. Damals streuten russische Trolle gezielte Desinformationen in sozialen Netzwerken, um der demokratischen Präsidentschaftskandidatin und Trump-Herausforderin Hillary Clinton (73) zu schaden. 

Die neuerlichen Versuche Russlands gehen laut Facebook auf das Konto derselben Gruppe zurück, die bereits 2016 ihre Hände im Spiel hatte. Sie soll dieses Jahr vor allem auf Instagram aktiv gewesen sein und zahlreiche Profile in den Swing States – also jenen US-Bundesstaaten, deren Ausgang bei US-Wahlen besonders von Bedeutung sind – erstellt haben.

Facebook-Gründer und CEO Mark Zuckerberg sagte am Montag auf einer Pressekonferenz, dass sein Unternehmen drei Kampagnen aus dem Iran und eine aus Russland entdeckt und gestoppt habe.
Foto: keystone
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Trolle loben Trump, kritisieren Biden

Die Fake-Profile nahmen Stellung zu spaltenden politischen Themen und die bevorstehende Präsidentschaftswahl. Laut Facebook hätten die Trolle mehrheitlich Donald Trump (73) gelobt, währenddem sein ärgster politischer Rivale, Joe Biden (76), oft angegriffen wurde. 

Die «Washington Post» nannte am Montag ein konkretes Beispiel. So soll sich ein russischer Troll als «schwarzer Wähler» mit Wohnsitz im Bundesstaat Michigan ausgegeben haben. Unter dem Aktivisten-Hashtag #blacklivesmatter kritisierte er Joe Biden beinahe täglich für dessen Ausrutscher in rassistischen Fragen. Einige Beiträge des Fake-Profils lobten indes Bernie Sanders (78) – den linken Rivalen von Biden. 

Paul Barrett, Professor an der New York University, schätzte die Erkenntnisse für die «Washington Post» ein: «Wir sehen wieder, dass das Ziel der Russen nicht nur darin besteht, einen Kandidaten gegenüber einem anderen zu bevorzugen, sondern innerhalb der Wählerschaft insgesamt Spaltungen zu schaffen.»

Zuckerberg kritisiert Trump-Regierung

Die Pressekonferenz von Facebook wird in den USA als weiterer Beweis angesehen, dass sich russische Akteure weiterhin in die amerikanische Demokratie einmischen würden. Dies wird auch von den US-Geheimdiensten gestützt. Und Präsident Trump? Er hat in der Vergangenheit die Wahleinmischungen Russlands im Jahr 2016 wiederholt als «Schwindel» abgetan. Beobachter befürchten, dass er die jetzige Bedrohung aus dem Kreml abermals nicht ernst nehmen werde.

Facebook-Gründer Mark Zuckerberg betonte vergangene Woche in mehreren Interviews, dass sich das Problem der Desinformation seit 2016 massiv verschärft habe. Dabei kritisierte Zuckerberg auch die US-Regierung um Trump. Er sagte im Gespräch mit der «Washington Post»: «Leider hatten die USA nach 2016 keine besonders starke Reaktion auf Russland gezeigt. Damit signalisierten sie anderen Ländern, dass es okay sei, in diese Richtung etwas zu machen.»

So will Facebook gegen Fake News vorgehen

Das Unternehmen teilte am Montag aber auch Massnahmen mit, um die Verbreitung von Propaganda und gefälschter Nachrichten bei seinen verschiedenen Online-Netzwerken einzudämmen. So sollen künftig staatlich kontrollierte Medien – wie etwa der russische Fernsehsender Russia Today – gut sichtbar als solche gekennzeichnet werden. Zudem wird das Online-Netzwerk bei Beiträgen, die von unabhängigen Faktenprüfern für falsch erklärt wurden, prominenter darauf hinweisen.

Facebook sei in den vergangenen Jahren im Kampf gegen Propaganda und gefälschte Nachrichten deutlich besser geworden, betonte Zuckerberg. Zugleich sei das Online-Netzwerk aber immer ausgeklügelteren Attacken aus Ländern wie Russland, Iran und China ausgesetzt.

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